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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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men worden (§. 425.); so kann es so
lange wiederrufen werden, als das An-
nehmen desselben noch nicht bekannt
worden.

§. 428.

Weil ein Versprecher sich der Hülfe einesVon dem
Boten,
welcher
einen
Brief,
darinnen
etwas
verspro-
chen
wird,
überbrin-
gen soll.

Boten in keiner andern Absicht bedienet, als
daß der Brief an den, dem etwas verspro-
chen wird, überbracht wird; und daher es
einerley ist, ob der Bote selbst, oder ein an-
drer denselben überbringt; so wird das Ver-
sprechen, wenn der Bote stirbt, und
ein andrer den Brief, in welchem das
Versprechen enthalten, überbringt,
gültig angenommen: Jedoch kann es so
lange wiederrufen werden, als der
Brief von einem andern demjenigen,
dem etwas versprochen wird, nicht
abgegeben worden.
Weil dem Verspre-
cher das Recht sein Versprechen zu wiederru-
fen würde benommen werden, welches doch
nicht geschehen kann (§. 74.), woferne das An-
nehmen sollte gültig seyn, wenn der Brief,
darinnen der Versprecher dem andern etwas
verspricht, noch nicht abgegeben worden, son-
dern dieser bloß den Jnhalt desselben von je-
manden erfahren; so kann die Anneh-
mung nicht geschehen, so lange der
Brief noch nicht überbracht worden,
wenn man gleich den Jnnhalt dessel-
ben von jemanden erfahren hat.
De-
rowegen wenn der Brief verlohren

gien-
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und den Vertraͤgen uͤberhaupt.
men worden (§. 425.); ſo kann es ſo
lange wiederrufen werden, als das An-
nehmen deſſelben noch nicht bekannt
worden.

§. 428.

Weil ein Verſprecher ſich der Huͤlfe einesVon dem
Boten,
welcher
einen
Brief,
darinnen
etwas
verſpro-
chen
wird,
uͤberbrin-
gen ſoll.

Boten in keiner andern Abſicht bedienet, als
daß der Brief an den, dem etwas verſpro-
chen wird, uͤberbracht wird; und daher es
einerley iſt, ob der Bote ſelbſt, oder ein an-
drer denſelben uͤberbringt; ſo wird das Ver-
ſprechen, wenn der Bote ſtirbt, und
ein andrer den Brief, in welchem das
Verſprechen enthalten, uͤberbringt,
guͤltig angenommen: Jedoch kann es ſo
lange wiederrufen werden, als der
Brief von einem andern demjenigen,
dem etwas verſprochen wird, nicht
abgegeben worden.
Weil dem Verſpre-
cher das Recht ſein Verſprechen zu wiederru-
fen wuͤrde benommen werden, welches doch
nicht geſchehen kann (§. 74.), woferne das An-
nehmen ſollte guͤltig ſeyn, wenn der Brief,
darinnen der Verſprecher dem andern etwas
verſpricht, noch nicht abgegeben worden, ſon-
dern dieſer bloß den Jnhalt deſſelben von je-
manden erfahren; ſo kann die Anneh-
mung nicht geſchehen, ſo lange der
Brief noch nicht uͤberbracht worden,
wenn man gleich den Jnnhalt deſſel-
ben von jemanden erfahren hat.
De-
rowegen wenn der Brief verlohren

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[263/0299] und den Vertraͤgen uͤberhaupt. men worden (§. 425.); ſo kann es ſo lange wiederrufen werden, als das An- nehmen deſſelben noch nicht bekannt worden. §. 428. Weil ein Verſprecher ſich der Huͤlfe eines Boten in keiner andern Abſicht bedienet, als daß der Brief an den, dem etwas verſpro- chen wird, uͤberbracht wird; und daher es einerley iſt, ob der Bote ſelbſt, oder ein an- drer denſelben uͤberbringt; ſo wird das Ver- ſprechen, wenn der Bote ſtirbt, und ein andrer den Brief, in welchem das Verſprechen enthalten, uͤberbringt, guͤltig angenommen: Jedoch kann es ſo lange wiederrufen werden, als der Brief von einem andern demjenigen, dem etwas verſprochen wird, nicht abgegeben worden. Weil dem Verſpre- cher das Recht ſein Verſprechen zu wiederru- fen wuͤrde benommen werden, welches doch nicht geſchehen kann (§. 74.), woferne das An- nehmen ſollte guͤltig ſeyn, wenn der Brief, darinnen der Verſprecher dem andern etwas verſpricht, noch nicht abgegeben worden, ſon- dern dieſer bloß den Jnhalt deſſelben von je- manden erfahren; ſo kann die Anneh- mung nicht geſchehen, ſo lange der Brief noch nicht uͤberbracht worden, wenn man gleich den Jnnhalt deſſel- ben von jemanden erfahren hat. De- rowegen wenn der Brief verlohren gien- Von dem Boten, welcher einen Brief, darinnen etwas verſpro- chen wird, uͤberbrin- gen ſoll. R 4

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/299>, abgerufen am 29.03.2024.