Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl.
ut facias), oder ich thue etwas, daß der
andere etwas thue
(facio ut facias); denn
es macht das, daß ich etwas thue, damit der
andere etwas gebe (facio ut des), an sich
keinen Unterschied von der Handlung, da ich
gebe, daß der andere etwas thue (do ut fa-
cias).
Weil man aber so wohl körperliche,
als unkörperliche Sachen geben kann; so kann
man auch sowohl den blossen Gebrauch, als
auch den Gebrauch zugleich mit den Früchten
geben. Und da das Geld, wie wir an gehöri-
gem Orte beweisen werden, die Stelle aller
Sachen vertritt; so gilt dieses auch vom
Gelde.

§. 469.
Vom
Unter-
schiede
der ge-
mein-
schaftli-
chen
Tausch-
handlun-
gen.

Weil man saget, daß Sachen und Thun
unter einander gemeinschaftlich ge-
macht werden
(facta & res inter se com-
municantur),
wenn dieselben zum gemein-
schaftlichen Nutzen beygetragen werden; so
werden in den gemeinschaftlichen
Handlungen entweder Sachen, oder
Thun, oder auch Geld gemeinschaft-
lich gemacht, oder es geschiehet der
Beytrag von einem Theile an Sa-
chen, oder Gelde, von dem andern
durch Thun.

§. 470.
Die
Wohl-
that, der
Wohl-
thäter

Eine bloß wohlthätige Handlung, welche
gleich in einem zu Ende gebracht wird, oder
wo ich jemand gleich etwas gebe oder thue,
wird eine Wohlthat (beneficium) genannt;

aber

II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl.
ut facias), oder ich thue etwas, daß der
andere etwas thue
(facio ut facias); denn
es macht das, daß ich etwas thue, damit der
andere etwas gebe (facio ut des), an ſich
keinen Unterſchied von der Handlung, da ich
gebe, daß der andere etwas thue (do ut fa-
cias).
Weil man aber ſo wohl koͤrperliche,
als unkoͤrperliche Sachen geben kann; ſo kann
man auch ſowohl den bloſſen Gebrauch, als
auch den Gebrauch zugleich mit den Fruͤchten
geben. Und da das Geld, wie wir an gehoͤri-
gem Orte beweiſen werden, die Stelle aller
Sachen vertritt; ſo gilt dieſes auch vom
Gelde.

§. 469.
Vom
Unter-
ſchiede
der ge-
mein-
ſchaftli-
chen
Tauſch-
handlun-
gen.

Weil man ſaget, daß Sachen und Thun
unter einander gemeinſchaftlich ge-
macht werden
(facta & res inter ſe com-
municantur),
wenn dieſelben zum gemein-
ſchaftlichen Nutzen beygetragen werden; ſo
werden in den gemeinſchaftlichen
Handlungen entweder Sachen, oder
Thun, oder auch Geld gemeinſchaft-
lich gemacht, oder es geſchiehet der
Beytrag von einem Theile an Sa-
chen, oder Gelde, von dem andern
durch Thun.

§. 470.
Die
Wohl-
that, der
Wohl-
thaͤter

Eine bloß wohlthaͤtige Handlung, welche
gleich in einem zu Ende gebracht wird, oder
wo ich jemand gleich etwas gebe oder thue,
wird eine Wohlthat (beneficium) genannt;

aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0328" n="292"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#b">Th. 9. H. Von bloß milden Handl.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ut facias),</hi> oder <hi rendition="#fr">ich thue etwas, daß der<lb/>
andere etwas thue</hi> <hi rendition="#aq">(facio ut facias);</hi> denn<lb/>
es macht das, daß ich etwas thue, damit der<lb/>
andere etwas gebe <hi rendition="#aq">(facio ut des),</hi> an &#x017F;ich<lb/>
keinen Unter&#x017F;chied von der Handlung, da ich<lb/>
gebe, daß der andere etwas thue <hi rendition="#aq">(do ut fa-<lb/>
cias).</hi> Weil man aber &#x017F;o wohl ko&#x0364;rperliche,<lb/>
als unko&#x0364;rperliche Sachen geben kann; &#x017F;o kann<lb/>
man auch &#x017F;owohl den blo&#x017F;&#x017F;en Gebrauch, als<lb/>
auch den Gebrauch zugleich mit den Fru&#x0364;chten<lb/>
geben. Und da das Geld, wie wir an geho&#x0364;ri-<lb/>
gem Orte bewei&#x017F;en werden, die Stelle aller<lb/>
Sachen vertritt; &#x017F;o gilt die&#x017F;es auch vom<lb/>
Gelde.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 469.</head><lb/>
              <note place="left">Vom<lb/>
Unter-<lb/>
&#x017F;chiede<lb/>
der ge-<lb/>
mein-<lb/>
&#x017F;chaftli-<lb/>
chen<lb/>
Tau&#x017F;ch-<lb/>
handlun-<lb/>
gen.</note>
              <p>Weil man &#x017F;aget, daß <hi rendition="#fr">Sachen und Thun<lb/>
unter einander gemein&#x017F;chaftlich ge-<lb/>
macht werden</hi> <hi rendition="#aq">(facta &amp; res inter &#x017F;e com-<lb/>
municantur),</hi> wenn die&#x017F;elben zum gemein-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Nutzen beygetragen werden; &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">werden in den gemein&#x017F;chaftlichen<lb/>
Handlungen entweder Sachen, oder<lb/>
Thun, oder auch Geld gemein&#x017F;chaft-<lb/>
lich gemacht, oder es ge&#x017F;chiehet der<lb/>
Beytrag von einem Theile an Sa-<lb/>
chen, oder Gelde, von dem andern<lb/>
durch Thun.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 470.</head><lb/>
              <note place="left">Die<lb/>
Wohl-<lb/>
that, der<lb/>
Wohl-<lb/>
tha&#x0364;ter</note>
              <p>Eine bloß wohltha&#x0364;tige Handlung, welche<lb/>
gleich in einem zu Ende gebracht wird, oder<lb/>
wo ich jemand gleich etwas gebe oder thue,<lb/>
wird eine <hi rendition="#fr">Wohlthat</hi> <hi rendition="#aq">(beneficium)</hi> genannt;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0328] II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl. ut facias), oder ich thue etwas, daß der andere etwas thue (facio ut facias); denn es macht das, daß ich etwas thue, damit der andere etwas gebe (facio ut des), an ſich keinen Unterſchied von der Handlung, da ich gebe, daß der andere etwas thue (do ut fa- cias). Weil man aber ſo wohl koͤrperliche, als unkoͤrperliche Sachen geben kann; ſo kann man auch ſowohl den bloſſen Gebrauch, als auch den Gebrauch zugleich mit den Fruͤchten geben. Und da das Geld, wie wir an gehoͤri- gem Orte beweiſen werden, die Stelle aller Sachen vertritt; ſo gilt dieſes auch vom Gelde. §. 469. Weil man ſaget, daß Sachen und Thun unter einander gemeinſchaftlich ge- macht werden (facta & res inter ſe com- municantur), wenn dieſelben zum gemein- ſchaftlichen Nutzen beygetragen werden; ſo werden in den gemeinſchaftlichen Handlungen entweder Sachen, oder Thun, oder auch Geld gemeinſchaft- lich gemacht, oder es geſchiehet der Beytrag von einem Theile an Sa- chen, oder Gelde, von dem andern durch Thun. §. 470. Eine bloß wohlthaͤtige Handlung, welche gleich in einem zu Ende gebracht wird, oder wo ich jemand gleich etwas gebe oder thue, wird eine Wohlthat (beneficium) genannt; aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/328
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/328>, abgerufen am 20.04.2024.