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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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III. Theil 2. Abth. 4. Hauptstück.
Das vierdte Hauptstück.

Von den Majestätsrechten.

§. 1042.
Was
zum Ma-
jestäts-
rechten
gehöre.

Da man Majestätsrechte nennet, welche
zur höchsten Herrschaft und zu deren
Ausübung gehören (§. 998.); so
müssen alle Rechte hieher gezogen
werden, ohne welche sich die öffentli-
che Herrschaft so nicht führen läßet,
daß die öffentliche Wohlfahrt nach
Vermögen befördert werde
(§. 980.);
folglich kommt demjenigen, welcher die
bürgerliche Herrschaft ausübet, das
Recht zu, alles dasjenige fest zu setzen,
was ihm zur Erhaltung der öffentli-
chen Wohlfahrt etwas beyzutragen
scheinet.

§. 1043.
Die Ge-
walt Ge-
setze zu
geben.

Weil eine iede Gesellschaft, folglich auch
ein Staat, ihre Gesetze haben muß, und ihr
das Recht Gesetze zu geben zustehet (§. 846.);
so ist die Gewalt Gesetze zu geben, oder
das Recht Gesetze zu errichten, denen Ma-
jestätsrechten zuzuzählen
(§. 1042.).
Derowegen weil sich keine Gesetze ohne
Verbindlichkeit gedencken lassen (§. 39.); so
muß man ihnen, wenn sie nicht so be-
schaffen sind, daß ihnen nicht durch
die Execution,
das ist, wenn man einen
mit Gewalt antreibt das zu thun, was be-

fohlen
III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
Das vierdte Hauptſtuͤck.

Von den Majeſtaͤtsrechten.

§. 1042.
Was
zum Ma-
jeſtaͤts-
rechten
gehoͤre.

Da man Majeſtaͤtsrechte nennet, welche
zur hoͤchſten Herrſchaft und zu deren
Ausuͤbung gehoͤren (§. 998.); ſo
muͤſſen alle Rechte hieher gezogen
werden, ohne welche ſich die oͤffentli-
che Herrſchaft ſo nicht fuͤhren laͤßet,
daß die oͤffentliche Wohlfahrt nach
Vermoͤgen befoͤrdert werde
(§. 980.);
folglich kommt demjenigen, welcher die
buͤrgerliche Herrſchaft ausuͤbet, das
Recht zu, alles dasjenige feſt zu ſetzen,
was ihm zur Erhaltung der oͤffentli-
chen Wohlfahrt etwas beyzutragen
ſcheinet.

§. 1043.
Die Ge-
walt Ge-
ſetze zu
geben.

Weil eine iede Geſellſchaft, folglich auch
ein Staat, ihre Geſetze haben muß, und ihr
das Recht Geſetze zu geben zuſtehet (§. 846.);
ſo iſt die Gewalt Geſetze zu geben, oder
das Recht Geſetze zu errichten, denen Ma-
jeſtaͤtsrechten zuzuzaͤhlen
(§. 1042.).
Derowegen weil ſich keine Geſetze ohne
Verbindlichkeit gedencken laſſen (§. 39.); ſo
muß man ihnen, wenn ſie nicht ſo be-
ſchaffen ſind, daß ihnen nicht durch
die Execution,
das iſt, wenn man einen
mit Gewalt antreibt das zu thun, was be-

fohlen
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[754/0790] III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck. Das vierdte Hauptſtuͤck. Von den Majeſtaͤtsrechten. §. 1042. Da man Majeſtaͤtsrechte nennet, welche zur hoͤchſten Herrſchaft und zu deren Ausuͤbung gehoͤren (§. 998.); ſo muͤſſen alle Rechte hieher gezogen werden, ohne welche ſich die oͤffentli- che Herrſchaft ſo nicht fuͤhren laͤßet, daß die oͤffentliche Wohlfahrt nach Vermoͤgen befoͤrdert werde (§. 980.); folglich kommt demjenigen, welcher die buͤrgerliche Herrſchaft ausuͤbet, das Recht zu, alles dasjenige feſt zu ſetzen, was ihm zur Erhaltung der oͤffentli- chen Wohlfahrt etwas beyzutragen ſcheinet. §. 1043. Weil eine iede Geſellſchaft, folglich auch ein Staat, ihre Geſetze haben muß, und ihr das Recht Geſetze zu geben zuſtehet (§. 846.); ſo iſt die Gewalt Geſetze zu geben, oder das Recht Geſetze zu errichten, denen Ma- jeſtaͤtsrechten zuzuzaͤhlen (§. 1042.). Derowegen weil ſich keine Geſetze ohne Verbindlichkeit gedencken laſſen (§. 39.); ſo muß man ihnen, wenn ſie nicht ſo be- ſchaffen ſind, daß ihnen nicht durch die Execution, das iſt, wenn man einen mit Gewalt antreibt das zu thun, was be- fohlen

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/790>, abgerufen am 25.04.2024.