Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von der Erbnutzbarkeit.
sualis) genannt. Da die Zinse nur eine Be-
schwerde ist (§. 409.); so hat der Zins-
mann mit völligem Rechte das Eigen-
thum (pleno jure dominus). Die Zinse
kann in Gelde, oder in einer jeden an-
dern beweglichen Sache bestehen, nach-
dem man nämlich es verabredet. Wenn
die Zinse aus Freygebigkeit aufgeleget,
oder bey einer geschenckten Sache vor-
behalten wird; so wird die Grösse der-
selben nach Gefallen von dem, der sie
aufgelegt, oder vorbehalten, bestimmt
(§. 314.): Wenn sie aber gekauft wird,
so muß sie in den Schrancken der er-
laubten Zinsen vor geborgtes Geld ver-
bleiben, oder der Nutzbarkeit der Sa-
che nach der Verhältniß des Preißes,
welcher gezahlt wird, zu dem wahren
Preiße der Sache proportioniret wer-
den: Wenn sie endlich in einer verkauf-
ten Sache vorbehalten wird; so muß
ihr Preiß von dem Preiße der Sache
abgezogen werden. Da der Zinsherr
das Zinsrecht erlassen kann (§. 342.); so
wird das Zinsgut frey, wenn er sein
Recht entweder umsonst, oder für ei-
nen gewissen Preiß erläßt; weil alsdann
sein Recht erlöschet (§. 337.).

§. 734.

Das Erbgrundrecht (jus superficiei,Vom
Erb-
grund-
rechte.
vel superficiarium) nennt man das Recht auf
seine Kosten etwas auf dem Grund und Bo-

den
K k 3

Von der Erbnutzbarkeit.
ſualis) genannt. Da die Zinſe nur eine Be-
ſchwerde iſt (§. 409.); ſo hat der Zins-
mann mit voͤlligem Rechte das Eigen-
thum (pleno jure dominus). Die Zinſe
kann in Gelde, oder in einer jeden an-
dern beweglichen Sache beſtehen, nach-
dem man naͤmlich es verabredet. Wenn
die Zinſe aus Freygebigkeit aufgeleget,
oder bey einer geſchenckten Sache vor-
behalten wird; ſo wird die Groͤſſe der-
ſelben nach Gefallen von dem, der ſie
aufgelegt, oder vorbehalten, beſtimmt
(§. 314.): Wenn ſie aber gekauft wird,
ſo muß ſie in den Schrancken der er-
laubten Zinſen vor geborgtes Geld ver-
bleiben, oder der Nutzbarkeit der Sa-
che nach der Verhaͤltniß des Preißes,
welcher gezahlt wird, zu dem wahren
Preiße der Sache proportioniret wer-
den: Wenn ſie endlich in einer verkauf-
ten Sache vorbehalten wird; ſo muß
ihr Preiß von dem Preiße der Sache
abgezogen werden. Da der Zinsherr
das Zinsrecht erlaſſen kann (§. 342.); ſo
wird das Zinsgut frey, wenn er ſein
Recht entweder umſonſt, oder fuͤr ei-
nen gewiſſen Preiß erlaͤßt; weil alsdann
ſein Recht erloͤſchet (§. 337.).

§. 734.

Das Erbgrundrecht (jus ſuperficiei,Vom
Erb-
grund-
rechte.
vel ſuperficiarium) nennt man das Recht auf
ſeine Koſten etwas auf dem Grund und Bo-

den
K k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0553" n="517"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erbnutzbarkeit.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ualis)</hi> genannt. Da die Zin&#x017F;e nur eine Be-<lb/>
&#x017F;chwerde i&#x017F;t (§. 409.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">hat der Zins-<lb/>
mann mit vo&#x0364;lligem Rechte das Eigen-<lb/>
thum</hi> <hi rendition="#aq">(pleno jure dominus).</hi> <hi rendition="#fr">Die Zin&#x017F;e<lb/>
kann in Gelde, oder in einer jeden an-<lb/>
dern beweglichen Sache be&#x017F;tehen,</hi> nach-<lb/>
dem man na&#x0364;mlich es verabredet. <hi rendition="#fr">Wenn<lb/>
die Zin&#x017F;e aus Freygebigkeit aufgeleget,<lb/>
oder bey einer ge&#x017F;chenckten Sache vor-<lb/>
behalten wird; &#x017F;o wird die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der-<lb/>
&#x017F;elben nach Gefallen von dem, der &#x017F;ie<lb/>
aufgelegt, oder vorbehalten, be&#x017F;timmt<lb/>
(§. 314.): Wenn &#x017F;ie</hi> aber <hi rendition="#fr">gekauft wird,<lb/>
&#x017F;o muß &#x017F;ie in den Schrancken der er-<lb/>
laubten Zin&#x017F;en vor geborgtes Geld ver-<lb/>
bleiben, oder der Nutzbarkeit der Sa-<lb/>
che nach der Verha&#x0364;ltniß des Preißes,<lb/>
welcher gezahlt wird, zu dem wahren<lb/>
Preiße der Sache proportioniret wer-<lb/>
den: Wenn &#x017F;ie</hi> endlich <hi rendition="#fr">in einer verkauf-<lb/>
ten Sache vorbehalten wird; &#x017F;o muß<lb/>
ihr Preiß von dem Preiße der Sache<lb/>
abgezogen werden.</hi> Da der Zinsherr<lb/>
das Zinsrecht erla&#x017F;&#x017F;en kann (§. 342.); &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">wird das Zinsgut frey, wenn er &#x017F;ein<lb/>
Recht entweder um&#x017F;on&#x017F;t, oder fu&#x0364;r ei-<lb/>
nen gewi&#x017F;&#x017F;en Preiß erla&#x0364;ßt;</hi> weil alsdann<lb/>
&#x017F;ein Recht erlo&#x0364;&#x017F;chet (§. 337.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 734.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Das Erbgrundrecht</hi><hi rendition="#aq">(jus &#x017F;uperficiei,</hi><note place="right">Vom<lb/>
Erb-<lb/>
grund-<lb/>
rechte.</note><lb/><hi rendition="#aq">vel &#x017F;uperficiarium)</hi> nennt man das Recht auf<lb/>
&#x017F;eine Ko&#x017F;ten etwas auf dem Grund und Bo-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[517/0553] Von der Erbnutzbarkeit. ſualis) genannt. Da die Zinſe nur eine Be- ſchwerde iſt (§. 409.); ſo hat der Zins- mann mit voͤlligem Rechte das Eigen- thum (pleno jure dominus). Die Zinſe kann in Gelde, oder in einer jeden an- dern beweglichen Sache beſtehen, nach- dem man naͤmlich es verabredet. Wenn die Zinſe aus Freygebigkeit aufgeleget, oder bey einer geſchenckten Sache vor- behalten wird; ſo wird die Groͤſſe der- ſelben nach Gefallen von dem, der ſie aufgelegt, oder vorbehalten, beſtimmt (§. 314.): Wenn ſie aber gekauft wird, ſo muß ſie in den Schrancken der er- laubten Zinſen vor geborgtes Geld ver- bleiben, oder der Nutzbarkeit der Sa- che nach der Verhaͤltniß des Preißes, welcher gezahlt wird, zu dem wahren Preiße der Sache proportioniret wer- den: Wenn ſie endlich in einer verkauf- ten Sache vorbehalten wird; ſo muß ihr Preiß von dem Preiße der Sache abgezogen werden. Da der Zinsherr das Zinsrecht erlaſſen kann (§. 342.); ſo wird das Zinsgut frey, wenn er ſein Recht entweder umſonſt, oder fuͤr ei- nen gewiſſen Preiß erlaͤßt; weil alsdann ſein Recht erloͤſchet (§. 337.). §. 734. Das Erbgrundrecht (jus ſuperficiei, vel ſuperficiarium) nennt man das Recht auf ſeine Koſten etwas auf dem Grund und Bo- den Vom Erb- grund- rechte. K k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/553
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/553>, abgerufen am 23.04.2024.