Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Theil 1. Abth. 3. Hauptstück.
Zeugung einen Grad, und eine abstam-
mende Person ist dem Stamme in dem
Grade als ein Blutsfreund verwandt,
welchen die Zahl der Zeugungen an-
zeigt, durch welche er von dem Stam-
me abstammt;
also ist der Sohn ein Bluts-
freund des Vaters im ersten Grad, des Groß-
vaters im andern, des Aeltervaters im drit-
ten. Und daher erhellet, welche Blutsfreun-
de die nahe Anverwandten (propiores),
die weitläuftigeren (remotiores), und die
nächsten Verwandten (proximi) sind.

§. 880.
Von den
Graden
der hö-
hern und
niedern
Ord-
nung.

Die Grade der höhern Ordnung
(gradus ordinis superioris) sind, welche in
der Blutsfreundschaft einer Person mit einer
andern in der aufsteigenden Linie statt finden;
der niedern Ordnung (ordinis inferio-
ris)
aber, welche in der Blutsfreundschaft
mit einer Person in der niedersteigenden Linie
gezehlet werden. Man nennt aber die Bluts-
freunde der höhern Ordnung in einer geraden
Linie mit einem gemeinschaftlichen Nahmen
Eltern (parentes); die Blutsfreunde der
niedern Ordnung mit einem gemeinschaftli-
chen Nahmen Kinder (liberos), oder auch
Kinder und Kindeskinder.

§. 881.
Von den
Graden
der Fa-
milie.

Da die Zeugung einen Grad macht (§.
879.); so machen eben die Grade der
Anzahl nach in den Nebenlinien zu-
sammen genommen den Grad der Fa-

milie

III. Theil 1. Abth. 3. Hauptſtuͤck.
Zeugung einen Grad, und eine abſtam-
mende Perſon iſt dem Stamme in dem
Grade als ein Blutsfreund verwandt,
welchen die Zahl der Zeugungen an-
zeigt, durch welche er von dem Stam-
me abſtammt;
alſo iſt der Sohn ein Bluts-
freund des Vaters im erſten Grad, des Groß-
vaters im andern, des Aeltervaters im drit-
ten. Und daher erhellet, welche Blutsfreun-
de die nahe Anverwandten (propiores),
die weitlaͤuftigeren (remotiores), und die
naͤchſten Verwandten (proximi) ſind.

§. 880.
Von den
Graden
der hoͤ-
hern und
niedern
Ord-
nung.

Die Grade der hoͤhern Ordnung
(gradus ordinis ſuperioris) ſind, welche in
der Blutsfreundſchaft einer Perſon mit einer
andern in der aufſteigenden Linie ſtatt finden;
der niedern Ordnung (ordinis inferio-
ris)
aber, welche in der Blutsfreundſchaft
mit einer Perſon in der niederſteigenden Linie
gezehlet werden. Man nennt aber die Bluts-
freunde der hoͤhern Ordnung in einer geraden
Linie mit einem gemeinſchaftlichen Nahmen
Eltern (parentes); die Blutsfreunde der
niedern Ordnung mit einem gemeinſchaftli-
chen Nahmen Kinder (liberos), oder auch
Kinder und Kindeskinder.

§. 881.
Von den
Graden
der Fa-
milie.

Da die Zeugung einen Grad macht (§.
879.); ſo machen eben die Grade der
Anzahl nach in den Nebenlinien zu-
ſammen genommen den Grad der Fa-

milie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0680" n="644"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#b">Theil 1. Abth. 3. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Zeugung einen Grad, und eine ab&#x017F;tam-<lb/>
mende Per&#x017F;on i&#x017F;t dem Stamme in dem<lb/>
Grade als ein Blutsfreund verwandt,<lb/>
welchen die Zahl der Zeugungen an-<lb/>
zeigt, durch welche er von dem Stam-<lb/>
me ab&#x017F;tammt;</hi> al&#x017F;o i&#x017F;t der Sohn ein Bluts-<lb/>
freund des Vaters im er&#x017F;ten Grad, des Groß-<lb/>
vaters im andern, des Aeltervaters im drit-<lb/>
ten. Und daher erhellet, welche Blutsfreun-<lb/>
de die <hi rendition="#fr">nahe Anverwandten</hi> <hi rendition="#aq">(propiores),</hi><lb/>
die <hi rendition="#fr">weitla&#x0364;uftigeren</hi> <hi rendition="#aq">(remotiores),</hi> und die<lb/><hi rendition="#fr">na&#x0364;ch&#x017F;ten Verwandten</hi> <hi rendition="#aq">(proximi)</hi> &#x017F;ind.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 880.</head><lb/>
                <note place="left">Von den<lb/>
Graden<lb/>
der ho&#x0364;-<lb/>
hern und<lb/>
niedern<lb/>
Ord-<lb/>
nung.</note>
                <p>Die <hi rendition="#fr">Grade der ho&#x0364;hern Ordnung</hi><lb/><hi rendition="#aq">(gradus ordinis &#x017F;uperioris)</hi> &#x017F;ind, welche in<lb/>
der Blutsfreund&#x017F;chaft einer Per&#x017F;on mit einer<lb/>
andern in der auf&#x017F;teigenden Linie &#x017F;tatt finden;<lb/><hi rendition="#fr">der niedern Ordnung</hi> <hi rendition="#aq">(ordinis inferio-<lb/>
ris)</hi> aber, welche in der Blutsfreund&#x017F;chaft<lb/>
mit einer Per&#x017F;on in der nieder&#x017F;teigenden Linie<lb/>
gezehlet werden. Man nennt aber die Bluts-<lb/>
freunde der ho&#x0364;hern Ordnung in einer geraden<lb/>
Linie mit einem gemein&#x017F;chaftlichen Nahmen<lb/><hi rendition="#fr">Eltern</hi> <hi rendition="#aq">(parentes);</hi> die Blutsfreunde der<lb/>
niedern Ordnung mit einem gemein&#x017F;chaftli-<lb/>
chen Nahmen <hi rendition="#fr">Kinder</hi> <hi rendition="#aq">(liberos),</hi> oder auch<lb/><hi rendition="#fr">Kinder</hi> und <hi rendition="#fr">Kindeskinder.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 881.</head><lb/>
                <note place="left">Von den<lb/>
Graden<lb/>
der Fa-<lb/>
milie.</note>
                <p>Da die Zeugung einen Grad macht (§.<lb/>
879.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o machen eben die Grade der<lb/>
Anzahl nach in den Nebenlinien zu-<lb/>
&#x017F;ammen genommen den Grad der Fa-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">milie</hi></fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[644/0680] III. Theil 1. Abth. 3. Hauptſtuͤck. Zeugung einen Grad, und eine abſtam- mende Perſon iſt dem Stamme in dem Grade als ein Blutsfreund verwandt, welchen die Zahl der Zeugungen an- zeigt, durch welche er von dem Stam- me abſtammt; alſo iſt der Sohn ein Bluts- freund des Vaters im erſten Grad, des Groß- vaters im andern, des Aeltervaters im drit- ten. Und daher erhellet, welche Blutsfreun- de die nahe Anverwandten (propiores), die weitlaͤuftigeren (remotiores), und die naͤchſten Verwandten (proximi) ſind. §. 880. Die Grade der hoͤhern Ordnung (gradus ordinis ſuperioris) ſind, welche in der Blutsfreundſchaft einer Perſon mit einer andern in der aufſteigenden Linie ſtatt finden; der niedern Ordnung (ordinis inferio- ris) aber, welche in der Blutsfreundſchaft mit einer Perſon in der niederſteigenden Linie gezehlet werden. Man nennt aber die Bluts- freunde der hoͤhern Ordnung in einer geraden Linie mit einem gemeinſchaftlichen Nahmen Eltern (parentes); die Blutsfreunde der niedern Ordnung mit einem gemeinſchaftli- chen Nahmen Kinder (liberos), oder auch Kinder und Kindeskinder. §. 881. Da die Zeugung einen Grad macht (§. 879.); ſo machen eben die Grade der Anzahl nach in den Nebenlinien zu- ſammen genommen den Grad der Fa- milie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/680
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/680>, abgerufen am 29.03.2024.