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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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Von der väterlichen Gesellschaft.
so kommt es so wohl dem Vater, als
der Mutter gemeinschaftlich zu
(§, cit.).
Es wird aber gewöhnlicher Weise die väter-
liche Gewalt
(patria potestas) genannt, und
durch Jrrthum weit über seine Gräntzen er-
streckt.

§. 889.

Die Kinder sind also den Eltern un-Von dem
Gehor-
sam der
Kinder,
und dem
Rechte
sie zu ver-
binden
und zu
strafen.

terthänig und ihnen zu gehorchen
schuldig
(§. 835.). Da die Herrschaft, die
den Eltern zukommt (§. 888.), das Recht sie
zu verbinden in sich begreift (§. 833.)); so
haben die Eltern das Recht die Kin-
der zum Gehorsam zu verbinden; und

folglich wegen ihres Ungehorsams sie
zu bestrafen
(§. 35.), welche Strafen der
Eltern man väterliche Züchtigungen
(castigationes paternae) nennet; weil sie auf
ihre Verbesserung gehen (§. 93.), und inner-
halb den Schrancken der Pflichten, die sie den
Kindern schuldig sind, verbleiben sollen.
Wenn aber die Eltern etwas befehlen,
was dem Gesetze der Natur zuwider
ist; so sind die Kinder nicht schuldig
zu gehorchen
(§. 38.).

§. 890.

Da die Eltern die Kinder geschickt ma-Von An-
weisung
der Kin-
der zur
Tugend,
von der
Abwen-

chen sollen ihre Handlungen nach dem Gesetze
der Natur einzurichten (§. 855.); so müssen
sie selbige zu den Pflichten gegen sich
selbst, gegen andere und gegen GOtt
gewöhnen
(§. 57.); und folglich, da die

Fer-
S s 5

Von der vaͤterlichen Geſellſchaft.
ſo kommt es ſo wohl dem Vater, als
der Mutter gemeinſchaftlich zu
(§, cit.).
Es wird aber gewoͤhnlicher Weiſe die vaͤter-
liche Gewalt
(patria poteſtas) genannt, und
durch Jrrthum weit uͤber ſeine Graͤntzen er-
ſtreckt.

§. 889.

Die Kinder ſind alſo den Eltern un-Von dem
Gehor-
ſam der
Kinder,
und dem
Rechte
ſie zu ver-
binden
und zu
ſtrafen.

terthaͤnig und ihnen zu gehorchen
ſchuldig
(§. 835.). Da die Herrſchaft, die
den Eltern zukommt (§. 888.), das Recht ſie
zu verbinden in ſich begreift (§. 833.)); ſo
haben die Eltern das Recht die Kin-
der zum Gehorſam zu verbinden; und

folglich wegen ihres Ungehorſams ſie
zu beſtrafen
(§. 35.), welche Strafen der
Eltern man vaͤterliche Zuͤchtigungen
(caſtigationes paternæ) nennet; weil ſie auf
ihre Verbeſſerung gehen (§. 93.), und inner-
halb den Schrancken der Pflichten, die ſie den
Kindern ſchuldig ſind, verbleiben ſollen.
Wenn aber die Eltern etwas befehlen,
was dem Geſetze der Natur zuwider
iſt; ſo ſind die Kinder nicht ſchuldig
zu gehorchen
(§. 38.).

§. 890.

Da die Eltern die Kinder geſchickt ma-Von An-
weiſung
der Kin-
der zur
Tugend,
von der
Abwen-

chen ſollen ihre Handlungen nach dem Geſetze
der Natur einzurichten (§. 855.); ſo muͤſſen
ſie ſelbige zu den Pflichten gegen ſich
ſelbſt, gegen andere und gegen GOtt
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(§. 57.); und folglich, da die

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[649/0685] Von der vaͤterlichen Geſellſchaft. ſo kommt es ſo wohl dem Vater, als der Mutter gemeinſchaftlich zu (§, cit.). Es wird aber gewoͤhnlicher Weiſe die vaͤter- liche Gewalt (patria poteſtas) genannt, und durch Jrrthum weit uͤber ſeine Graͤntzen er- ſtreckt. §. 889. Die Kinder ſind alſo den Eltern un- terthaͤnig und ihnen zu gehorchen ſchuldig (§. 835.). Da die Herrſchaft, die den Eltern zukommt (§. 888.), das Recht ſie zu verbinden in ſich begreift (§. 833.)); ſo haben die Eltern das Recht die Kin- der zum Gehorſam zu verbinden; und folglich wegen ihres Ungehorſams ſie zu beſtrafen (§. 35.), welche Strafen der Eltern man vaͤterliche Zuͤchtigungen (caſtigationes paternæ) nennet; weil ſie auf ihre Verbeſſerung gehen (§. 93.), und inner- halb den Schrancken der Pflichten, die ſie den Kindern ſchuldig ſind, verbleiben ſollen. Wenn aber die Eltern etwas befehlen, was dem Geſetze der Natur zuwider iſt; ſo ſind die Kinder nicht ſchuldig zu gehorchen (§. 38.). Von dem Gehor- ſam der Kinder, und dem Rechte ſie zu ver- binden und zu ſtrafen. §. 890. Da die Eltern die Kinder geſchickt ma- chen ſollen ihre Handlungen nach dem Geſetze der Natur einzurichten (§. 855.); ſo muͤſſen ſie ſelbige zu den Pflichten gegen ſich ſelbſt, gegen andere und gegen GOtt gewoͤhnen (§. 57.); und folglich, da die Fer- Von An- weiſung der Kin- der zur Tugend, von der Abwen- S s 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/685>, abgerufen am 18.04.2024.