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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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und Zusagen ohne Vollmacht.
ausdrücklich anders verglichen hat (§.
337. 342.).

§. 1151.

Geisseln (obsides) sind Personen, welcheVon
Geisseln.

man zur Sicherheit der Schuld, daß näm-
lich das verabredete gehalten, oder eine
Schuld bezahlet werden solle, überliefert.
Es werden also die Geisseln wircklich
verpfändet (§. 697.), und man behält
sie so lange zurück, bis das schuldige
geleistet ist.
Daher kommt dem, der
sie annimmt, das Recht zu sie so zu
verwahren, daß sie nicht weglaufen
können; doch aber hat er kein Recht
sie zur Arbeit zu zwingen,
als welches
eben so viel wäre als das Pfand nutzen (§.
702.). Weil aber niemand ein Recht über
des andern Leben hat (§. 141.); so kann
das Leben der Geisseln nicht verpfän-
det werden,
folglich nur ihre Freyheit
(§. 77.). Doch sind sie deswegen keine
Sclaven (§. 698.), aber sie werden
Sclaven, wenn dasjenige nicht gelei-
stet wird, dessentwegen sie gegeben
worden (§. 947.), wenigstens kann
man sie gefangen behalten, tödten

aber darf man sie nicht. Und derowegen
hören sie auf Geisseln zu seyn, wenn
derjenige, welcher sie gegeben hat,
keine Treue hält.
Und da die Geisseln
in der That Pfänder sind; so können sie,
wenn man sie gleich einer gewissen

Sache
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und Zuſagen ohne Vollmacht.
ausdruͤcklich anders verglichen hat (§.
337. 342.).

§. 1151.

Geiſſeln (obſides) ſind Perſonen, welcheVon
Geiſſeln.

man zur Sicherheit der Schuld, daß naͤm-
lich das verabredete gehalten, oder eine
Schuld bezahlet werden ſolle, uͤberliefert.
Es werden alſo die Geiſſeln wircklich
verpfaͤndet (§. 697.), und man behaͤlt
ſie ſo lange zuruͤck, bis das ſchuldige
geleiſtet iſt.
Daher kommt dem, der
ſie annimmt, das Recht zu ſie ſo zu
verwahren, daß ſie nicht weglaufen
koͤnnen; doch aber hat er kein Recht
ſie zur Arbeit zu zwingen,
als welches
eben ſo viel waͤre als das Pfand nutzen (§.
702.). Weil aber niemand ein Recht uͤber
des andern Leben hat (§. 141.); ſo kann
das Leben der Geiſſeln nicht verpfaͤn-
det werden,
folglich nur ihre Freyheit
(§. 77.). Doch ſind ſie deswegen keine
Sclaven (§. 698.), aber ſie werden
Sclaven, wenn dasjenige nicht gelei-
ſtet wird, deſſentwegen ſie gegeben
worden (§. 947.), wenigſtens kann
man ſie gefangen behalten, toͤdten

aber darf man ſie nicht. Und derowegen
hoͤren ſie auf Geiſſeln zu ſeyn, wenn
derjenige, welcher ſie gegeben hat,
keine Treue haͤlt.
Und da die Geiſſeln
in der That Pfaͤnder ſind; ſo koͤnnen ſie,
wenn man ſie gleich einer gewiſſen

Sache
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[841/0877] und Zuſagen ohne Vollmacht. ausdruͤcklich anders verglichen hat (§. 337. 342.). §. 1151. Geiſſeln (obſides) ſind Perſonen, welche man zur Sicherheit der Schuld, daß naͤm- lich das verabredete gehalten, oder eine Schuld bezahlet werden ſolle, uͤberliefert. Es werden alſo die Geiſſeln wircklich verpfaͤndet (§. 697.), und man behaͤlt ſie ſo lange zuruͤck, bis das ſchuldige geleiſtet iſt. Daher kommt dem, der ſie annimmt, das Recht zu ſie ſo zu verwahren, daß ſie nicht weglaufen koͤnnen; doch aber hat er kein Recht ſie zur Arbeit zu zwingen, als welches eben ſo viel waͤre als das Pfand nutzen (§. 702.). Weil aber niemand ein Recht uͤber des andern Leben hat (§. 141.); ſo kann das Leben der Geiſſeln nicht verpfaͤn- det werden, folglich nur ihre Freyheit (§. 77.). Doch ſind ſie deswegen keine Sclaven (§. 698.), aber ſie werden Sclaven, wenn dasjenige nicht gelei- ſtet wird, deſſentwegen ſie gegeben worden (§. 947.), wenigſtens kann man ſie gefangen behalten, toͤdten aber darf man ſie nicht. Und derowegen hoͤren ſie auf Geiſſeln zu ſeyn, wenn derjenige, welcher ſie gegeben hat, keine Treue haͤlt. Und da die Geiſſeln in der That Pfaͤnder ſind; ſo koͤnnen ſie, wenn man ſie gleich einer gewiſſen Sache Von Geiſſeln. G g g 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/877>, abgerufen am 19.04.2024.