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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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des Eigenthums.
228.); so ist die Sache dem Herrn der
Marerie und demjenigen, der daraus
die Sache gemacht, gemein, nach Pro-
portion des Werths der Materie und
der Arbeit.
Daher kann man leicht erken-
nen, was einer vor ein Recht hat, der theils
aus seiner eigenen, theils aus einer fremden
Materie etwas macht, oder aus einer frem-
den Materie vor einen andern; massen es ei-
nerley ist, ob einer etwas selbst thut, oder
durch einen andern. Es ist aber klar, daß
einer, der etwas mit Vorbewust aus
einer fremden Materie macht, dem Ei-
genthumsherrn der Materie unrecht
thut (§. 201.), und daher straffäl-
lig wird
(§. 93. 153.).

§. 232.

Weil das Ausdreschen nicht zu der Speci-Vom
Ausdre-
schen.

fication, oder Verfertigung einer Sache aus
einer fremden Materie gehöret (§. 227.), son-
dern die Körner schon ein Theil der Aehren
sind; so sind, wenn einer fremde Aeh-
ren ausdrischet, so wohl die Körner,
als das Stroh des Eigenthumsherrn
der Aehren.
Was vom Unrecht zu mer-
cken ist, kann man aus dem vorigen §. wie-
derhohlen.

§. 233.

Die Jungen (foetus) sind eine FruchtVon dem
jungen
Viehe.

der Thiere, als die Kälber der Kühe, die
Lämmer der Schafe (§. 198.). Deswegen
gehören sie dem zu, dem die Thiere

gehö-
Nat. u. Völckerrecht. K

des Eigenthums.
228.); ſo iſt die Sache dem Herrn der
Marerie und demjenigen, der daraus
die Sache gemacht, gemein, nach Pro-
portion des Werths der Materie und
der Arbeit.
Daher kann man leicht erken-
nen, was einer vor ein Recht hat, der theils
aus ſeiner eigenen, theils aus einer fremden
Materie etwas macht, oder aus einer frem-
den Materie vor einen andern; maſſen es ei-
nerley iſt, ob einer etwas ſelbſt thut, oder
durch einen andern. Es iſt aber klar, daß
einer, der etwas mit Vorbewuſt aus
einer fremden Materie macht, dem Ei-
genthumsherrn der Materie unrecht
thut (§. 201.), und daher ſtraffaͤl-
lig wird
(§. 93. 153.).

§. 232.

Weil das Ausdreſchen nicht zu der Speci-Vom
Ausdre-
ſchen.

fication, oder Verfertigung einer Sache aus
einer fremden Materie gehoͤret (§. 227.), ſon-
dern die Koͤrner ſchon ein Theil der Aehren
ſind; ſo ſind, wenn einer fremde Aeh-
ren ausdriſchet, ſo wohl die Koͤrner,
als das Stroh des Eigenthumsherrn
der Aehren.
Was vom Unrecht zu mer-
cken iſt, kann man aus dem vorigen §. wie-
derhohlen.

§. 233.

Die Jungen (fœtus) ſind eine FruchtVon dem
jungen
Viehe.

der Thiere, als die Kaͤlber der Kuͤhe, die
Laͤmmer der Schafe (§. 198.). Deswegen
gehoͤren ſie dem zu, dem die Thiere

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Nat. u. Voͤlckerrecht. K
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[145/0181] des Eigenthums. 228.); ſo iſt die Sache dem Herrn der Marerie und demjenigen, der daraus die Sache gemacht, gemein, nach Pro- portion des Werths der Materie und der Arbeit. Daher kann man leicht erken- nen, was einer vor ein Recht hat, der theils aus ſeiner eigenen, theils aus einer fremden Materie etwas macht, oder aus einer frem- den Materie vor einen andern; maſſen es ei- nerley iſt, ob einer etwas ſelbſt thut, oder durch einen andern. Es iſt aber klar, daß einer, der etwas mit Vorbewuſt aus einer fremden Materie macht, dem Ei- genthumsherrn der Materie unrecht thut (§. 201.), und daher ſtraffaͤl- lig wird (§. 93. 153.). §. 232. Weil das Ausdreſchen nicht zu der Speci- fication, oder Verfertigung einer Sache aus einer fremden Materie gehoͤret (§. 227.), ſon- dern die Koͤrner ſchon ein Theil der Aehren ſind; ſo ſind, wenn einer fremde Aeh- ren ausdriſchet, ſo wohl die Koͤrner, als das Stroh des Eigenthumsherrn der Aehren. Was vom Unrecht zu mer- cken iſt, kann man aus dem vorigen §. wie- derhohlen. Vom Ausdre- ſchen. §. 233. Die Jungen (fœtus) ſind eine Frucht der Thiere, als die Kaͤlber der Kuͤhe, die Laͤmmer der Schafe (§. 198.). Deswegen gehoͤren ſie dem zu, dem die Thiere gehoͤ- Von dem jungen Viehe. Nat. u. Voͤlckerrecht. K

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/181>, abgerufen am 25.04.2024.