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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
r ist daher = [Formel 1] , wenn die Lichtintensität in der Einheit der Ent-
fernung = 1 ist.

Auf dem angeführten Gesetz beruht die Messung von Lichtinten-
sitäten mittelst der Photometer. Diese Instrumente sind dazu be-
stimmt die Stärken zweier Lichtquellen mit einander zu vergleichen.
Sie beruhen allgemein darauf, dass man zwei an einander grenzende
Stücke einer Fläche mit den zwei zu vergleichenden Lichtquellen be-
leuchtet, und dann die hellere Lichtquelle durch Entfernung von der
Fläche so lange schwächt, bis die beiden Flächenstücke auf das Auge
den gleichen Eindruck hervorbringen: es verhalten sich dann nach
dem obigen Gesetz die Lichtstärken wie die Quadrate der Entfernun-
gen von der beleuchteten Fläche. Bei dem Photometer von Rum-

[Abbildung] Fig. 74.
ford (Fig. 74) dient ein weisser Schirm w w
als auffangende Fläche, vor ihm steht ein vertica-
ler Stab v, und vor diesem befinden sich die
beiden Lichtquellen l und l'. Durch die letz-
teren entstehen auf dem Schirm zwei Schatten
des Stabes v: der von l herrührende Schatten
s wird von l', und der von l' herrührende Schat-
ten s' wird von l beleuchtet. Bringt man da-
her die beiden Lichter in solche Entfernungen,
dass die Schatten gleich sind, so verhalten
sich die Lichtstärken beider umgekehrt wie die
Quadrate ihrer Entfernungen von dem Schirm w w.
Noch genauere Messungen gestattet das Photometer von Bunsen.
Dasselbe besteht aus einem weissen Schirm, der in seiner Mitte mit
Stearin getränkt ist. Stellt man ein Licht hinter diesen Schirm, so
erscheint der Stearinfleck heller als seine Umgebung, weil das in
Stearin getränkte Papier mehr Licht durchlässt; stellt man dagegen
das Licht vor den Schirm, so erscheint der Stearinfleck dunkler als
seine Umgebung, weil das in Stearin getränkte Papier ungefähr ebenso
viel Licht weniger reflectirt, als es mehr durchlässt. Stellt man nun
ein Licht vor den Schirm und ein zweites von gleicher Lichtstärke
hinter den Schirm, so lässt sich leicht die Distanz beider so treffen,
dass die Lichtstärken des befetteten und des unbefetteten Papiers ge-
nau gleich erscheinen. Lässt man dann das Licht hinter dem Schirm
an seiner Stelle und ersetzt das vor dem Schirm stehende durch ein
anderes, so ergiebt sich aus der Distanz, die man dem letzteren im
Vergleich zu dem weggebrachten Lichte geben muss, das Verhältniss
der Lichtstärken.


127
Unterscheidung
der Lichtinten-
sitäten.

Bei allen diesen photometrischen Messungen bedarf man schliess-
lich der Schätzung durch das Auge: man vergleicht nicht objective

Von dem Lichte.
r ist daher = [Formel 1] , wenn die Lichtintensität in der Einheit der Ent-
fernung = 1 ist.

Auf dem angeführten Gesetz beruht die Messung von Lichtinten-
sitäten mittelst der Photometer. Diese Instrumente sind dazu be-
stimmt die Stärken zweier Lichtquellen mit einander zu vergleichen.
Sie beruhen allgemein darauf, dass man zwei an einander grenzende
Stücke einer Fläche mit den zwei zu vergleichenden Lichtquellen be-
leuchtet, und dann die hellere Lichtquelle durch Entfernung von der
Fläche so lange schwächt, bis die beiden Flächenstücke auf das Auge
den gleichen Eindruck hervorbringen: es verhalten sich dann nach
dem obigen Gesetz die Lichtstärken wie die Quadrate der Entfernun-
gen von der beleuchteten Fläche. Bei dem Photometer von Rum-

[Abbildung] Fig. 74.
ford (Fig. 74) dient ein weisser Schirm w w
als auffangende Fläche, vor ihm steht ein vertica-
ler Stab v, und vor diesem befinden sich die
beiden Lichtquellen l und l'. Durch die letz-
teren entstehen auf dem Schirm zwei Schatten
des Stabes v: der von l herrührende Schatten
s wird von l', und der von l' herrührende Schat-
ten s' wird von l beleuchtet. Bringt man da-
her die beiden Lichter in solche Entfernungen,
dass die Schatten gleich sind, so verhalten
sich die Lichtstärken beider umgekehrt wie die
Quadrate ihrer Entfernungen von dem Schirm w w.
Noch genauere Messungen gestattet das Photometer von Bunsen.
Dasselbe besteht aus einem weissen Schirm, der in seiner Mitte mit
Stearin getränkt ist. Stellt man ein Licht hinter diesen Schirm, so
erscheint der Stearinfleck heller als seine Umgebung, weil das in
Stearin getränkte Papier mehr Licht durchlässt; stellt man dagegen
das Licht vor den Schirm, so erscheint der Stearinfleck dunkler als
seine Umgebung, weil das in Stearin getränkte Papier ungefähr ebenso
viel Licht weniger reflectirt, als es mehr durchlässt. Stellt man nun
ein Licht vor den Schirm und ein zweites von gleicher Lichtstärke
hinter den Schirm, so lässt sich leicht die Distanz beider so treffen,
dass die Lichtstärken des befetteten und des unbefetteten Papiers ge-
nau gleich erscheinen. Lässt man dann das Licht hinter dem Schirm
an seiner Stelle und ersetzt das vor dem Schirm stehende durch ein
anderes, so ergiebt sich aus der Distanz, die man dem letzteren im
Vergleich zu dem weggebrachten Lichte geben muss, das Verhältniss
der Lichtstärken.


127
Unterscheidung
der Lichtinten-
sitäten.

Bei allen diesen photometrischen Messungen bedarf man schliess-
lich der Schätzung durch das Auge: man vergleicht nicht objective

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[190/0212] Von dem Lichte. r ist daher = [FORMEL], wenn die Lichtintensität in der Einheit der Ent- fernung = 1 ist. Auf dem angeführten Gesetz beruht die Messung von Lichtinten- sitäten mittelst der Photometer. Diese Instrumente sind dazu be- stimmt die Stärken zweier Lichtquellen mit einander zu vergleichen. Sie beruhen allgemein darauf, dass man zwei an einander grenzende Stücke einer Fläche mit den zwei zu vergleichenden Lichtquellen be- leuchtet, und dann die hellere Lichtquelle durch Entfernung von der Fläche so lange schwächt, bis die beiden Flächenstücke auf das Auge den gleichen Eindruck hervorbringen: es verhalten sich dann nach dem obigen Gesetz die Lichtstärken wie die Quadrate der Entfernun- gen von der beleuchteten Fläche. Bei dem Photometer von Rum- [Abbildung Fig. 74.] ford (Fig. 74) dient ein weisser Schirm w w als auffangende Fläche, vor ihm steht ein vertica- ler Stab v, und vor diesem befinden sich die beiden Lichtquellen l und l'. Durch die letz- teren entstehen auf dem Schirm zwei Schatten des Stabes v: der von l herrührende Schatten s wird von l', und der von l' herrührende Schat- ten s' wird von l beleuchtet. Bringt man da- her die beiden Lichter in solche Entfernungen, dass die Schatten gleich sind, so verhalten sich die Lichtstärken beider umgekehrt wie die Quadrate ihrer Entfernungen von dem Schirm w w. Noch genauere Messungen gestattet das Photometer von Bunsen. Dasselbe besteht aus einem weissen Schirm, der in seiner Mitte mit Stearin getränkt ist. Stellt man ein Licht hinter diesen Schirm, so erscheint der Stearinfleck heller als seine Umgebung, weil das in Stearin getränkte Papier mehr Licht durchlässt; stellt man dagegen das Licht vor den Schirm, so erscheint der Stearinfleck dunkler als seine Umgebung, weil das in Stearin getränkte Papier ungefähr ebenso viel Licht weniger reflectirt, als es mehr durchlässt. Stellt man nun ein Licht vor den Schirm und ein zweites von gleicher Lichtstärke hinter den Schirm, so lässt sich leicht die Distanz beider so treffen, dass die Lichtstärken des befetteten und des unbefetteten Papiers ge- nau gleich erscheinen. Lässt man dann das Licht hinter dem Schirm an seiner Stelle und ersetzt das vor dem Schirm stehende durch ein anderes, so ergiebt sich aus der Distanz, die man dem letzteren im Vergleich zu dem weggebrachten Lichte geben muss, das Verhältniss der Lichtstärken. Bei allen diesen photometrischen Messungen bedarf man schliess- lich der Schätzung durch das Auge: man vergleicht nicht objective

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/212>, abgerufen am 24.04.2024.