Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Lehn.
Afterlehn weg (§. 741.). Derowegen da
der Vasalle nichts thun darf, was dem
Rechte des Lehnherrn, oder seiner Mit-
belehnten zuwider ist (§. 86.); so darf
er das Lehngut nicht verschlimmern,
noch ihm
deswegen eine Dienstbarkeit
(Servitut) auflegen (§. 708.); folglich darf
der Lehnherr und der Lehnfolger nicht
leiden daß das Lehngut verschlimmert
wird.
Jm Gegentheil aber weil der Lehn-
herr
auch nichts, was dem Recht des Vasal-
len zuwider ist, thun soll (§. 86.); so kann er
auch nicht mit dem Lehngut selber sol-
che Einrichtung machen, daß das Recht
des Nießbrauchs entweder vermin-
dert, oder, es geschehe auf was vor
Weise es wolle, verhindert werde
(§.
708.); folglich auch demselben keine Ser-
vitut auflegen.
Da aber nichts vorge-
nommen wird, was dem Recht des Lehnherrn,
oder des Lehnfolgers zuwider wäre, wenn
der Vasalle, so lange er das Lehngut
besitzt, einem andern in demselben ein
Recht einräumet, dergleichen eine Ser-
vitut seyn würde
(§. 83.); so kann er
dieses thun,
folglich wenn der Vasall
dem Lehngut eine Servitut wider
Recht auflegt; so bleibt sie als ein
Recht, welches den Servituten ähn-
lich ist, so lange er das Lehngut besitzt.

Und weil ein jedes Recht, welches zum Nieß-
brauch gehöret, dem Vasallen eigen ist (§.

736.);
Nat. u. Völckerrecht. L l

Von dem Lehn.
Afterlehn weg (§. 741.). Derowegen da
der Vaſalle nichts thun darf, was dem
Rechte des Lehnherrn, oder ſeiner Mit-
belehnten zuwider iſt (§. 86.); ſo darf
er das Lehngut nicht verſchlimmern,
noch ihm
deswegen eine Dienſtbarkeit
(Servitut) auflegen (§. 708.); folglich darf
der Lehnherr und der Lehnfolger nicht
leiden daß das Lehngut verſchlimmert
wird.
Jm Gegentheil aber weil der Lehn-
herr
auch nichts, was dem Recht des Vaſal-
len zuwider iſt, thun ſoll (§. 86.); ſo kann er
auch nicht mit dem Lehngut ſelber ſol-
che Einrichtung machen, daß das Recht
des Nießbrauchs entweder vermin-
dert, oder, es geſchehe auf was vor
Weiſe es wolle, verhindert werde
(§.
708.); folglich auch demſelben keine Ser-
vitut auflegen.
Da aber nichts vorge-
nommen wird, was dem Recht des Lehnherrn,
oder des Lehnfolgers zuwider waͤre, wenn
der Vaſalle, ſo lange er das Lehngut
beſitzt, einem andern in demſelben ein
Recht einraͤumet, dergleichen eine Ser-
vitut ſeyn wuͤrde
(§. 83.); ſo kann er
dieſes thun,
folglich wenn der Vaſall
dem Lehngut eine Servitut wider
Recht auflegt; ſo bleibt ſie als ein
Recht, welches den Servituten aͤhn-
lich iſt, ſo lange er das Lehngut beſitzt.

Und weil ein jedes Recht, welches zum Nieß-
brauch gehoͤret, dem Vaſallen eigen iſt (§.

736.);
Nat. u. Voͤlckerrecht. L l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0565" n="529"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Lehn.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Afterlehn weg</hi> (§. 741.). Derowegen da<lb/><hi rendition="#fr">der Va&#x017F;alle</hi> nichts thun darf, was dem<lb/>
Rechte des Lehnherrn, oder <hi rendition="#fr">&#x017F;einer Mit-<lb/>
belehnten zuwider i&#x017F;t (§. 86.); &#x017F;o darf<lb/>
er das Lehngut nicht ver&#x017F;chlimmern,<lb/>
noch ihm</hi> deswegen <hi rendition="#fr">eine Dien&#x017F;tbarkeit</hi><lb/>
(Servitut) <hi rendition="#fr">auflegen</hi> (§. 708.); folglich <hi rendition="#fr">darf<lb/>
der Lehnherr und der Lehnfolger nicht<lb/>
leiden daß das Lehngut ver&#x017F;chlimmert<lb/>
wird.</hi> Jm Gegentheil aber weil der <hi rendition="#fr">Lehn-<lb/>
herr</hi> auch nichts, was dem Recht des Va&#x017F;al-<lb/>
len zuwider i&#x017F;t, thun &#x017F;oll (§. 86.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">kann</hi> er<lb/>
auch <hi rendition="#fr">nicht mit dem Lehngut &#x017F;elber &#x017F;ol-<lb/>
che Einrichtung machen, daß das Recht<lb/>
des Nießbrauchs entweder vermin-<lb/>
dert, oder, es ge&#x017F;chehe auf was vor<lb/>
Wei&#x017F;e es wolle, verhindert werde</hi> (§.<lb/>
708.); folglich auch <hi rendition="#fr">dem&#x017F;elben keine Ser-<lb/>
vitut auflegen.</hi> Da aber nichts vorge-<lb/>
nommen wird, was dem Recht des Lehnherrn,<lb/>
oder des Lehnfolgers zuwider wa&#x0364;re, <hi rendition="#fr">wenn<lb/>
der Va&#x017F;alle, &#x017F;o lange er das Lehngut<lb/>
be&#x017F;itzt, einem andern in dem&#x017F;elben ein<lb/>
Recht einra&#x0364;umet, dergleichen eine Ser-<lb/>
vitut &#x017F;eyn wu&#x0364;rde</hi> (§. 83.); &#x017F;o <hi rendition="#fr">kann er<lb/>
die&#x017F;es thun,</hi> folglich <hi rendition="#fr">wenn der Va&#x017F;all<lb/>
dem Lehngut eine Servitut wider<lb/>
Recht auflegt; &#x017F;o bleibt &#x017F;ie als ein<lb/>
Recht, welches den Servituten a&#x0364;hn-<lb/>
lich i&#x017F;t, &#x017F;o lange er das Lehngut be&#x017F;itzt.</hi><lb/>
Und weil ein jedes Recht, welches zum Nieß-<lb/>
brauch geho&#x0364;ret, dem Va&#x017F;allen eigen i&#x017F;t (§.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Nat. u. Vo&#x0364;lckerrecht. L l</hi></fw><fw place="bottom" type="catch">736.);</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0565] Von dem Lehn. Afterlehn weg (§. 741.). Derowegen da der Vaſalle nichts thun darf, was dem Rechte des Lehnherrn, oder ſeiner Mit- belehnten zuwider iſt (§. 86.); ſo darf er das Lehngut nicht verſchlimmern, noch ihm deswegen eine Dienſtbarkeit (Servitut) auflegen (§. 708.); folglich darf der Lehnherr und der Lehnfolger nicht leiden daß das Lehngut verſchlimmert wird. Jm Gegentheil aber weil der Lehn- herr auch nichts, was dem Recht des Vaſal- len zuwider iſt, thun ſoll (§. 86.); ſo kann er auch nicht mit dem Lehngut ſelber ſol- che Einrichtung machen, daß das Recht des Nießbrauchs entweder vermin- dert, oder, es geſchehe auf was vor Weiſe es wolle, verhindert werde (§. 708.); folglich auch demſelben keine Ser- vitut auflegen. Da aber nichts vorge- nommen wird, was dem Recht des Lehnherrn, oder des Lehnfolgers zuwider waͤre, wenn der Vaſalle, ſo lange er das Lehngut beſitzt, einem andern in demſelben ein Recht einraͤumet, dergleichen eine Ser- vitut ſeyn wuͤrde (§. 83.); ſo kann er dieſes thun, folglich wenn der Vaſall dem Lehngut eine Servitut wider Recht auflegt; ſo bleibt ſie als ein Recht, welches den Servituten aͤhn- lich iſt, ſo lange er das Lehngut beſitzt. Und weil ein jedes Recht, welches zum Nieß- brauch gehoͤret, dem Vaſallen eigen iſt (§. 736.); Nat. u. Voͤlckerrecht. L l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/565
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/565>, abgerufen am 24.04.2024.