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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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IV. Theil 9. Hauptstück.
wo nicht von einigen ausdrücklich
Meldung geschehen.

§. 1223.
Worauf
sich die
Amnestie
nicht er-
strecke.

Weil das ewige Vergessen des Unrechts
nur auf das geht, was im Kriege vorgegan-
gen ist (§. 1221.); so sind die Schulden,
die vor dem Kriege schon gemacht wa-
ren, so auch das vor demselben zuge-
fügte Unrecht, um dessentwillen aber
der Krieg nicht geführet ist, und fer-
ner die Schulden, so man währendes
Krieges anderswoher sich zugezogen
hat, und dann das Unrecht, so man
uns ausser dem Kriege angethan, und
endlich was man zur Kriegeszeit aus
Privatcontracten, oder durch eine
Mishandlung schuldig worden, nicht
als solche anzusehen, welche durch den
Frieden erlassen wären.

§. 1224.
Von der
Wieder-
ersetzung
der Nu-
tzungen.

Da das Recht dessen, dem etwas wieder
ersetzet werden soll, so bald der Friedensver-
trag zum Stande ist, anhebet, wofern nicht
die Wiederersetzung an einen gewissen Tag
gebunden worden (§. 438. 317.); so müs-
sen, wenn kraft des Friedens gewisse
Sachen wieder ersetzet werden sollen,
auch von dem Tage der Einräumung
an die Nutzungen wiedergegeben wer-
den
(§. 228.).

§. 1225.

IV. Theil 9. Hauptſtuͤck.
wo nicht von einigen ausdruͤcklich
Meldung geſchehen.

§. 1223.
Worauf
ſich die
Amneſtie
nicht er-
ſtrecke.

Weil das ewige Vergeſſen des Unrechts
nur auf das geht, was im Kriege vorgegan-
gen iſt (§. 1221.); ſo ſind die Schulden,
die vor dem Kriege ſchon gemacht wa-
ren, ſo auch das vor demſelben zuge-
fuͤgte Unrecht, um deſſentwillen aber
der Krieg nicht gefuͤhret iſt, und fer-
ner die Schulden, ſo man waͤhrendes
Krieges anderswoher ſich zugezogen
hat, und dann das Unrecht, ſo man
uns auſſer dem Kriege angethan, und
endlich was man zur Kriegeszeit aus
Privatcontracten, oder durch eine
Mishandlung ſchuldig worden, nicht
als ſolche anzuſehen, welche durch den
Frieden erlaſſen waͤren.

§. 1224.
Von der
Wieder-
erſetzung
der Nu-
tzungen.

Da das Recht deſſen, dem etwas wieder
erſetzet werden ſoll, ſo bald der Friedensver-
trag zum Stande iſt, anhebet, wofern nicht
die Wiedererſetzung an einen gewiſſen Tag
gebunden worden (§. 438. 317.); ſo muͤſ-
ſen, wenn kraft des Friedens gewiſſe
Sachen wieder erſetzet werden ſollen,
auch von dem Tage der Einraͤumung
an die Nutzungen wiedergegeben wer-
den
(§. 228.).

§. 1225.
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[902/0938] IV. Theil 9. Hauptſtuͤck. wo nicht von einigen ausdruͤcklich Meldung geſchehen. §. 1223. Weil das ewige Vergeſſen des Unrechts nur auf das geht, was im Kriege vorgegan- gen iſt (§. 1221.); ſo ſind die Schulden, die vor dem Kriege ſchon gemacht wa- ren, ſo auch das vor demſelben zuge- fuͤgte Unrecht, um deſſentwillen aber der Krieg nicht gefuͤhret iſt, und fer- ner die Schulden, ſo man waͤhrendes Krieges anderswoher ſich zugezogen hat, und dann das Unrecht, ſo man uns auſſer dem Kriege angethan, und endlich was man zur Kriegeszeit aus Privatcontracten, oder durch eine Mishandlung ſchuldig worden, nicht als ſolche anzuſehen, welche durch den Frieden erlaſſen waͤren. §. 1224. Da das Recht deſſen, dem etwas wieder erſetzet werden ſoll, ſo bald der Friedensver- trag zum Stande iſt, anhebet, wofern nicht die Wiedererſetzung an einen gewiſſen Tag gebunden worden (§. 438. 317.); ſo muͤſ- ſen, wenn kraft des Friedens gewiſſe Sachen wieder erſetzet werden ſollen, auch von dem Tage der Einraͤumung an die Nutzungen wiedergegeben wer- den (§. 228.). §. 1225.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/938>, abgerufen am 29.03.2024.