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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 12. H. Von beschwerlichen
miethet hat. Derjenige aber, dem diese Be-
sorgung anvertraut wird, ist der Schiffer
(magister navis). Weil also der Schiffer
bey der Besorgung der Fahrt mit dem Schif-
fe den Rheder fürstellt; so muß man anneh-
men, daß, was der Schiffer thut, der
Rheder selbst gethan habe;
und es ist
klar, daß er ihm das Recht zu allem
eingeräumet, was zu dieser Besor-
gung nöthig ist.
Da es aber auf den
Rheder ankommt, unter welchen Bedingun-
gen er den Schiffer annehmen will; so muß
(§. 317.), wenn er unter gewissen Be-
dingungen angenommen worden, sein
Recht nach der Vorschrift beurtheilt
werden.
Man sagt der Schiffer handle
im Nahmen des Rheders
(exercitorio
nomine agere)
in allem dem, was er in der
ihm anvertrauten Besorgung wegen des
Schiffes unternimmet. Weil übrigens der
Schiffer nicht anders anzusehen ist, als ein
Verwalter, oder Factor; so kann auch auf
ihn leicht gedeutet werden, was vom Ver-
walter oder Factor erwiesen worden, daß es
also nicht nöthig ist, hiervon besonders zu
reden.

§. 666.
Von den
Schiff-
leuten.

Die Schiffleute (nautae) nennt man die-
jenigen, welche, um das Schiff in Bewe-
gung zu setzen, im Schiffe sind. Weil ihnen
kein Recht zukommt, in Absicht auf das Schiff
einen Contract zu machen; so kann durch

den

II. Th. 12. H. Von beſchwerlichen
miethet hat. Derjenige aber, dem dieſe Be-
ſorgung anvertraut wird, iſt der Schiffer
(magiſter navis). Weil alſo der Schiffer
bey der Beſorgung der Fahrt mit dem Schif-
fe den Rheder fuͤrſtellt; ſo muß man anneh-
men, daß, was der Schiffer thut, der
Rheder ſelbſt gethan habe;
und es iſt
klar, daß er ihm das Recht zu allem
eingeraͤumet, was zu dieſer Beſor-
gung noͤthig iſt.
Da es aber auf den
Rheder ankommt, unter welchen Bedingun-
gen er den Schiffer annehmen will; ſo muß
(§. 317.), wenn er unter gewiſſen Be-
dingungen angenommen worden, ſein
Recht nach der Vorſchrift beurtheilt
werden.
Man ſagt der Schiffer handle
im Nahmen des Rheders
(exercitorio
nomine agere)
in allem dem, was er in der
ihm anvertrauten Beſorgung wegen des
Schiffes unternimmet. Weil uͤbrigens der
Schiffer nicht anders anzuſehen iſt, als ein
Verwalter, oder Factor; ſo kann auch auf
ihn leicht gedeutet werden, was vom Ver-
walter oder Factor erwieſen worden, daß es
alſo nicht noͤthig iſt, hiervon beſonders zu
reden.

§. 666.
Von den
Schiff-
leuten.

Die Schiffleute (nautæ) nennt man die-
jenigen, welche, um das Schiff in Bewe-
gung zu ſetzen, im Schiffe ſind. Weil ihnen
kein Recht zukommt, in Abſicht auf das Schiff
einen Contract zu machen; ſo kann durch

den
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[448/0484] II. Th. 12. H. Von beſchwerlichen miethet hat. Derjenige aber, dem dieſe Be- ſorgung anvertraut wird, iſt der Schiffer (magiſter navis). Weil alſo der Schiffer bey der Beſorgung der Fahrt mit dem Schif- fe den Rheder fuͤrſtellt; ſo muß man anneh- men, daß, was der Schiffer thut, der Rheder ſelbſt gethan habe; und es iſt klar, daß er ihm das Recht zu allem eingeraͤumet, was zu dieſer Beſor- gung noͤthig iſt. Da es aber auf den Rheder ankommt, unter welchen Bedingun- gen er den Schiffer annehmen will; ſo muß (§. 317.), wenn er unter gewiſſen Be- dingungen angenommen worden, ſein Recht nach der Vorſchrift beurtheilt werden. Man ſagt der Schiffer handle im Nahmen des Rheders (exercitorio nomine agere) in allem dem, was er in der ihm anvertrauten Beſorgung wegen des Schiffes unternimmet. Weil uͤbrigens der Schiffer nicht anders anzuſehen iſt, als ein Verwalter, oder Factor; ſo kann auch auf ihn leicht gedeutet werden, was vom Ver- walter oder Factor erwieſen worden, daß es alſo nicht noͤthig iſt, hiervon beſonders zu reden. §. 666. Die Schiffleute (nautæ) nennt man die- jenigen, welche, um das Schiff in Bewe- gung zu ſetzen, im Schiffe ſind. Weil ihnen kein Recht zukommt, in Abſicht auf das Schiff einen Contract zu machen; ſo kann durch den

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/484>, abgerufen am 24.04.2024.