Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil 6. Hauptstück. Von der Art
Unterredung zu treten, oder sie müßen
die Entscheidung dem Loose überlas-
sen
(§. 790.).

§. 1158.
Von dem
Kriege,
so um ei-
nen Ver-
gleich zu
erhalten,
erlaubt
ist.

Unterdessen wenn sich iemand keine
von diesen Arten wollte gefallen las-
sen, oder leicht vorher zu sehen wäre,
daß die Streitigkeit auf diese Weise
nicht geendiget werden könte; so hat
derjenige, welcher sie anbietet, ein
Recht zum Kriege wider den, so sie
nicht annehmen will, damit dieser zum
Vergleich gezwungen werde
(§. 790.).

§. 1159.
Ob die
Strei-
tigkeiten
durch Ge-
walt der
Waffen
entschie-
den wer-
den kön-
nen.

Daß der Krieg an und vor ihm selbst
kein geschicktes Mittel sey die Strei-
tigkeiten zu schlichten,
erhellet auf eben
die Art, als es von dem Zweykampf gezeiget
worden (§. 789.). Es betriegen sich also die-
jenigen sehr, welche sich überreden, es mü-
sten die Streitigkeiten der Könige, oder der
Völcker mit den Waffen entschieden werden,
und der letzte Sieg gelte so viel als ein von
dem Richter abgefaßter Ausspruch.

§. 1160.
Vom
Wieder-
vergel-
tungs-
recht und
dem
Rechte
zu stra-
fen.

Weil das natürliche Vergeltungsrecht ein
Unding ist (§. 156.), die Völcker aber unter
einander sich des Rechts der Natur bedienen
(§. 1088.); so ist auch die Wiederver-
geltung unter den Völckern unerlaubt.

Jedoch aber da den Völckern wider angetha-

nes

IV. Theil 6. Hauptſtuͤck. Von der Art
Unterredung zu treten, oder ſie muͤßen
die Entſcheidung dem Looſe uͤberlaſ-
ſen
(§. 790.).

§. 1158.
Von dem
Kriege,
ſo um ei-
nen Ver-
gleich zu
erhalten,
erlaubt
iſt.

Unterdeſſen wenn ſich iemand keine
von dieſen Arten wollte gefallen laſ-
ſen, oder leicht vorher zu ſehen waͤre,
daß die Streitigkeit auf dieſe Weiſe
nicht geendiget werden koͤnte; ſo hat
derjenige, welcher ſie anbietet, ein
Recht zum Kriege wider den, ſo ſie
nicht annehmen will, damit dieſer zum
Vergleich gezwungen werde
(§. 790.).

§. 1159.
Ob die
Strei-
tigkeiten
durch Ge-
walt der
Waffen
entſchie-
den wer-
den koͤn-
nen.

Daß der Krieg an und vor ihm ſelbſt
kein geſchicktes Mittel ſey die Strei-
tigkeiten zu ſchlichten,
erhellet auf eben
die Art, als es von dem Zweykampf gezeiget
worden (§. 789.). Es betriegen ſich alſo die-
jenigen ſehr, welche ſich uͤberreden, es muͤ-
ſten die Streitigkeiten der Koͤnige, oder der
Voͤlcker mit den Waffen entſchieden werden,
und der letzte Sieg gelte ſo viel als ein von
dem Richter abgefaßter Ausſpruch.

§. 1160.
Vom
Wieder-
vergel-
tungs-
recht und
dem
Rechte
zu ſtra-
fen.

Weil das natuͤrliche Vergeltungsrecht ein
Unding iſt (§. 156.), die Voͤlcker aber unter
einander ſich des Rechts der Natur bedienen
(§. 1088.); ſo iſt auch die Wiederver-
geltung unter den Voͤlckern unerlaubt.

Jedoch aber da den Voͤlckern wider angetha-

nes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0884" n="848"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#b">Theil 6. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck. Von der Art</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Unterredung zu treten, oder &#x017F;ie mu&#x0364;ßen<lb/>
die Ent&#x017F;cheidung dem Loo&#x017F;e u&#x0364;berla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en</hi> (§. 790.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1158.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Kriege,<lb/>
&#x017F;o um ei-<lb/>
nen Ver-<lb/>
gleich zu<lb/>
erhalten,<lb/>
erlaubt<lb/>
i&#x017F;t.</note>
              <p>Unterde&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">wenn &#x017F;ich iemand keine<lb/>
von die&#x017F;en Arten wollte gefallen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, oder leicht vorher zu &#x017F;ehen wa&#x0364;re,<lb/>
daß die Streitigkeit auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
nicht geendiget werden ko&#x0364;nte; &#x017F;o hat<lb/>
derjenige, welcher &#x017F;ie anbietet, ein<lb/>
Recht zum Kriege wider den, &#x017F;o &#x017F;ie<lb/>
nicht annehmen will, damit die&#x017F;er zum<lb/>
Vergleich gezwungen werde</hi> (§. 790.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1159.</head><lb/>
              <note place="left">Ob die<lb/>
Strei-<lb/>
tigkeiten<lb/>
durch Ge-<lb/>
walt der<lb/>
Waffen<lb/>
ent&#x017F;chie-<lb/>
den wer-<lb/>
den ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Daß der Krieg an und vor ihm &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
kein ge&#x017F;chicktes Mittel &#x017F;ey die Strei-<lb/>
tigkeiten zu &#x017F;chlichten,</hi> erhellet auf eben<lb/>
die Art, als es von dem Zweykampf gezeiget<lb/>
worden (§. 789.). Es betriegen &#x017F;ich al&#x017F;o die-<lb/>
jenigen &#x017F;ehr, welche &#x017F;ich u&#x0364;berreden, es mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten die Streitigkeiten der <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nige,</hi> oder der<lb/>
Vo&#x0364;lcker mit den Waffen ent&#x017F;chieden werden,<lb/>
und der letzte Sieg gelte &#x017F;o viel als ein von<lb/>
dem Richter abgefaßter Aus&#x017F;pruch.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1160.</head><lb/>
              <note place="left">Vom<lb/>
Wieder-<lb/>
vergel-<lb/>
tungs-<lb/>
recht und<lb/>
dem<lb/>
Rechte<lb/>
zu &#x017F;tra-<lb/>
fen.</note>
              <p>Weil das natu&#x0364;rliche Vergeltungsrecht ein<lb/>
Unding i&#x017F;t (§. 156.), die Vo&#x0364;lcker aber unter<lb/>
einander &#x017F;ich des Rechts der Natur bedienen<lb/>
(§. 1088.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t</hi> auch <hi rendition="#fr">die Wiederver-<lb/>
geltung unter den Vo&#x0364;lckern unerlaubt.</hi><lb/>
Jedoch aber da den Vo&#x0364;lckern wider angetha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nes</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[848/0884] IV. Theil 6. Hauptſtuͤck. Von der Art Unterredung zu treten, oder ſie muͤßen die Entſcheidung dem Looſe uͤberlaſ- ſen (§. 790.). §. 1158. Unterdeſſen wenn ſich iemand keine von dieſen Arten wollte gefallen laſ- ſen, oder leicht vorher zu ſehen waͤre, daß die Streitigkeit auf dieſe Weiſe nicht geendiget werden koͤnte; ſo hat derjenige, welcher ſie anbietet, ein Recht zum Kriege wider den, ſo ſie nicht annehmen will, damit dieſer zum Vergleich gezwungen werde (§. 790.). §. 1159. Daß der Krieg an und vor ihm ſelbſt kein geſchicktes Mittel ſey die Strei- tigkeiten zu ſchlichten, erhellet auf eben die Art, als es von dem Zweykampf gezeiget worden (§. 789.). Es betriegen ſich alſo die- jenigen ſehr, welche ſich uͤberreden, es muͤ- ſten die Streitigkeiten der Koͤnige, oder der Voͤlcker mit den Waffen entſchieden werden, und der letzte Sieg gelte ſo viel als ein von dem Richter abgefaßter Ausſpruch. §. 1160. Weil das natuͤrliche Vergeltungsrecht ein Unding iſt (§. 156.), die Voͤlcker aber unter einander ſich des Rechts der Natur bedienen (§. 1088.); ſo iſt auch die Wiederver- geltung unter den Voͤlckern unerlaubt. Jedoch aber da den Voͤlckern wider angetha- nes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/884
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/884>, abgerufen am 23.04.2024.