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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von dem Lehn.
kann; so kann derjenige, welcher die
Erbnutzbarkeit in einer Sache hat,
dieselbe einem andern zu Lehn geben
(§. 736.): Doch so, daß das Recht des
Lehnherrn keinen Schaden leidet
(§.
100.); folglich können, dem Rechte des
Lehnherrn unbeschädigt, einem andern
Erbzinsgüter und Lehngüter zur Lehn
gegeben werden.
Ein Lehngut, das ei-
nem andern zum Lehngut gegeben worden,
nennt man ein Afterlehn (subfeudum);
und das Lehngut wird zum Afterlehn ge-
macht
(subinfeudatur), wenn ein anderer da-
mit belehnet wird. Derjenige, welcher mit ei-
nem Afterlehne belehnt wird, heist der After-
vasall, der Afterlehnsmann
(subvasal-
lus),
gewöhnlich der Afterbelehnte (sub-
infeudatus);
welcher ihn damit belehnet der
Afterlehnsherr (dominus subfeudi); und der
Contract, in welchem man das Afterlehn ver-
abredet, der Afterlehnscontract (contractus
subvasalli);
aus welchem also das Recht
des Afterlehnsherrn und des Afterva-
sallens bestimmt werden muß
(§. 736.).
Da die Afterbelehnung gäntzlich auf dem Wil-
len des Afterlehnsherrn beruhet (§. 314.); so
können in dem Afterlehnscontracte zu
den wesentlichen Bestimmungen noch
andere hinzugesetzt werden, welche in
dem Lehnscontract nicht enthal-
ten, jedoch demselben nicht zuwider
sind
(§. 736.). Und weil die Afterbeleh-

nung

Von dem Lehn.
kann; ſo kann derjenige, welcher die
Erbnutzbarkeit in einer Sache hat,
dieſelbe einem andern zu Lehn geben
(§. 736.): Doch ſo, daß das Recht des
Lehnherrn keinen Schaden leidet
(§.
100.); folglich koͤnnen, dem Rechte des
Lehnherrn unbeſchaͤdigt, einem andern
Erbzinsguͤter und Lehnguͤter zur Lehn
gegeben werden.
Ein Lehngut, das ei-
nem andern zum Lehngut gegeben worden,
nennt man ein Afterlehn (ſubfeudum);
und das Lehngut wird zum Afterlehn ge-
macht
(ſubinfeudatur), wenn ein anderer da-
mit belehnet wird. Derjenige, welcher mit ei-
nem Afterlehne belehnt wird, heiſt der After-
vaſall, der Afterlehnsmann
(ſubvaſal-
lus),
gewoͤhnlich der Afterbelehnte (ſub-
infeudatus);
welcher ihn damit belehnet der
Afterlehnsherr (dominus ſubfeudi); und der
Contract, in welchem man das Afterlehn ver-
abredet, der Afterlehnscontract (contractus
ſubvaſalli);
aus welchem alſo das Recht
des Afterlehnsherrn und des Afterva-
ſallens beſtimmt werden muß
(§. 736.).
Da die Afterbelehnung gaͤntzlich auf dem Wil-
len des Afterlehnsherrn beruhet (§. 314.); ſo
koͤnnen in dem Afterlehnscontracte zu
den weſentlichen Beſtimmungen noch
andere hinzugeſetzt werden, welche in
dem Lehnscontract nicht enthal-
ten, jedoch demſelben nicht zuwider
ſind
(§. 736.). Und weil die Afterbeleh-

nung
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[527/0563] Von dem Lehn. kann; ſo kann derjenige, welcher die Erbnutzbarkeit in einer Sache hat, dieſelbe einem andern zu Lehn geben (§. 736.): Doch ſo, daß das Recht des Lehnherrn keinen Schaden leidet (§. 100.); folglich koͤnnen, dem Rechte des Lehnherrn unbeſchaͤdigt, einem andern Erbzinsguͤter und Lehnguͤter zur Lehn gegeben werden. Ein Lehngut, das ei- nem andern zum Lehngut gegeben worden, nennt man ein Afterlehn (ſubfeudum); und das Lehngut wird zum Afterlehn ge- macht (ſubinfeudatur), wenn ein anderer da- mit belehnet wird. Derjenige, welcher mit ei- nem Afterlehne belehnt wird, heiſt der After- vaſall, der Afterlehnsmann (ſubvaſal- lus), gewoͤhnlich der Afterbelehnte (ſub- infeudatus); welcher ihn damit belehnet der Afterlehnsherr (dominus ſubfeudi); und der Contract, in welchem man das Afterlehn ver- abredet, der Afterlehnscontract (contractus ſubvaſalli); aus welchem alſo das Recht des Afterlehnsherrn und des Afterva- ſallens beſtimmt werden muß (§. 736.). Da die Afterbelehnung gaͤntzlich auf dem Wil- len des Afterlehnsherrn beruhet (§. 314.); ſo koͤnnen in dem Afterlehnscontracte zu den weſentlichen Beſtimmungen noch andere hinzugeſetzt werden, welche in dem Lehnscontract nicht enthal- ten, jedoch demſelben nicht zuwider ſind (§. 736.). Und weil die Afterbeleh- nung

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/563>, abgerufen am 24.04.2024.