Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil 7. Hauptstück.
nicht verpflichtet solchen zu vergön-
nen, wenn nicht der durchziehende
desfalls hinlängliche Sicherheit gie-
bet.

§. 1183.
Von der
Ankün-
digung
des Krie-
ges.

Die Ankündigung des Krieges (de-
nunciatio belli)
ist eine Handlung, nach wel-
cher ein Theil seinem Gegentheil bekannt
macht, daß er sein Recht mit Gewalt der
Waffen verfolgen wolle. Von einigen wird
es lateinisch clarigatio genennt, ob diese
gleich bey den Römern unterschieden war, so
daß, wenn der Gegentheil die Genugthuung
abschlug, alsdenn erst die Ankündigung er-
folgte, welche also nur auf allen Fall in der
Clarigation lag. Es ist aber die Kriegs-
ankündigung
entweder bedingt, darinn
erkläret wird, man werde einen mit Kriege
überziehen, wenn keine Ersetzung erfolgen,
oder des geschehenen Unrechts wegen keine Ge-
nüge geleistet werden sollte; oder sie ist un-
bedingt
(pura), wenn ohne Bedingung be-
kannt gemacht wird, daß man einen be-
kriegen wolle.
Natürlicher Weise ist es
nicht nöthig, daß die unbedingte auf
die bedingte folge,
indem es vor sich klar
ist, daß uns, wenn uns der andere unser
Recht abschlägt, kein andres Mittel solches
zu erhalten übrig sey, als der Krieg. Es er-
hellet auch genugsam, daß die Kriegsan-
kündigung nur in einem Kriege zum
Anfall, nicht aber in einem Kriege

zur

IV. Theil 7. Hauptſtuͤck.
nicht verpflichtet ſolchen zu vergoͤn-
nen, wenn nicht der durchziehende
desfalls hinlaͤngliche Sicherheit gie-
bet.

§. 1183.
Von der
Ankuͤn-
digung
des Krie-
ges.

Die Ankuͤndigung des Krieges (de-
nunciatio belli)
iſt eine Handlung, nach wel-
cher ein Theil ſeinem Gegentheil bekannt
macht, daß er ſein Recht mit Gewalt der
Waffen verfolgen wolle. Von einigen wird
es lateiniſch clarigatio genennt, ob dieſe
gleich bey den Roͤmern unterſchieden war, ſo
daß, wenn der Gegentheil die Genugthuung
abſchlug, alsdenn erſt die Ankuͤndigung er-
folgte, welche alſo nur auf allen Fall in der
Clarigation lag. Es iſt aber die Kriegs-
ankuͤndigung
entweder bedingt, darinn
erklaͤret wird, man werde einen mit Kriege
uͤberziehen, wenn keine Erſetzung erfolgen,
oder des geſchehenen Unrechts wegen keine Ge-
nuͤge geleiſtet werden ſollte; oder ſie iſt un-
bedingt
(pura), wenn ohne Bedingung be-
kannt gemacht wird, daß man einen be-
kriegen wolle.
Natuͤrlicher Weiſe iſt es
nicht noͤthig, daß die unbedingte auf
die bedingte folge,
indem es vor ſich klar
iſt, daß uns, wenn uns der andere unſer
Recht abſchlaͤgt, kein andres Mittel ſolches
zu erhalten uͤbrig ſey, als der Krieg. Es er-
hellet auch genugſam, daß die Kriegsan-
kuͤndigung nur in einem Kriege zum
Anfall, nicht aber in einem Kriege

zur
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0904" n="868"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Theil 7. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">nicht verpflichtet &#x017F;olchen zu vergo&#x0364;n-<lb/>
nen, wenn nicht der durchziehende<lb/>
desfalls hinla&#x0364;ngliche Sicherheit gie-<lb/>
bet.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1183.</head><lb/>
              <note place="left">Von der<lb/>
Anku&#x0364;n-<lb/>
digung<lb/>
des Krie-<lb/>
ges.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Die Anku&#x0364;ndigung des Krieges</hi><hi rendition="#aq">(de-<lb/>
nunciatio belli)</hi> i&#x017F;t eine Handlung, nach wel-<lb/>
cher ein Theil &#x017F;einem Gegentheil bekannt<lb/>
macht, daß er &#x017F;ein Recht mit Gewalt der<lb/>
Waffen verfolgen wolle. Von einigen wird<lb/>
es lateini&#x017F;ch <hi rendition="#aq">clarigatio</hi> genennt, ob die&#x017F;e<lb/>
gleich bey den Ro&#x0364;mern unter&#x017F;chieden war, &#x017F;o<lb/>
daß, wenn der Gegentheil die Genugthuung<lb/>
ab&#x017F;chlug, alsdenn er&#x017F;t die Anku&#x0364;ndigung er-<lb/>
folgte, welche al&#x017F;o nur auf allen Fall in der<lb/>
Clarigation lag. Es i&#x017F;t aber <hi rendition="#fr">die Kriegs-<lb/>
anku&#x0364;ndigung</hi> entweder <hi rendition="#fr">bedingt,</hi> darinn<lb/>
erkla&#x0364;ret wird, man werde einen mit Kriege<lb/>
u&#x0364;berziehen, wenn keine Er&#x017F;etzung erfolgen,<lb/>
oder des ge&#x017F;chehenen Unrechts wegen keine Ge-<lb/>
nu&#x0364;ge gelei&#x017F;tet werden &#x017F;ollte; oder &#x017F;ie i&#x017F;t <hi rendition="#fr">un-<lb/>
bedingt</hi> <hi rendition="#aq">(pura),</hi> wenn ohne Bedingung be-<lb/>
kannt gemacht wird, <hi rendition="#fr">daß man einen be-<lb/>
kriegen wolle.</hi> Natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e <hi rendition="#fr">i&#x017F;t es<lb/>
nicht no&#x0364;thig, daß die unbedingte auf<lb/>
die bedingte folge,</hi> indem es vor &#x017F;ich klar<lb/>
i&#x017F;t, daß uns, wenn uns der andere un&#x017F;er<lb/>
Recht ab&#x017F;chla&#x0364;gt, kein andres Mittel &#x017F;olches<lb/>
zu erhalten u&#x0364;brig &#x017F;ey, als der Krieg. Es er-<lb/>
hellet auch genug&#x017F;am, <hi rendition="#fr">daß die Kriegsan-<lb/>
ku&#x0364;ndigung nur in einem Kriege zum<lb/>
Anfall, nicht aber in einem Kriege</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">zur</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[868/0904] IV. Theil 7. Hauptſtuͤck. nicht verpflichtet ſolchen zu vergoͤn- nen, wenn nicht der durchziehende desfalls hinlaͤngliche Sicherheit gie- bet. §. 1183. Die Ankuͤndigung des Krieges (de- nunciatio belli) iſt eine Handlung, nach wel- cher ein Theil ſeinem Gegentheil bekannt macht, daß er ſein Recht mit Gewalt der Waffen verfolgen wolle. Von einigen wird es lateiniſch clarigatio genennt, ob dieſe gleich bey den Roͤmern unterſchieden war, ſo daß, wenn der Gegentheil die Genugthuung abſchlug, alsdenn erſt die Ankuͤndigung er- folgte, welche alſo nur auf allen Fall in der Clarigation lag. Es iſt aber die Kriegs- ankuͤndigung entweder bedingt, darinn erklaͤret wird, man werde einen mit Kriege uͤberziehen, wenn keine Erſetzung erfolgen, oder des geſchehenen Unrechts wegen keine Ge- nuͤge geleiſtet werden ſollte; oder ſie iſt un- bedingt (pura), wenn ohne Bedingung be- kannt gemacht wird, daß man einen be- kriegen wolle. Natuͤrlicher Weiſe iſt es nicht noͤthig, daß die unbedingte auf die bedingte folge, indem es vor ſich klar iſt, daß uns, wenn uns der andere unſer Recht abſchlaͤgt, kein andres Mittel ſolches zu erhalten uͤbrig ſey, als der Krieg. Es er- hellet auch genugſam, daß die Kriegsan- kuͤndigung nur in einem Kriege zum Anfall, nicht aber in einem Kriege zur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/904
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 868. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/904>, abgerufen am 18.04.2024.