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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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III. Theil 1. Abth. 7. Hauptstück.
an ihm ist, befördern will. Derowe-
gen erhält er auch stillschweigend die
Rechte, welche zu Erfüllung dieser
Verbindlichkeit nöthig sind
(§. 46.).

§. 966.
Von der
Herr-
schaft im
Hause.

Weil in der ehelichen Gesellschaft die Ehe-
leute (§. 870.), in der väterlichen die Eltern
(§. 888), in der herrschaftlichen der Haus-
herr und die Hausmutter die Herrschaft ge-
meinschaftlich haben (§. 955.); so hat nach
dem Recht der Natur im Hause der
Hausvater mit der Hausmutter die
Herrschaft gemeinschaftlich, sie kön-
nen es aber mit einander verabreden,
daß sie der Hausvater allein habe, und
sie theils selbst, theils durch die Haus-
mutter verwaltet. Es kann auch die
Art der Verwaltung verabredet wer-
den
(§. 667.).

§. 967.
Von
Hausge-
setzen.

Daraus folgt, daß, da das Haus als eine Ge-
sellschaft (§. 964.) seine Gesetze haben muß (§.
846.); die Gesetze im Hause durch die
gemeinschaftliche Einwilligung des
Hausvaters und der Hausmutter ge-
macht werden, wenn sie nicht in An-
sehung der Herrschaft und ihrer Ver-
waltung etwas besonders mit einan-
der verabredet haben.
Man nennt aber
dieses Hausgesetze (leges domesticae). Und
da sie die Mittel vorschreiben sollen, wodurch

die

III. Theil 1. Abth. 7. Hauptſtuͤck.
an ihm iſt, befoͤrdern will. Derowe-
gen erhaͤlt er auch ſtillſchweigend die
Rechte, welche zu Erfuͤllung dieſer
Verbindlichkeit noͤthig ſind
(§. 46.).

§. 966.
Von der
Herr-
ſchaft im
Hauſe.

Weil in der ehelichen Geſellſchaft die Ehe-
leute (§. 870.), in der vaͤterlichen die Eltern
(§. 888), in der herrſchaftlichen der Haus-
herr und die Hausmutter die Herrſchaft ge-
meinſchaftlich haben (§. 955.); ſo hat nach
dem Recht der Natur im Hauſe der
Hausvater mit der Hausmutter die
Herrſchaft gemeinſchaftlich, ſie koͤn-
nen es aber mit einander verabreden,
daß ſie der Hausvater allein habe, und
ſie theils ſelbſt, theils durch die Haus-
mutter verwaltet. Es kann auch die
Art der Verwaltung verabredet wer-
den
(§. 667.).

§. 967.
Von
Hausge-
ſetzen.

Daraus folgt, daß, da das Haus als eine Ge-
ſellſchaft (§. 964.) ſeine Geſetze haben muß (§.
846.); die Geſetze im Hauſe durch die
gemeinſchaftliche Einwilligung des
Hausvaters und der Hausmutter ge-
macht werden, wenn ſie nicht in An-
ſehung der Herrſchaft und ihrer Ver-
waltung etwas beſonders mit einan-
der verabredet haben.
Man nennt aber
dieſes Hausgeſetze (leges domeſticæ). Und
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[694/0730] III. Theil 1. Abth. 7. Hauptſtuͤck. an ihm iſt, befoͤrdern will. Derowe- gen erhaͤlt er auch ſtillſchweigend die Rechte, welche zu Erfuͤllung dieſer Verbindlichkeit noͤthig ſind (§. 46.). §. 966. Weil in der ehelichen Geſellſchaft die Ehe- leute (§. 870.), in der vaͤterlichen die Eltern (§. 888), in der herrſchaftlichen der Haus- herr und die Hausmutter die Herrſchaft ge- meinſchaftlich haben (§. 955.); ſo hat nach dem Recht der Natur im Hauſe der Hausvater mit der Hausmutter die Herrſchaft gemeinſchaftlich, ſie koͤn- nen es aber mit einander verabreden, daß ſie der Hausvater allein habe, und ſie theils ſelbſt, theils durch die Haus- mutter verwaltet. Es kann auch die Art der Verwaltung verabredet wer- den (§. 667.). §. 967. Daraus folgt, daß, da das Haus als eine Ge- ſellſchaft (§. 964.) ſeine Geſetze haben muß (§. 846.); die Geſetze im Hauſe durch die gemeinſchaftliche Einwilligung des Hausvaters und der Hausmutter ge- macht werden, wenn ſie nicht in An- ſehung der Herrſchaft und ihrer Ver- waltung etwas beſonders mit einan- der verabredet haben. Man nennt aber dieſes Hausgeſetze (leges domeſticæ). Und da ſie die Mittel vorſchreiben ſollen, wodurch die

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 694. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/730>, abgerufen am 24.04.2024.