Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Rechte der Völcker im Kriege.
eingekommen, halten (angef. §.). Durch
den Waffenstillstand wird der Krieg
nicht geendiget, ob man ihn gleich auf
lange Zeit eingegangen ist; und wenn
er zum Ende ist, so gehen die Feindse-
ligkeiten gleich wieder an, man ge-
braucht aber dabey keine neue Kriegs-
ankündigung
(§. 1183.). Damit diejeni-
gen, welchen daran gelegen ist, wissen, daß
man einen Waffenstillstand getroffen habe; so
muß er, so bald man sich darüber ver-
einigt hat, bekannt gemacht werden.

Da die Verbindlichkeit derer sich vertragen-
den aus einem Vertrag kommt; so haben
diejenigen, welche sich vertragen, so
bald als der Vertrag über den Waf-
fenstillstand zur Vollkommenheit ge-
diehen ist, gleich die Verbindlichkeit
dazu über sich:
es ist aber vor sich klar,
daß solcher die Unterthanen nicht eher
verbinden könne, als von der Zeit der
Bekantmachung an, wenn nicht aus-
drücklich feste gesetzet worden, von
welchem Tage er anheben solle.
Es
wird aber der Waffenstillstand allgemein
(induciae universales) genennet, worinn alle
kriegerische Handlungen eingestellet sind; hin-
gegen ist er besonders (induciae particula-
res),
wenn nur einige aufhören. Da im
Kriege alles Recht der höchsten Gewalt zuste-
het (§. 1066. 1169.); so kann ein allge-
meiner Waffenstillstand nur allein von

denen,
K k k 5

Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
eingekommen, halten (angef. §.). Durch
den Waffenſtillſtand wird der Krieg
nicht geendiget, ob man ihn gleich auf
lange Zeit eingegangen iſt; und wenn
er zum Ende iſt, ſo gehen die Feindſe-
ligkeiten gleich wieder an, man ge-
braucht aber dabey keine neue Kriegs-
ankuͤndigung
(§. 1183.). Damit diejeni-
gen, welchen daran gelegen iſt, wiſſen, daß
man einen Waffenſtillſtand getroffen habe; ſo
muß er, ſo bald man ſich daruͤber ver-
einigt hat, bekannt gemacht werden.

Da die Verbindlichkeit derer ſich vertragen-
den aus einem Vertrag kommt; ſo haben
diejenigen, welche ſich vertragen, ſo
bald als der Vertrag uͤber den Waf-
fenſtillſtand zur Vollkommenheit ge-
diehen iſt, gleich die Verbindlichkeit
dazu uͤber ſich:
es iſt aber vor ſich klar,
daß ſolcher die Unterthanen nicht eher
verbinden koͤnne, als von der Zeit der
Bekantmachung an, wenn nicht aus-
druͤcklich feſte geſetzet worden, von
welchem Tage er anheben ſolle.
Es
wird aber der Waffenſtillſtand allgemein
(induciæ univerſales) genennet, worinn alle
kriegeriſche Handlungen eingeſtellet ſind; hin-
gegen iſt er beſonders (induciæ particula-
res),
wenn nur einige aufhoͤren. Da im
Kriege alles Recht der hoͤchſten Gewalt zuſte-
het (§. 1066. 1169.); ſo kann ein allge-
meiner Waffenſtillſtand nur allein von

denen,
K k k 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0925" n="889"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Rechte der Vo&#x0364;lcker im Kriege.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">eingekommen, halten</hi> (angef. §.). <hi rendition="#fr">Durch<lb/>
den Waffen&#x017F;till&#x017F;tand wird der Krieg<lb/>
nicht geendiget, ob man ihn gleich auf<lb/>
lange Zeit eingegangen i&#x017F;t; und wenn<lb/>
er zum Ende i&#x017F;t, &#x017F;o gehen die Feind&#x017F;e-<lb/>
ligkeiten gleich wieder an, man ge-<lb/>
braucht aber dabey keine neue Kriegs-<lb/>
anku&#x0364;ndigung</hi> (§. 1183.). Damit diejeni-<lb/>
gen, welchen daran gelegen i&#x017F;t, wi&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
man einen Waffen&#x017F;till&#x017F;tand getroffen habe; <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
muß er, &#x017F;o bald man &#x017F;ich daru&#x0364;ber ver-<lb/>
einigt hat, bekannt gemacht werden.</hi><lb/>
Da die Verbindlichkeit derer &#x017F;ich vertragen-<lb/>
den aus einem Vertrag kommt; <hi rendition="#fr">&#x017F;o haben<lb/>
diejenigen, welche &#x017F;ich vertragen, &#x017F;o<lb/>
bald als der Vertrag u&#x0364;ber den Waf-<lb/>
fen&#x017F;till&#x017F;tand zur Vollkommenheit ge-<lb/>
diehen i&#x017F;t, gleich die Verbindlichkeit<lb/>
dazu u&#x0364;ber &#x017F;ich:</hi> es i&#x017F;t aber vor &#x017F;ich klar,<lb/><hi rendition="#fr">daß &#x017F;olcher die Unterthanen nicht eher<lb/>
verbinden ko&#x0364;nne, als von der Zeit der<lb/>
Bekantmachung an, wenn nicht aus-<lb/>
dru&#x0364;cklich fe&#x017F;te ge&#x017F;etzet worden, von<lb/>
welchem Tage er anheben &#x017F;olle.</hi> Es<lb/>
wird aber <hi rendition="#fr">der Waffen&#x017F;till&#x017F;tand allgemein</hi><lb/><hi rendition="#aq">(induciæ univer&#x017F;ales)</hi> genennet, worinn alle<lb/>
kriegeri&#x017F;che Handlungen einge&#x017F;tellet &#x017F;ind; hin-<lb/>
gegen i&#x017F;t er <hi rendition="#fr">be&#x017F;onders</hi> <hi rendition="#aq">(induciæ particula-<lb/>
res),</hi> wenn nur einige aufho&#x0364;ren. Da im<lb/>
Kriege alles Recht der ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gewalt zu&#x017F;te-<lb/>
het (§. 1066. 1169.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann ein allge-<lb/>
meiner Waffen&#x017F;till&#x017F;tand nur allein von</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">denen,</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[889/0925] Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege. eingekommen, halten (angef. §.). Durch den Waffenſtillſtand wird der Krieg nicht geendiget, ob man ihn gleich auf lange Zeit eingegangen iſt; und wenn er zum Ende iſt, ſo gehen die Feindſe- ligkeiten gleich wieder an, man ge- braucht aber dabey keine neue Kriegs- ankuͤndigung (§. 1183.). Damit diejeni- gen, welchen daran gelegen iſt, wiſſen, daß man einen Waffenſtillſtand getroffen habe; ſo muß er, ſo bald man ſich daruͤber ver- einigt hat, bekannt gemacht werden. Da die Verbindlichkeit derer ſich vertragen- den aus einem Vertrag kommt; ſo haben diejenigen, welche ſich vertragen, ſo bald als der Vertrag uͤber den Waf- fenſtillſtand zur Vollkommenheit ge- diehen iſt, gleich die Verbindlichkeit dazu uͤber ſich: es iſt aber vor ſich klar, daß ſolcher die Unterthanen nicht eher verbinden koͤnne, als von der Zeit der Bekantmachung an, wenn nicht aus- druͤcklich feſte geſetzet worden, von welchem Tage er anheben ſolle. Es wird aber der Waffenſtillſtand allgemein (induciæ univerſales) genennet, worinn alle kriegeriſche Handlungen eingeſtellet ſind; hin- gegen iſt er beſonders (induciæ particula- res), wenn nur einige aufhoͤren. Da im Kriege alles Recht der hoͤchſten Gewalt zuſte- het (§. 1066. 1169.); ſo kann ein allge- meiner Waffenſtillſtand nur allein von denen, K k k 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/925
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/925>, abgerufen am 25.04.2024.