Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den verschiedenen Arten der Republick.
nicum) ist, wenn die Vollstreckung der Herr-Reiche.
schaft zwar einem anvertrauet worden, solche
aber nach dem Willen des Volcks, oder der
Stände besorget werden muß. Demnach
hat ein König in einem laconischen
Reiche mehr das Recht zu rathen, als
zu befehlen, und lassen sich zwischen
einer Monarchie und einem laconischen
Reiche,
dieweil die Herrschaft, so einem
Könige zustehet, auf verschiedene Arten ein-
geschränckt, oder verringert werden kann (§.
981. 983.), gar viele Arten des Reichs
annehmen.
Eben so ist auch klar, daß der
König in einem laconischen Reiche mit
dem Senate ziemlich in Vergleichung
komme.

§. 1004.

Man nennet ein Gesetzmäßiges ReichVom ge-
setzmäßi-
gen Rei-
che.

(regnum legitimum) dasjenige, in welchem der
König die Herrschaft nach gewissen Grundgese-
tzen, sie mögen nun beständig, oder ihm nur bey
der Uebertragung der Herrschaft insbesondere
vorgeschrieben seyn, welche eine Capitulation
heissen, auszuüben gehalten ist. Folglich
sind die gesetzmäßigen Reiche vermisch-
te Republicken (§. 993.), und Arten, so
zwischen einer Monarchie und einem
laconischen Reiche angenommen wer-
den können.
Ja es folget auch, daß das
Recht des Königs in Gesetzmäßigen
Reichen sich lediglich aus den Grund-
gesetzen bestimmen lasse.

§. 1005.

Von den verſchiedenen Arten der Republick.
nicum) iſt, wenn die Vollſtreckung der Herr-Reiche.
ſchaft zwar einem anvertrauet worden, ſolche
aber nach dem Willen des Volcks, oder der
Staͤnde beſorget werden muß. Demnach
hat ein Koͤnig in einem laconiſchen
Reiche mehr das Recht zu rathen, als
zu befehlen, und laſſen ſich zwiſchen
einer Monarchie und einem laconiſchen
Reiche,
dieweil die Herrſchaft, ſo einem
Koͤnige zuſtehet, auf verſchiedene Arten ein-
geſchraͤnckt, oder verringert werden kann (§.
981. 983.), gar viele Arten des Reichs
annehmen.
Eben ſo iſt auch klar, daß der
Koͤnig in einem laconiſchen Reiche mit
dem Senate ziemlich in Vergleichung
komme.

§. 1004.

Man nennet ein Geſetzmaͤßiges ReichVom ge-
ſetzmaͤßi-
gen Rei-
che.

(regnum legitimum) dasjenige, in welchem der
Koͤnig die Herrſchaft nach gewiſſen Grundgeſe-
tzen, ſie moͤgen nun beſtaͤndig, oder ihm nur bey
der Uebertragung der Herrſchaft insbeſondere
vorgeſchrieben ſeyn, welche eine Capitulation
heiſſen, auszuuͤben gehalten iſt. Folglich
ſind die geſetzmaͤßigen Reiche vermiſch-
te Republicken (§. 993.), und Arten, ſo
zwiſchen einer Monarchie und einem
laconiſchen Reiche angenommen wer-
den koͤnnen.
Ja es folget auch, daß das
Recht des Koͤnigs in Geſetzmaͤßigen
Reichen ſich lediglich aus den Grund-
geſetzen beſtimmen laſſe.

§. 1005.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0755" n="719"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den ver&#x017F;chiedenen Arten der Republick.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">nicum)</hi> i&#x017F;t, wenn die Voll&#x017F;treckung der Herr-<note place="right">Reiche.</note><lb/>
&#x017F;chaft zwar einem anvertrauet worden, &#x017F;olche<lb/>
aber nach dem Willen des Volcks, oder der<lb/>
Sta&#x0364;nde be&#x017F;orget werden muß. Demnach<lb/>
hat <hi rendition="#fr">ein Ko&#x0364;nig in einem laconi&#x017F;chen<lb/>
Reiche mehr das Recht zu rathen, als<lb/>
zu befehlen, und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich zwi&#x017F;chen<lb/>
einer Monarchie und einem laconi&#x017F;chen<lb/>
Reiche,</hi> dieweil die Herr&#x017F;chaft, &#x017F;o einem<lb/>
Ko&#x0364;nige zu&#x017F;tehet, auf ver&#x017F;chiedene Arten ein-<lb/>
ge&#x017F;chra&#x0364;nckt, oder verringert werden kann (§.<lb/>
981. 983.), <hi rendition="#fr">gar viele Arten des Reichs<lb/>
annehmen.</hi> Eben &#x017F;o i&#x017F;t auch klar, <hi rendition="#fr">daß der<lb/>
Ko&#x0364;nig in einem laconi&#x017F;chen Reiche mit<lb/>
dem Senate ziemlich in Vergleichung<lb/>
komme.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1004.</head><lb/>
                <p>Man nennet <hi rendition="#fr">ein Ge&#x017F;etzma&#x0364;ßiges Reich</hi><note place="right">Vom ge-<lb/>
&#x017F;etzma&#x0364;ßi-<lb/>
gen Rei-<lb/>
che.</note><lb/><hi rendition="#aq">(regnum legitimum)</hi> dasjenige, in welchem der<lb/>
Ko&#x0364;nig die Herr&#x017F;chaft nach gewi&#x017F;&#x017F;en Grundge&#x017F;e-<lb/>
tzen, &#x017F;ie mo&#x0364;gen nun be&#x017F;ta&#x0364;ndig, oder ihm nur bey<lb/>
der Uebertragung der Herr&#x017F;chaft insbe&#x017F;ondere<lb/>
vorge&#x017F;chrieben &#x017F;eyn, welche eine Capitulation<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en, auszuu&#x0364;ben gehalten i&#x017F;t. Folglich<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ind die ge&#x017F;etzma&#x0364;ßigen Reiche vermi&#x017F;ch-<lb/>
te Republicken (§. 993.), und Arten, &#x017F;o<lb/>
zwi&#x017F;chen einer Monarchie und einem<lb/>
laconi&#x017F;chen Reiche angenommen wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen.</hi> Ja es folget auch, <hi rendition="#fr">daß das<lb/>
Recht des Ko&#x0364;nigs in Ge&#x017F;etzma&#x0364;ßigen<lb/>
Reichen &#x017F;ich lediglich aus den Grund-<lb/>
ge&#x017F;etzen be&#x017F;timmen la&#x017F;&#x017F;e.</hi></p>
              </div><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 1005.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[719/0755] Von den verſchiedenen Arten der Republick. nicum) iſt, wenn die Vollſtreckung der Herr- ſchaft zwar einem anvertrauet worden, ſolche aber nach dem Willen des Volcks, oder der Staͤnde beſorget werden muß. Demnach hat ein Koͤnig in einem laconiſchen Reiche mehr das Recht zu rathen, als zu befehlen, und laſſen ſich zwiſchen einer Monarchie und einem laconiſchen Reiche, dieweil die Herrſchaft, ſo einem Koͤnige zuſtehet, auf verſchiedene Arten ein- geſchraͤnckt, oder verringert werden kann (§. 981. 983.), gar viele Arten des Reichs annehmen. Eben ſo iſt auch klar, daß der Koͤnig in einem laconiſchen Reiche mit dem Senate ziemlich in Vergleichung komme. Reiche. §. 1004. Man nennet ein Geſetzmaͤßiges Reich (regnum legitimum) dasjenige, in welchem der Koͤnig die Herrſchaft nach gewiſſen Grundgeſe- tzen, ſie moͤgen nun beſtaͤndig, oder ihm nur bey der Uebertragung der Herrſchaft insbeſondere vorgeſchrieben ſeyn, welche eine Capitulation heiſſen, auszuuͤben gehalten iſt. Folglich ſind die geſetzmaͤßigen Reiche vermiſch- te Republicken (§. 993.), und Arten, ſo zwiſchen einer Monarchie und einem laconiſchen Reiche angenommen wer- den koͤnnen. Ja es folget auch, daß das Recht des Koͤnigs in Geſetzmaͤßigen Reichen ſich lediglich aus den Grund- geſetzen beſtimmen laſſe. Vom ge- ſetzmaͤßi- gen Rei- che. §. 1005.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/755
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/755>, abgerufen am 18.04.2024.