Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Servituten.
baulichen Wesen, oder zur Ausbesserung der
Wand und der Säule die Unterstützung des
Hauses, so darauf ruhet, nicht gehöret; so muß
der Eigenthumsherr des herrschenden
Guts auf seine Kosten das sinckende
Haus unterstützen. Die Servitut von
einem einzufugenden Balcken
(das Tram-
recht servitus tigni immittendi) nennt man,
wenn einem erlaubt ist einen Balcken, oder
etwas anders, was zum Sparrwerck des Hau-
ses dient, in des Nachbars Wand zu legen,
daß es darauf ruhe; daher entsteht eben
die Verbindlichkeit bey dem Eigen-
thümer des dienstbahren Guts, die wir
zuvor angezeigt haben.
Ferner nennt
man die Servitut des Weiterheraus-
bauens
(servitus projiciendi), wenn ein
Gebäude über des andern Grund und Boden,
oder was auf denselben gebaut ist, herüber ge-
het, gleichwohl aber auf dem Gebäude des
Nachbars nirgends ruhet. Die Servitut
nicht höher zu bauen
(servitus altius non
tollendi)
ist, wenn der Eigenthümer des herr-
schenden Guts verbieten kann, daß der Ei-
genthümer des dienstbahren sein Gebäude
nicht höher aufführen darf: im Gegentheil
kann man die Servitut höher zu bauen
(servitus altius tollendi) nennen, wenn einer
zum Vortheil des Nachbars kein niedrigers
Gebäude haben darf, als er itzt hat. Die
Servitut der Lichts
(servitus luminum)
nennt man die, wenn einer leiden muß, daß

man

Von den Servituten.
baulichen Weſen, oder zur Ausbeſſerung der
Wand und der Saͤule die Unterſtuͤtzung des
Hauſes, ſo darauf ruhet, nicht gehoͤret; ſo muß
der Eigenthumsherr des herrſchenden
Guts auf ſeine Koſten das ſinckende
Haus unterſtuͤtzen. Die Servitut von
einem einzufugenden Balcken
(das Tram-
recht ſervitus tigni immittendi) nennt man,
wenn einem erlaubt iſt einen Balcken, oder
etwas anders, was zum Sparrwerck des Hau-
ſes dient, in des Nachbars Wand zu legen,
daß es darauf ruhe; daher entſteht eben
die Verbindlichkeit bey dem Eigen-
thuͤmer des dienſtbahren Guts, die wir
zuvor angezeigt haben.
Ferner nennt
man die Servitut des Weiterheraus-
bauens
(ſervitus projiciendi), wenn ein
Gebaͤude uͤber des andern Grund und Boden,
oder was auf denſelben gebaut iſt, heruͤber ge-
het, gleichwohl aber auf dem Gebaͤude des
Nachbars nirgends ruhet. Die Servitut
nicht hoͤher zu bauen
(ſervitus altius non
tollendi)
iſt, wenn der Eigenthuͤmer des herr-
ſchenden Guts verbieten kann, daß der Ei-
genthuͤmer des dienſtbahren ſein Gebaͤude
nicht hoͤher auffuͤhren darf: im Gegentheil
kann man die Servitut hoͤher zu bauen
(ſervitus altius tollendi) nennen, wenn einer
zum Vortheil des Nachbars kein niedrigers
Gebaͤude haben darf, als er itzt hat. Die
Servitut der Lichts
(ſervitus luminum)
nennt man die, wenn einer leiden muß, daß

man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0529" n="493"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Servituten.</hi></fw><lb/>
baulichen We&#x017F;en, oder zur Ausbe&#x017F;&#x017F;erung der<lb/>
Wand und der Sa&#x0364;ule die Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung des<lb/>
Hau&#x017F;es, &#x017F;o darauf ruhet, nicht geho&#x0364;ret; <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß<lb/>
der Eigenthumsherr des herr&#x017F;chenden<lb/>
Guts auf &#x017F;eine Ko&#x017F;ten das &#x017F;inckende<lb/>
Haus unter&#x017F;tu&#x0364;tzen. Die Servitut von<lb/>
einem einzufugenden Balcken</hi> (das Tram-<lb/>
recht <hi rendition="#aq">&#x017F;ervitus tigni immittendi</hi>) nennt man,<lb/>
wenn einem erlaubt i&#x017F;t einen Balcken, oder<lb/>
etwas anders, was zum Sparrwerck des Hau-<lb/>
&#x017F;es dient, in des Nachbars Wand zu legen,<lb/>
daß es darauf ruhe; daher <hi rendition="#fr">ent&#x017F;teht eben<lb/>
die Verbindlichkeit bey dem Eigen-<lb/>
thu&#x0364;mer des dien&#x017F;tbahren Guts, die wir<lb/>
zuvor angezeigt haben.</hi> Ferner nennt<lb/>
man die <hi rendition="#fr">Servitut des Weiterheraus-<lb/>
bauens</hi> <hi rendition="#aq">(&#x017F;ervitus projiciendi),</hi> wenn ein<lb/>
Geba&#x0364;ude u&#x0364;ber des andern Grund und Boden,<lb/>
oder was auf den&#x017F;elben gebaut i&#x017F;t, heru&#x0364;ber ge-<lb/>
het, gleichwohl aber auf dem Geba&#x0364;ude des<lb/>
Nachbars nirgends ruhet. <hi rendition="#fr">Die Servitut<lb/>
nicht ho&#x0364;her zu bauen</hi> <hi rendition="#aq">(&#x017F;ervitus altius non<lb/>
tollendi)</hi> i&#x017F;t, wenn der Eigenthu&#x0364;mer des herr-<lb/>
&#x017F;chenden Guts verbieten kann, daß der Ei-<lb/>
genthu&#x0364;mer des dien&#x017F;tbahren &#x017F;ein Geba&#x0364;ude<lb/>
nicht ho&#x0364;her auffu&#x0364;hren darf: im Gegentheil<lb/>
kann man <hi rendition="#fr">die Servitut ho&#x0364;her zu bauen</hi><lb/><hi rendition="#aq">(&#x017F;ervitus altius tollendi)</hi> nennen, wenn einer<lb/>
zum Vortheil des Nachbars kein niedrigers<lb/>
Geba&#x0364;ude haben darf, als er itzt hat. <hi rendition="#fr">Die<lb/>
Servitut der Lichts</hi> <hi rendition="#aq">(&#x017F;ervitus luminum)</hi><lb/>
nennt man die, wenn einer leiden muß, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[493/0529] Von den Servituten. baulichen Weſen, oder zur Ausbeſſerung der Wand und der Saͤule die Unterſtuͤtzung des Hauſes, ſo darauf ruhet, nicht gehoͤret; ſo muß der Eigenthumsherr des herrſchenden Guts auf ſeine Koſten das ſinckende Haus unterſtuͤtzen. Die Servitut von einem einzufugenden Balcken (das Tram- recht ſervitus tigni immittendi) nennt man, wenn einem erlaubt iſt einen Balcken, oder etwas anders, was zum Sparrwerck des Hau- ſes dient, in des Nachbars Wand zu legen, daß es darauf ruhe; daher entſteht eben die Verbindlichkeit bey dem Eigen- thuͤmer des dienſtbahren Guts, die wir zuvor angezeigt haben. Ferner nennt man die Servitut des Weiterheraus- bauens (ſervitus projiciendi), wenn ein Gebaͤude uͤber des andern Grund und Boden, oder was auf denſelben gebaut iſt, heruͤber ge- het, gleichwohl aber auf dem Gebaͤude des Nachbars nirgends ruhet. Die Servitut nicht hoͤher zu bauen (ſervitus altius non tollendi) iſt, wenn der Eigenthuͤmer des herr- ſchenden Guts verbieten kann, daß der Ei- genthuͤmer des dienſtbahren ſein Gebaͤude nicht hoͤher auffuͤhren darf: im Gegentheil kann man die Servitut hoͤher zu bauen (ſervitus altius tollendi) nennen, wenn einer zum Vortheil des Nachbars kein niedrigers Gebaͤude haben darf, als er itzt hat. Die Servitut der Lichts (ſervitus luminum) nennt man die, wenn einer leiden muß, daß man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/529
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/529>, abgerufen am 29.03.2024.