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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von den Majestätsrechten.
welches jedoch sich auf das Naturgesetz,
wegen der Unveränderlichkeit der natürlichen
Verbindlichkeit (§. 38.), nicht ausdehnen
lässet. Wenn
demnach der Oberherr
eines und das andere zulassen muß,
was wider das Naturrecht streitet, so
lässet er es nur ungestraft hingehen.

§. 1047.

Eine Freyheitbegnadigung (privile-Von dem
Rechte
eine
Freyheit-
begnadi-
gung zu
ertheilen.

gium) ist eine Ertheilung eines Rechtes, es
mag bejahend, oder verneinend, es mag einer,
oder mehrern Personen, oder einer gewissen
Ordnung von Leuten verliehen seyn, dessen
andere ermangeln müssen. Jnsonderheit nennt
man ein Familienprivilegium, welches ei-
ner Person und allen ihren Abkömmlingen
ertheilet wird. Wer eine Freyheitbegnadi-
gung hat, heißt ein Privilegirter (privile-
giarius, privilegiatus).
Weil durch die Er-
theilung der Privilegien andere verbunden
werden zu leiden, daß der Privilegiate seines
Rechtes froh werde, und nichts thun dürfen,
was demselben zuwider ist; so sind die Pri-
vilegien in der That Gesetze,
folglich
weil die Gewalt Gesetze zu geben dem Ober-
herrn zugehöret (§. 1043.), und ihm auch
das Recht zu begünstigen bey einem Gesetze
zustehet (§. 1046.), welches bey Privilegien
Platz findet; so gehöret das Recht Pri-
vilegien zu ertheilen unter die Maje-
stätsrechte.
Wenn aber die Privilegia
nach Gutbefinden des Oberherrn gegeben wer-

den,
B b b 3

Von den Majeſtaͤtsrechten.
welches jedoch ſich auf das Naturgeſetz,
wegen der Unveraͤnderlichkeit der natuͤrlichen
Verbindlichkeit (§. 38.), nicht ausdehnen
laͤſſet. Wenn
demnach der Oberherr
eines und das andere zulaſſen muß,
was wider das Naturrecht ſtreitet, ſo
laͤſſet er es nur ungeſtraft hingehen.

§. 1047.

Eine Freyheitbegnadigung (privile-Von dem
Rechte
eine
Freyheit-
begnadi-
gung zu
eꝛtheilen.

gium) iſt eine Ertheilung eines Rechtes, es
mag bejahend, oder verneinend, es mag einer,
oder mehrern Perſonen, oder einer gewiſſen
Ordnung von Leuten verliehen ſeyn, deſſen
andere ermangeln muͤſſen. Jnſonderheit nennt
man ein Familienprivilegium, welches ei-
ner Perſon und allen ihren Abkoͤmmlingen
ertheilet wird. Wer eine Freyheitbegnadi-
gung hat, heißt ein Privilegirter (privile-
giarius, privilegiatus).
Weil durch die Er-
theilung der Privilegien andere verbunden
werden zu leiden, daß der Privilegiate ſeines
Rechtes froh werde, und nichts thun duͤrfen,
was demſelben zuwider iſt; ſo ſind die Pri-
vilegien in der That Geſetze,
folglich
weil die Gewalt Geſetze zu geben dem Ober-
herrn zugehoͤret (§. 1043.), und ihm auch
das Recht zu beguͤnſtigen bey einem Geſetze
zuſtehet (§. 1046.), welches bey Privilegien
Platz findet; ſo gehoͤret das Recht Pri-
vilegien zu ertheilen unter die Maje-
ſtaͤtsrechte.
Wenn aber die Privilegia
nach Gutbefinden des Oberherrn gegeben wer-

den,
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[757/0793] Von den Majeſtaͤtsrechten. welches jedoch ſich auf das Naturgeſetz, wegen der Unveraͤnderlichkeit der natuͤrlichen Verbindlichkeit (§. 38.), nicht ausdehnen laͤſſet. Wenn demnach der Oberherr eines und das andere zulaſſen muß, was wider das Naturrecht ſtreitet, ſo laͤſſet er es nur ungeſtraft hingehen. §. 1047. Eine Freyheitbegnadigung (privile- gium) iſt eine Ertheilung eines Rechtes, es mag bejahend, oder verneinend, es mag einer, oder mehrern Perſonen, oder einer gewiſſen Ordnung von Leuten verliehen ſeyn, deſſen andere ermangeln muͤſſen. Jnſonderheit nennt man ein Familienprivilegium, welches ei- ner Perſon und allen ihren Abkoͤmmlingen ertheilet wird. Wer eine Freyheitbegnadi- gung hat, heißt ein Privilegirter (privile- giarius, privilegiatus). Weil durch die Er- theilung der Privilegien andere verbunden werden zu leiden, daß der Privilegiate ſeines Rechtes froh werde, und nichts thun duͤrfen, was demſelben zuwider iſt; ſo ſind die Pri- vilegien in der That Geſetze, folglich weil die Gewalt Geſetze zu geben dem Ober- herrn zugehoͤret (§. 1043.), und ihm auch das Recht zu beguͤnſtigen bey einem Geſetze zuſtehet (§. 1046.), welches bey Privilegien Platz findet; ſo gehoͤret das Recht Pri- vilegien zu ertheilen unter die Maje- ſtaͤtsrechte. Wenn aber die Privilegia nach Gutbefinden des Oberherrn gegeben wer- den, Von dem Rechte eine Freyheit- begnadi- gung zu eꝛtheilen. B b b 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/793>, abgerufen am 25.04.2024.