Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

der Völcker gegen sich selbst.
wenn einem die Anfnahme abgeschla-
gen wird, ertragen.

§. 1107.

Die Erlaubniß daß man freywillig ausVon dem
Rechte
aus dem
Lande zu
gehen.

dem Ort seiner Wohnung weichen darf, wird
das Recht aus dem Lande zu gehen
(jus emigrandi) genennt. Es ist aber leicht
zu erachten, daß das Recht aus dem Lan-
de zu gehen entweder von einem Ver-
trage, oder von einem Grundgesetze,
oder von dem Willen des Oberherrn
herrühre.
Hieher gehöret auch der Ver-
trag, nach welchem die Staaten errichtet sind,
welcher nur allein durch andere besondere Ver-
träge, wozu man auch selbst die Grundgese-
tze rechnen kann, unkräftig gemachet wird.

Das dritte Hauptstück.

Von den Pflichten der Völcker
gegen einander, und von denen da-
her entspringenden Rechten.

§. 1108.

Dieweil das Recht der Natur auf dieDie all-
gemeine
Pflicht
eines
Volckes
gegen
andere.

Völcker angewendet werden muß (§.
1088.); so ist ein iedes Volck ei-
nem ieden andern das schuldig, was
es sich selbst schuldig ist, in so ferne
das andere solches nicht in seiner eig-
nen Gewalt hat, und jenes Volck es
ohne Hintansetzung der Pflichten ge-

gen
E e e 5

der Voͤlcker gegen ſich ſelbſt.
wenn einem die Anfnahme abgeſchla-
gen wird, ertragen.

§. 1107.

Die Erlaubniß daß man freywillig ausVon dem
Rechte
aus dem
Lande zu
gehen.

dem Ort ſeiner Wohnung weichen darf, wird
das Recht aus dem Lande zu gehen
(jus emigrandi) genennt. Es iſt aber leicht
zu erachten, daß das Recht aus dem Lan-
de zu gehen entweder von einem Ver-
trage, oder von einem Grundgeſetze,
oder von dem Willen des Oberherrn
herruͤhre.
Hieher gehoͤret auch der Ver-
trag, nach welchem die Staaten errichtet ſind,
welcher nur allein durch andere beſondere Ver-
traͤge, wozu man auch ſelbſt die Grundgeſe-
tze rechnen kann, unkraͤftig gemachet wird.

Das dritte Hauptſtuͤck.

Von den Pflichten der Voͤlcker
gegen einander, und von denen da-
her entſpringenden Rechten.

§. 1108.

Dieweil das Recht der Natur auf dieDie all-
gemeine
Pflicht
eines
Volckes
gegen
andere.

Voͤlcker angewendet werden muß (§.
1088.); ſo iſt ein iedes Volck ei-
nem ieden andern das ſchuldig, was
es ſich ſelbſt ſchuldig iſt, in ſo ferne
das andere ſolches nicht in ſeiner eig-
nen Gewalt hat, und jenes Volck es
ohne Hintanſetzung der Pflichten ge-

gen
E e e 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0845" n="809"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">der Vo&#x0364;lcker gegen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">wenn einem die Anfnahme abge&#x017F;chla-<lb/>
gen wird, ertragen.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1107.</head><lb/>
              <p>Die Erlaubniß daß man freywillig aus<note place="right">Von dem<lb/>
Rechte<lb/>
aus dem<lb/>
Lande zu<lb/>
gehen.</note><lb/>
dem Ort &#x017F;einer Wohnung weichen darf, wird<lb/><hi rendition="#fr">das Recht aus dem Lande zu gehen</hi><lb/><hi rendition="#aq">(jus emigrandi)</hi> genennt. Es i&#x017F;t aber leicht<lb/>
zu erachten, daß <hi rendition="#fr">das Recht aus dem Lan-<lb/>
de zu gehen entweder von einem Ver-<lb/>
trage, oder von einem Grundge&#x017F;etze,<lb/>
oder von dem Willen des Oberherrn<lb/>
herru&#x0364;hre.</hi> Hieher geho&#x0364;ret auch der Ver-<lb/>
trag, nach welchem die Staaten errichtet &#x017F;ind,<lb/>
welcher nur allein durch andere be&#x017F;ondere Ver-<lb/>
tra&#x0364;ge, wozu man auch &#x017F;elb&#x017F;t die Grundge&#x017F;e-<lb/>
tze rechnen kann, unkra&#x0364;ftig gemachet wird.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das dritte Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Von den Pflichten der Vo&#x0364;lcker<lb/>
gegen einander, und von denen da-<lb/>
her ent&#x017F;pringenden Rechten.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1108.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>ieweil das Recht der Natur auf die<note place="right">Die all-<lb/>
gemeine<lb/>
Pflicht<lb/>
eines<lb/>
Volckes<lb/>
gegen<lb/>
andere.</note><lb/>
Vo&#x0364;lcker angewendet werden muß (§.<lb/>
1088.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t ein iedes Volck ei-<lb/>
nem ieden andern das &#x017F;chuldig, was<lb/>
es &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chuldig i&#x017F;t, in &#x017F;o ferne<lb/>
das andere &#x017F;olches nicht in &#x017F;einer eig-<lb/>
nen Gewalt hat, und jenes Volck es<lb/>
ohne Hintan&#x017F;etzung der Pflichten ge-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e e 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">gen</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[809/0845] der Voͤlcker gegen ſich ſelbſt. wenn einem die Anfnahme abgeſchla- gen wird, ertragen. §. 1107. Die Erlaubniß daß man freywillig aus dem Ort ſeiner Wohnung weichen darf, wird das Recht aus dem Lande zu gehen (jus emigrandi) genennt. Es iſt aber leicht zu erachten, daß das Recht aus dem Lan- de zu gehen entweder von einem Ver- trage, oder von einem Grundgeſetze, oder von dem Willen des Oberherrn herruͤhre. Hieher gehoͤret auch der Ver- trag, nach welchem die Staaten errichtet ſind, welcher nur allein durch andere beſondere Ver- traͤge, wozu man auch ſelbſt die Grundgeſe- tze rechnen kann, unkraͤftig gemachet wird. Von dem Rechte aus dem Lande zu gehen. Das dritte Hauptſtuͤck. Von den Pflichten der Voͤlcker gegen einander, und von denen da- her entſpringenden Rechten. §. 1108. Dieweil das Recht der Natur auf die Voͤlcker angewendet werden muß (§. 1088.); ſo iſt ein iedes Volck ei- nem ieden andern das ſchuldig, was es ſich ſelbſt ſchuldig iſt, in ſo ferne das andere ſolches nicht in ſeiner eig- nen Gewalt hat, und jenes Volck es ohne Hintanſetzung der Pflichten ge- gen Die all- gemeine Pflicht eines Volckes gegen andere. E e e 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/845
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/845>, abgerufen am 19.04.2024.