Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Einrichtung einer Republick
in einer gewissen Lebensart vortref-
liche Dienste leisten können, oder auch
diejenigen, derer man zur Vertheidi-
gung in der Republick benöthiget ist,
wegziehen; so ist der Oberherr solches
zu verstatten nicht verbunden.
Aus
eben dieser Ursache ist es nicht erlaubt
hauffen weise wegzugehen, es müste
sich dann ein solcher Mangel derer
Dinge hervor thun, daß man so gar
vor die äusserste Lebensnothdurft der
Entweichenden nicht sorgen könnte
(§. 442.). Derjenige, so sich aus einem
Staate begiebet, wird nunmehro,
da
er aufhöret ein Bürger zu seyn, ein Frem-
der (§. 974.), und der Staat hat ferner-
hin kein Recht über ihn
(§. 975.).

§. 1020.

Hieraus folget noch weiter, daß es aufVon der
Aufnah-
me der
Frem-
den.

den Willen des Oberherrn ankomme,
ob und unter welcher Bedingung er
fremde aufnehmen, ob er sie den Bür-
gern gleich machen, ob er ihnen nicht
alle Rechte der Bürger verleyhen,
oder
ob er ihnen nicht wenigstens erlauben
wolle, daß sie in seinem Lande woh-
nen, und ihre Geschäfte treiben kön-
nen,
und ob er sie als Einwohner an-
nehmen wolle.
Man nennet aber Ein-
heimische
(indigenas), welche von Bür-
gern in dem Lande, worin sie wohnen, geboh-
ren sind; Ankömmlinge (advenas) hinge-

gen,

Von der Einrichtung einer Republick
in einer gewiſſen Lebensart vortref-
liche Dienſte leiſten koͤnnen, oder auch
diejenigen, derer man zur Vertheidi-
gung in der Republick benoͤthiget iſt,
wegziehen; ſo iſt der Oberherr ſolches
zu verſtatten nicht verbunden.
Aus
eben dieſer Urſache iſt es nicht erlaubt
hauffen weiſe wegzugehen, es muͤſte
ſich dann ein ſolcher Mangel derer
Dinge hervor thun, daß man ſo gar
vor die aͤuſſerſte Lebensnothdurft der
Entweichenden nicht ſorgen koͤnnte
(§. 442.). Derjenige, ſo ſich aus einem
Staate begiebet, wird nunmehro,
da
er aufhoͤret ein Buͤrger zu ſeyn, ein Frem-
der (§. 974.), und der Staat hat ferner-
hin kein Recht uͤber ihn
(§. 975.).

§. 1020.

Hieraus folget noch weiter, daß es aufVon der
Aufnah-
me der
Frem-
den.

den Willen des Oberherrn ankomme,
ob und unter welcher Bedingung er
fremde aufnehmen, ob er ſie den Buͤr-
gern gleich machen, ob er ihnen nicht
alle Rechte der Buͤrger verleyhen,
oder
ob er ihnen nicht wenigſtens erlauben
wolle, daß ſie in ſeinem Lande woh-
nen, und ihre Geſchaͤfte treiben koͤn-
nen,
und ob er ſie als Einwohner an-
nehmen wolle.
Man nennet aber Ein-
heimiſche
(indigenas), welche von Buͤr-
gern in dem Lande, worin ſie wohnen, geboh-
ren ſind; Ankoͤmmlinge (advenas) hinge-

gen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0767" n="731"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Einrichtung einer Republick</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">in einer gewi&#x017F;&#x017F;en Lebensart vortref-<lb/>
liche Dien&#x017F;te lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen, oder auch<lb/>
diejenigen, derer man zur Vertheidi-<lb/>
gung in der Republick beno&#x0364;thiget i&#x017F;t,<lb/>
wegziehen; &#x017F;o i&#x017F;t der Oberherr &#x017F;olches<lb/>
zu ver&#x017F;tatten nicht verbunden.</hi> Aus<lb/>
eben die&#x017F;er Ur&#x017F;ache <hi rendition="#fr">i&#x017F;t es nicht erlaubt<lb/>
hauffen wei&#x017F;e wegzugehen, es mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
&#x017F;ich dann ein &#x017F;olcher Mangel derer<lb/>
Dinge hervor thun, daß man &#x017F;o gar<lb/>
vor die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Lebensnothdurft der<lb/>
Entweichenden nicht &#x017F;orgen ko&#x0364;nnte<lb/>
(§. 442.). Derjenige, &#x017F;o &#x017F;ich aus einem<lb/>
Staate begiebet, wird nunmehro,</hi> da<lb/>
er aufho&#x0364;ret ein Bu&#x0364;rger zu &#x017F;eyn, <hi rendition="#fr">ein Frem-<lb/>
der (§. 974.), und der Staat hat ferner-<lb/>
hin kein Recht u&#x0364;ber ihn</hi> (§. 975.).</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1020.</head><lb/>
                <p>Hieraus folget noch weiter, <hi rendition="#fr">daß es auf</hi><note place="right">Von der<lb/>
Aufnah-<lb/>
me der<lb/>
Frem-<lb/>
den.</note><lb/><hi rendition="#fr">den Willen des Oberherrn ankomme,<lb/>
ob und unter welcher Bedingung er<lb/>
fremde aufnehmen, ob er &#x017F;ie den Bu&#x0364;r-<lb/>
gern gleich machen, ob er ihnen nicht<lb/>
alle Rechte der Bu&#x0364;rger verleyhen,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">ob er ihnen nicht wenig&#x017F;tens erlauben<lb/>
wolle, daß &#x017F;ie in &#x017F;einem Lande woh-<lb/>
nen, und ihre Ge&#x017F;cha&#x0364;fte treiben ko&#x0364;n-<lb/>
nen,</hi> und <hi rendition="#fr">ob er &#x017F;ie als Einwohner an-<lb/>
nehmen wolle.</hi> Man nennet aber <hi rendition="#fr">Ein-<lb/>
heimi&#x017F;che</hi> <hi rendition="#aq">(indigenas),</hi> welche von Bu&#x0364;r-<lb/>
gern in dem Lande, worin &#x017F;ie wohnen, geboh-<lb/>
ren &#x017F;ind; <hi rendition="#fr">Anko&#x0364;mmlinge</hi> <hi rendition="#aq">(advenas)</hi> hinge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen,</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[731/0767] Von der Einrichtung einer Republick in einer gewiſſen Lebensart vortref- liche Dienſte leiſten koͤnnen, oder auch diejenigen, derer man zur Vertheidi- gung in der Republick benoͤthiget iſt, wegziehen; ſo iſt der Oberherr ſolches zu verſtatten nicht verbunden. Aus eben dieſer Urſache iſt es nicht erlaubt hauffen weiſe wegzugehen, es muͤſte ſich dann ein ſolcher Mangel derer Dinge hervor thun, daß man ſo gar vor die aͤuſſerſte Lebensnothdurft der Entweichenden nicht ſorgen koͤnnte (§. 442.). Derjenige, ſo ſich aus einem Staate begiebet, wird nunmehro, da er aufhoͤret ein Buͤrger zu ſeyn, ein Frem- der (§. 974.), und der Staat hat ferner- hin kein Recht uͤber ihn (§. 975.). §. 1020. Hieraus folget noch weiter, daß es auf den Willen des Oberherrn ankomme, ob und unter welcher Bedingung er fremde aufnehmen, ob er ſie den Buͤr- gern gleich machen, ob er ihnen nicht alle Rechte der Buͤrger verleyhen, oder ob er ihnen nicht wenigſtens erlauben wolle, daß ſie in ſeinem Lande woh- nen, und ihre Geſchaͤfte treiben koͤn- nen, und ob er ſie als Einwohner an- nehmen wolle. Man nennet aber Ein- heimiſche (indigenas), welche von Buͤr- gern in dem Lande, worin ſie wohnen, geboh- ren ſind; Ankoͤmmlinge (advenas) hinge- gen, Von der Aufnah- me der Frem- den.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/767
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/767>, abgerufen am 28.03.2024.