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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von der Erbnutzbarkeit.
den (§. 725.), folglich die Bezahlung dersel-
ben nur beweiset, daß der Erbzinsmann das
Grundeigenthum bey dem Erbzinsgute er-
kennt; so darf die Grösse der Erbzinse
nicht dem Nutzen, welchen man aus
dem Erbzinsgute erhalten kann, pro-
portionirt werden;
folglich da kein inne-
rer Grund der Bestimmung vorhanden, so
müssen dieselben durch beyderseitige
Einwilligung des Erb- und Lehn-
herrns und des Erbzinsmanns in dem
Lehncontract bestimmt werden.
Da
man diesen halten muß (§. 438.); so darf
die Erbzinse wegen der Verbesserung,
oder Vermehrung der Einkünfte, oder
weil sie sehr geringe ist, nicht erhöhet
werden; und es kann dieselbe entwe-
det in Gelde, oder in andern Sachen
bestehen,
nachdem man es nämlich anfäng-
lich verabredet hat. Da das Erbzinsrecht
auf einem Contracte beruhet (§. 725.); so
ist der Erbzinsmann verbunden die
Erbzinse jährlich abzutragen (§. 514.),
und der Erb- und Lehnhert hat das
Recht ihn dazu anzuhalten
(§. 80.);
folglich wird wegen des unterlassenen
oder geweigerten Abtrags der Erbzin-
se das Erbzinsrecht nicht verlohren,
wenn man es nicht ausdrücklich ver-
abredet hat
(§. 667.). Gleichergestalt er-
hellet, daß weil die Erbzinse nicht des Nu-
tzens wegen gegeben wird, den man aus der

Sache

Von der Erbnutzbarkeit.
den (§. 725.), folglich die Bezahlung derſel-
ben nur beweiſet, daß der Erbzinsmann das
Grundeigenthum bey dem Erbzinsgute er-
kennt; ſo darf die Groͤſſe der Erbzinſe
nicht dem Nutzen, welchen man aus
dem Erbzinsgute erhalten kann, pro-
portionirt werden;
folglich da kein inne-
rer Grund der Beſtimmung vorhanden, ſo
muͤſſen dieſelben durch beyderſeitige
Einwilligung des Erb- und Lehn-
herrns und des Erbzinsmanns in dem
Lehncontract beſtimmt werden.
Da
man dieſen halten muß (§. 438.); ſo darf
die Erbzinſe wegen der Verbeſſerung,
oder Vermehrung der Einkuͤnfte, oder
weil ſie ſehr geringe iſt, nicht erhoͤhet
werden; und es kann dieſelbe entwe-
det in Gelde, oder in andern Sachen
beſtehen,
nachdem man es naͤmlich anfaͤng-
lich verabredet hat. Da das Erbzinsrecht
auf einem Contracte beruhet (§. 725.); ſo
iſt der Erbzinsmann verbunden die
Erbzinſe jaͤhrlich abzutragen (§. 514.),
und der Erb- und Lehnhert hat das
Recht ihn dazu anzuhalten
(§. 80.);
folglich wird wegen des unterlaſſenen
oder geweigerten Abtrags der Erbzin-
ſe das Erbzinsrecht nicht verlohren,
wenn man es nicht ausdruͤcklich ver-
abredet hat
(§. 667.). Gleichergeſtalt er-
hellet, daß weil die Erbzinſe nicht des Nu-
tzens wegen gegeben wird, den man aus der

Sache
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[509/0545] Von der Erbnutzbarkeit. den (§. 725.), folglich die Bezahlung derſel- ben nur beweiſet, daß der Erbzinsmann das Grundeigenthum bey dem Erbzinsgute er- kennt; ſo darf die Groͤſſe der Erbzinſe nicht dem Nutzen, welchen man aus dem Erbzinsgute erhalten kann, pro- portionirt werden; folglich da kein inne- rer Grund der Beſtimmung vorhanden, ſo muͤſſen dieſelben durch beyderſeitige Einwilligung des Erb- und Lehn- herrns und des Erbzinsmanns in dem Lehncontract beſtimmt werden. Da man dieſen halten muß (§. 438.); ſo darf die Erbzinſe wegen der Verbeſſerung, oder Vermehrung der Einkuͤnfte, oder weil ſie ſehr geringe iſt, nicht erhoͤhet werden; und es kann dieſelbe entwe- det in Gelde, oder in andern Sachen beſtehen, nachdem man es naͤmlich anfaͤng- lich verabredet hat. Da das Erbzinsrecht auf einem Contracte beruhet (§. 725.); ſo iſt der Erbzinsmann verbunden die Erbzinſe jaͤhrlich abzutragen (§. 514.), und der Erb- und Lehnhert hat das Recht ihn dazu anzuhalten (§. 80.); folglich wird wegen des unterlaſſenen oder geweigerten Abtrags der Erbzin- ſe das Erbzinsrecht nicht verlohren, wenn man es nicht ausdruͤcklich ver- abredet hat (§. 667.). Gleichergeſtalt er- hellet, daß weil die Erbzinſe nicht des Nu- tzens wegen gegeben wird, den man aus der Sache

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/545>, abgerufen am 19.04.2024.