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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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IV. Th. 5. Hauptst. Von den Bündnissen
het von einem dritten die Gewährleistung
(guaranda, guarantia), welche ein beyder-
seits in Bund getretenen, oder auch nur dem
einen gethanes Versprechen ist, daß das ab-
geredete gehalten werden solle; folglich ist der
Gewährmann (guarandus), welcher die
Versicherung gegeben hat verbunden eine
Hülfe, wozu er sich anheischig ge-
macht hat, gegen denjenigen zu leisten,
welcher das abgeredete nicht halten
will, wenn der andere solche bedarf,

folglich aber ist er sie nicht schuldig, wenn
sie nicht verlanget wird.
Daraus ist
klar, was vor einen stillschweigenden Ver-
trag die Gewährleistung in sich fasse. Man
nennet es aber eine allgemeine Gewähr-
leistung
(guarantiam generalem), wenn sie
sich auf alles erstrecket, was im Bündnisse
ausgemacht worden; eine besondere aber
(specialis) wird es genennet, wenn sie nur
auf einige, oder auf eines, oder das andere
der verabredeten Dinge gehet. Und ein Ver-
trag darüber die Gewähr geleistet wor-
den
(pactum guarandigiatum) heißt es, wo-
zu eine allgemeine, oder eine besondere Ge-
währleistung gekommen ist. Ferner, da eine
Gewährleistung nur den Nutzen dessen, dem
sie geschiehet, zum Augenmerck hat; so kann
sie auch ohne Mitwissen und ohne Be-
fragung dessen, wider welchen sie fe-
ste gesetzet wird, erfolgen, und wenn
mehrere ein Bündniß eingehen, so kön-

nen

IV. Th. 5. Hauptſt. Von den Buͤndniſſen
het von einem dritten die Gewaͤhrleiſtung
(guaranda, guarantia), welche ein beyder-
ſeits in Bund getretenen, oder auch nur dem
einen gethanes Verſprechen iſt, daß das ab-
geredete gehalten werden ſolle; folglich iſt der
Gewaͤhrmann (guarandus), welcher die
Verſicherung gegeben hat verbunden eine
Huͤlfe, wozu er ſich anheiſchig ge-
macht hat, gegen denjenigen zu leiſten,
welcher das abgeredete nicht halten
will, wenn der andere ſolche bedarf,

folglich aber iſt er ſie nicht ſchuldig, wenn
ſie nicht verlanget wird.
Daraus iſt
klar, was vor einen ſtillſchweigenden Ver-
trag die Gewaͤhrleiſtung in ſich faſſe. Man
nennet es aber eine allgemeine Gewaͤhr-
leiſtung
(guarantiam generalem), wenn ſie
ſich auf alles erſtrecket, was im Buͤndniſſe
ausgemacht worden; eine beſondere aber
(ſpecialis) wird es genennet, wenn ſie nur
auf einige, oder auf eines, oder das andere
der verabredeten Dinge gehet. Und ein Ver-
trag daruͤber die Gewaͤhr geleiſtet wor-
den
(pactum guarandigiatum) heißt es, wo-
zu eine allgemeine, oder eine beſondere Ge-
waͤhrleiſtung gekommen iſt. Ferner, da eine
Gewaͤhrleiſtung nur den Nutzen deſſen, dem
ſie geſchiehet, zum Augenmerck hat; ſo kann
ſie auch ohne Mitwiſſen und ohne Be-
fragung deſſen, wider welchen ſie fe-
ſte geſetzet wird, erfolgen, und wenn
mehrere ein Buͤndniß eingehen, ſo koͤn-

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[838/0874] IV. Th. 5. Hauptſt. Von den Buͤndniſſen het von einem dritten die Gewaͤhrleiſtung (guaranda, guarantia), welche ein beyder- ſeits in Bund getretenen, oder auch nur dem einen gethanes Verſprechen iſt, daß das ab- geredete gehalten werden ſolle; folglich iſt der Gewaͤhrmann (guarandus), welcher die Verſicherung gegeben hat verbunden eine Huͤlfe, wozu er ſich anheiſchig ge- macht hat, gegen denjenigen zu leiſten, welcher das abgeredete nicht halten will, wenn der andere ſolche bedarf, folglich aber iſt er ſie nicht ſchuldig, wenn ſie nicht verlanget wird. Daraus iſt klar, was vor einen ſtillſchweigenden Ver- trag die Gewaͤhrleiſtung in ſich faſſe. Man nennet es aber eine allgemeine Gewaͤhr- leiſtung (guarantiam generalem), wenn ſie ſich auf alles erſtrecket, was im Buͤndniſſe ausgemacht worden; eine beſondere aber (ſpecialis) wird es genennet, wenn ſie nur auf einige, oder auf eines, oder das andere der verabredeten Dinge gehet. Und ein Ver- trag daruͤber die Gewaͤhr geleiſtet wor- den (pactum guarandigiatum) heißt es, wo- zu eine allgemeine, oder eine beſondere Ge- waͤhrleiſtung gekommen iſt. Ferner, da eine Gewaͤhrleiſtung nur den Nutzen deſſen, dem ſie geſchiehet, zum Augenmerck hat; ſo kann ſie auch ohne Mitwiſſen und ohne Be- fragung deſſen, wider welchen ſie fe- ſte geſetzet wird, erfolgen, und wenn mehrere ein Buͤndniß eingehen, ſo koͤn- nen

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/874>, abgerufen am 19.04.2024.