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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Theil 16. Hauptstück.
hat; und alsdenn heist das Erbzinsrecht das
Untererbzinsrecht (subemphyteusis). Da
der Erbzinsmann mit der Erbnutzbarkeit des
Gutes als einer unkörperlichen ihm zugehöri-
gen Sache nach seinem Willkühr verfahren
kann, wie er will (§. 195.), doch so, daß
das Recht des Erb- und Lehnherrns unge-
kränckt verbleibet (§. 86.), und der Erbzins-
contract dadurch nicht verletzt wird (§. 727.);
so ist das Wiedererbzinsbarmachen,
wenn es ohne Schaden des Erb- und
Lehnherrns, und ohne Verletzung des
Erbzinscontracts geschiehet, erlaubt.
Es wird
aber dadurch in dem vorher-
gehenden Rechte nichts geändert: Und
wenn das Erbzinsrecht, es geschehe,
auf was Art und Weise es wolle, ge-
endet wird; so hört auch das Unter-
erbzinsrecht auf;
folglich wenn auch
das Untererbzinsrecht auf höret, indem
das Haupterbzinsrecht noch bestehet, so
hat der Erbzinsmann das gantze Erb-
zinsrecht wieder, wie vorher.
Da dem
Untererbzinsmanne sein Recht von dem Erb-
zinsmanne nicht benommen werden kann (§.
100.); dennoch aber das Recht des Erb- und
Lehnherrns unversehrt bleiben muß, wie er-
wiesen worden; so folgt, daß wenn der
Etbzinsmann sein Erbzinsrecht auf
einen andern bringt, er das Recht,
welches er nach dem Niedererbzins-
contract erlanget hat, auf denselben

bringt:

II. Theil 16. Hauptſtuͤck.
hat; und alsdenn heiſt das Erbzinsrecht das
Untererbzinsrecht (ſubemphyteuſis). Da
der Erbzinsmann mit der Erbnutzbarkeit des
Gutes als einer unkoͤrperlichen ihm zugehoͤri-
gen Sache nach ſeinem Willkuͤhr verfahren
kann, wie er will (§. 195.), doch ſo, daß
das Recht des Erb- und Lehnherrns unge-
kraͤnckt verbleibet (§. 86.), und der Erbzins-
contract dadurch nicht verletzt wird (§. 727.);
ſo iſt das Wiedererbzinsbarmachen,
wenn es ohne Schaden des Erb- und
Lehnherrns, und ohne Verletzung des
Erbzinscontracts geſchiehet, erlaubt.
Es wird
aber dadurch in dem vorher-
gehenden Rechte nichts geaͤndert: Und
wenn das Erbzinsrecht, es geſchehe,
auf was Art und Weiſe es wolle, ge-
endet wird; ſo hoͤrt auch das Unter-
erbzinsrecht auf;
folglich wenn auch
das Untererbzinsrecht auf hoͤret, indem
das Haupterbzinsrecht noch beſtehet, ſo
hat der Erbzinsmann das gantze Erb-
zinsrecht wieder, wie vorher.
Da dem
Untererbzinsmanne ſein Recht von dem Erb-
zinsmanne nicht benommen werden kann (§.
100.); dennoch aber das Recht des Erb- und
Lehnherrns unverſehrt bleiben muß, wie er-
wieſen worden; ſo folgt, daß wenn der
Etbzinsmann ſein Erbzinsrecht auf
einen andern bringt, er das Recht,
welches er nach dem Niedererbzins-
contract erlanget hat, auf denſelben

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[514/0550] II. Theil 16. Hauptſtuͤck. hat; und alsdenn heiſt das Erbzinsrecht das Untererbzinsrecht (ſubemphyteuſis). Da der Erbzinsmann mit der Erbnutzbarkeit des Gutes als einer unkoͤrperlichen ihm zugehoͤri- gen Sache nach ſeinem Willkuͤhr verfahren kann, wie er will (§. 195.), doch ſo, daß das Recht des Erb- und Lehnherrns unge- kraͤnckt verbleibet (§. 86.), und der Erbzins- contract dadurch nicht verletzt wird (§. 727.); ſo iſt das Wiedererbzinsbarmachen, wenn es ohne Schaden des Erb- und Lehnherrns, und ohne Verletzung des Erbzinscontracts geſchiehet, erlaubt. Es wird aber dadurch in dem vorher- gehenden Rechte nichts geaͤndert: Und wenn das Erbzinsrecht, es geſchehe, auf was Art und Weiſe es wolle, ge- endet wird; ſo hoͤrt auch das Unter- erbzinsrecht auf; folglich wenn auch das Untererbzinsrecht auf hoͤret, indem das Haupterbzinsrecht noch beſtehet, ſo hat der Erbzinsmann das gantze Erb- zinsrecht wieder, wie vorher. Da dem Untererbzinsmanne ſein Recht von dem Erb- zinsmanne nicht benommen werden kann (§. 100.); dennoch aber das Recht des Erb- und Lehnherrns unverſehrt bleiben muß, wie er- wieſen worden; ſo folgt, daß wenn der Etbzinsmann ſein Erbzinsrecht auf einen andern bringt, er das Recht, welches er nach dem Niedererbzins- contract erlanget hat, auf denſelben bringt:

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/550>, abgerufen am 29.03.2024.