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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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III. Theil 1. Abth. 4. Hauptstück.
verursa-
chet hat.
und da er in dessen Ansehung ein Schuldner
der Wäisen ist (§. 336.); so sind von Na-
tur die Güter des Vormundes den
Wäisen davor verpfändet, was er ih-
nen herauszugeben hat nach geendig-
ter Vormundschaft
(§. 705.).

§. 905.
Wie
Wäisen,
oder Un-
mündige
sich an-
dern,
oder an-
dere sich
ihnen
verbin-
den kön-
nen.

Da dem Vormunde, oder Curater die
Verwaltung der Güter zukommt (§. 898.);
so können Wäisen und Unmündige oh-
ne Einwilligung des Vormundes, oder
ihres Curaters sich nicht einem andern
zu etwas verbinden.
Weil aber die Ver-
waltung der Güter deswegen dem Vormunde,
oder Curater aufgetragen wird, damit die
Wäisen und Unmündigen nicht betrogen wer-
den (§. cit.); so ist es gültig, wenn Wai-
sen, oder Unmündige zu ihrem Vor-
theil sich einen andern verbindlich ge-
macht, oder mit ihm contrahiret.

§. 906.
Von der
Besol-
dung und
dem Eh-
renge-
schenck
des Vor-
mundes.

Weil niemand verbunden ist dem andern
etwas umsonst zu thun, wenn er ihm hinwie-
derum etwas geben kann (§. 473.); und es
vor sich klar ist, daß die Vormundschaft kei-
ne geringe Beschwerde ist, insonderheit wenn
die Verwaltung der Güter weitläuftig; so ist
es nach dem Rechte der Natur nicht
unerlaubt, daß ein Vormund, oder
Curater für die Verwaltung Wäisen,
oder Unmündigen zugehöriger Güter,
wenn das Vermögen groß ist, eine Be-

soldung

III. Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
verurſa-
chet hat.
und da er in deſſen Anſehung ein Schuldner
der Waͤiſen iſt (§. 336.); ſo ſind von Na-
tur die Guͤter des Vormundes den
Waͤiſen davor verpfaͤndet, was er ih-
nen herauszugeben hat nach geendig-
ter Vormundſchaft
(§. 705.).

§. 905.
Wie
Waͤiſen,
oder Un-
muͤndige
ſich an-
dern,
oder an-
dere ſich
ihnen
verbin-
den koͤn-
nen.

Da dem Vormunde, oder Curater die
Verwaltung der Guͤter zukommt (§. 898.);
ſo koͤnnen Waͤiſen und Unmuͤndige oh-
ne Einwilligung des Vormundes, oder
ihres Curaters ſich nicht einem andern
zu etwas verbinden.
Weil aber die Ver-
waltung der Guͤter deswegen dem Vormunde,
oder Curater aufgetragen wird, damit die
Waͤiſen und Unmuͤndigen nicht betrogen wer-
den (§. cit.); ſo iſt es guͤltig, wenn Wai-
ſen, oder Unmuͤndige zu ihrem Vor-
theil ſich einen andern verbindlich ge-
macht, oder mit ihm contrahiret.

§. 906.
Von der
Beſol-
dung und
dem Eh-
renge-
ſchenck
des Vor-
mundes.

Weil niemand verbunden iſt dem andern
etwas umſonſt zu thun, wenn er ihm hinwie-
derum etwas geben kann (§. 473.); und es
vor ſich klar iſt, daß die Vormundſchaft kei-
ne geringe Beſchwerde iſt, inſonderheit wenn
die Verwaltung der Guͤter weitlaͤuftig; ſo iſt
es nach dem Rechte der Natur nicht
unerlaubt, daß ein Vormund, oder
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[658/0694] III. Theil 1. Abth. 4. Hauptſtuͤck. und da er in deſſen Anſehung ein Schuldner der Waͤiſen iſt (§. 336.); ſo ſind von Na- tur die Guͤter des Vormundes den Waͤiſen davor verpfaͤndet, was er ih- nen herauszugeben hat nach geendig- ter Vormundſchaft (§. 705.). verurſa- chet hat. §. 905. Da dem Vormunde, oder Curater die Verwaltung der Guͤter zukommt (§. 898.); ſo koͤnnen Waͤiſen und Unmuͤndige oh- ne Einwilligung des Vormundes, oder ihres Curaters ſich nicht einem andern zu etwas verbinden. Weil aber die Ver- waltung der Guͤter deswegen dem Vormunde, oder Curater aufgetragen wird, damit die Waͤiſen und Unmuͤndigen nicht betrogen wer- den (§. cit.); ſo iſt es guͤltig, wenn Wai- ſen, oder Unmuͤndige zu ihrem Vor- theil ſich einen andern verbindlich ge- macht, oder mit ihm contrahiret. §. 906. Weil niemand verbunden iſt dem andern etwas umſonſt zu thun, wenn er ihm hinwie- derum etwas geben kann (§. 473.); und es vor ſich klar iſt, daß die Vormundſchaft kei- ne geringe Beſchwerde iſt, inſonderheit wenn die Verwaltung der Guͤter weitlaͤuftig; ſo iſt es nach dem Rechte der Natur nicht unerlaubt, daß ein Vormund, oder Curater fuͤr die Verwaltung Waͤiſen, oder Unmuͤndigen zugehoͤriger Guͤter, wenn das Vermoͤgen groß iſt, eine Be- ſoldung

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/694>, abgerufen am 20.04.2024.