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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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IV. Theil 4. Hauptstück.
Bürger zu der Zeit unter eben den Um-
ständen zu thun, oder zu lassen haben,
wofern nicht besondere Gesetze von
Fremden etwas anders zu erkennen ge-
ben.
Ja wenn es dem Wohl der Republick
nicht gemäß zu seyn scheinet, daß das Land
Fremden offen stehe; so kann es bey Stra-
fe verbothen werden, daß sich kein
Fremder das Gebiete zu betreten ge-
lüsten lassen soll.

§. 1132.
Von der
Bestra-
fung der
Frem-
den, und
der Art
ihre
Strei-
tigkei-
ten zu
schlich-
ten.

Weil die Fremden, wenn sie sich in ei-
nem andern Gebiete befinden, unter den Ge-
setzen des Ortes stehen (§. 1125.); so sind
sie auch, wenn sie in einem andern
Gebiete etwas verbrechen, nach den
Gesetzen des Ortes zu bestrafen, und
wenn unter ihnen und unter den Bür-
gern, oder auch zwischen zwey Frem-
den, Rechtsstreitigkeiten entstehen, so
müssen dieselben durch die Richter des
Ortes nach des Ortes Gesetzen ausge-
macht werden.
Hieraus folget auch daß
ein Fremder wegen des einem Bürger,
oder einem andern Fremden angetha-
nen Unreches, gestrafet, und seine mit
andern genommene Abrede zu erfüllen
gezwungen werde.

§. 1133.
Von dem
Unrecht
eines
Bürgers

Weil eine fremde That niemand zugerech-
net werden kann (§. 26.); so kann, wenn
ein Bürger des einen Volcks einen Bür-

ger

IV. Theil 4. Hauptſtuͤck.
Buͤrger zu der Zeit unter eben den Um-
ſtaͤnden zu thun, oder zu laſſen haben,
wofern nicht beſondere Geſetze von
Fremden etwas anders zu erkennen ge-
ben.
Ja wenn es dem Wohl der Republick
nicht gemaͤß zu ſeyn ſcheinet, daß das Land
Fremden offen ſtehe; ſo kann es bey Stra-
fe verbothen werden, daß ſich kein
Fremder das Gebiete zu betreten ge-
luͤſten laſſen ſoll.

§. 1132.
Von der
Beſtra-
fung der
Frem-
den, und
der Art
ihre
Strei-
tigkei-
ten zu
ſchlich-
ten.

Weil die Fremden, wenn ſie ſich in ei-
nem andern Gebiete befinden, unter den Ge-
ſetzen des Ortes ſtehen (§. 1125.); ſo ſind
ſie auch, wenn ſie in einem andern
Gebiete etwas verbrechen, nach den
Geſetzen des Ortes zu beſtrafen, und
wenn unter ihnen und unter den Buͤr-
gern, oder auch zwiſchen zwey Frem-
den, Rechtsſtreitigkeiten entſtehen, ſo
muͤſſen dieſelben durch die Richter des
Ortes nach des Ortes Geſetzen ausge-
macht werden.
Hieraus folget auch daß
ein Fremder wegen des einem Buͤrger,
oder einem andern Fremden angetha-
nen Unreches, geſtrafet, und ſeine mit
andern genommene Abrede zu erfuͤllen
gezwungen werde.

§. 1133.
Von dem
Unrecht
eines
Buͤrgers

Weil eine fremde That niemand zugerech-
net werden kann (§. 26.); ſo kann, wenn
ein Buͤrger des einen Volcks einen Buͤr-

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[826/0862] IV. Theil 4. Hauptſtuͤck. Buͤrger zu der Zeit unter eben den Um- ſtaͤnden zu thun, oder zu laſſen haben, wofern nicht beſondere Geſetze von Fremden etwas anders zu erkennen ge- ben. Ja wenn es dem Wohl der Republick nicht gemaͤß zu ſeyn ſcheinet, daß das Land Fremden offen ſtehe; ſo kann es bey Stra- fe verbothen werden, daß ſich kein Fremder das Gebiete zu betreten ge- luͤſten laſſen ſoll. §. 1132. Weil die Fremden, wenn ſie ſich in ei- nem andern Gebiete befinden, unter den Ge- ſetzen des Ortes ſtehen (§. 1125.); ſo ſind ſie auch, wenn ſie in einem andern Gebiete etwas verbrechen, nach den Geſetzen des Ortes zu beſtrafen, und wenn unter ihnen und unter den Buͤr- gern, oder auch zwiſchen zwey Frem- den, Rechtsſtreitigkeiten entſtehen, ſo muͤſſen dieſelben durch die Richter des Ortes nach des Ortes Geſetzen ausge- macht werden. Hieraus folget auch daß ein Fremder wegen des einem Buͤrger, oder einem andern Fremden angetha- nen Unreches, geſtrafet, und ſeine mit andern genommene Abrede zu erfuͤllen gezwungen werde. §. 1133. Weil eine fremde That niemand zugerech- net werden kann (§. 26.); ſo kann, wenn ein Buͤrger des einen Volcks einen Buͤr- ger

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/862>, abgerufen am 28.03.2024.