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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
Fläche gebrochen werden, sondern wenn sie mehrere Medien, die
sämmtlich durch kugelförmige Flächen getrennt sind, durchwandern.
Wir wollen, um auch hier die Betrachtung auf die einfachsten und
practisch wichtigen Fälle zu beschränken, voraussetzen, die Mittel-
punkte der sämmtlichen hinter einander gelegenen Kugeln befänden
sich in einer einzigen Linie. Ein solches System mit gemeinsamer
Axe bezeichnet man als ein centrirtes System kugelförmiger
Flächen
.

Der einfachste Fall, der sich uns hier darbietet, ist jener, wo
das Licht durch zwei gekrümmte Flächen gebrochen wird, die ein
dichteres von einem dünneren Medium trennen. Dieser Fall ist bei
den sogenannten Linsen verwirklicht. Die Linsen sind Gläser, welche
durch zwei einander gegenüberstehende sphärische Flächen begrenzt
sind, deren Krümmungsmittelpunkte auf einer gemeinsamen Axe, der
optischen Axe der Linse, liegen. Durch die verschiedene Combi-
nation convexer und concaver Flächen erhält man vier Arten von
Linsen, denen man noch zwei, bei welchen nur die eine Fläche ge-
krümmt, die andere aber eben ist, hinzufügt. Die hiernach sich er-
gebenden sechs Arten sphärischer Linsen sind folgende:

1) Die biconvexe Linse (Fig. 102 A); gewöhnlich haben ihre
[Abbildung] Fig. 102.
beiden Oberflächen eine gleiche, zuweilen aber auch eine ungleiche
Krümmung;
2) die planconvexe Linse (B);
3) die concavconvexe Linse (oder der convergirende
Meniscus
, C), deren concave Fläche einen grösseren Radius besitzt
als die gewölbte;
4) die biconcave Linse (D); hier können wieder die beiden
Flächen eine gleiche oder eine ungleiche Krümmung besitzen;
5) die planconcave Linse (E);
6) die convexconcave Linse (oder der divergirende Me-
niscus
, F), deren gewölbte Oberfläche einen grösseren Radius be-
sitzt als die concave.

Die drei ersten dieser Linsen bezeichnet man, weil sie die Licht-
strahlen convergenter machen, als Sammellinsen; die drei letz-

Von dem Lichte.
Fläche gebrochen werden, sondern wenn sie mehrere Medien, die
sämmtlich durch kugelförmige Flächen getrennt sind, durchwandern.
Wir wollen, um auch hier die Betrachtung auf die einfachsten und
practisch wichtigen Fälle zu beschränken, voraussetzen, die Mittel-
punkte der sämmtlichen hinter einander gelegenen Kugeln befänden
sich in einer einzigen Linie. Ein solches System mit gemeinsamer
Axe bezeichnet man als ein centrirtes System kugelförmiger
Flächen
.

Der einfachste Fall, der sich uns hier darbietet, ist jener, wo
das Licht durch zwei gekrümmte Flächen gebrochen wird, die ein
dichteres von einem dünneren Medium trennen. Dieser Fall ist bei
den sogenannten Linsen verwirklicht. Die Linsen sind Gläser, welche
durch zwei einander gegenüberstehende sphärische Flächen begrenzt
sind, deren Krümmungsmittelpunkte auf einer gemeinsamen Axe, der
optischen Axe der Linse, liegen. Durch die verschiedene Combi-
nation convexer und concaver Flächen erhält man vier Arten von
Linsen, denen man noch zwei, bei welchen nur die eine Fläche ge-
krümmt, die andere aber eben ist, hinzufügt. Die hiernach sich er-
gebenden sechs Arten sphärischer Linsen sind folgende:

1) Die biconvexe Linse (Fig. 102 A); gewöhnlich haben ihre
[Abbildung] Fig. 102.
beiden Oberflächen eine gleiche, zuweilen aber auch eine ungleiche
Krümmung;
2) die planconvexe Linse (B);
3) die concavconvexe Linse (oder der convergirende
Meniscus
, C), deren concave Fläche einen grösseren Radius besitzt
als die gewölbte;
4) die biconcave Linse (D); hier können wieder die beiden
Flächen eine gleiche oder eine ungleiche Krümmung besitzen;
5) die planconcave Linse (E);
6) die convexconcave Linse (oder der divergirende Me-
niscus
, F), deren gewölbte Oberfläche einen grösseren Radius be-
sitzt als die concave.

Die drei ersten dieser Linsen bezeichnet man, weil sie die Licht-
strahlen convergenter machen, als Sammellinsen; die drei letz-

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[222/0244] Von dem Lichte. Fläche gebrochen werden, sondern wenn sie mehrere Medien, die sämmtlich durch kugelförmige Flächen getrennt sind, durchwandern. Wir wollen, um auch hier die Betrachtung auf die einfachsten und practisch wichtigen Fälle zu beschränken, voraussetzen, die Mittel- punkte der sämmtlichen hinter einander gelegenen Kugeln befänden sich in einer einzigen Linie. Ein solches System mit gemeinsamer Axe bezeichnet man als ein centrirtes System kugelförmiger Flächen. Der einfachste Fall, der sich uns hier darbietet, ist jener, wo das Licht durch zwei gekrümmte Flächen gebrochen wird, die ein dichteres von einem dünneren Medium trennen. Dieser Fall ist bei den sogenannten Linsen verwirklicht. Die Linsen sind Gläser, welche durch zwei einander gegenüberstehende sphärische Flächen begrenzt sind, deren Krümmungsmittelpunkte auf einer gemeinsamen Axe, der optischen Axe der Linse, liegen. Durch die verschiedene Combi- nation convexer und concaver Flächen erhält man vier Arten von Linsen, denen man noch zwei, bei welchen nur die eine Fläche ge- krümmt, die andere aber eben ist, hinzufügt. Die hiernach sich er- gebenden sechs Arten sphärischer Linsen sind folgende: 1) Die biconvexe Linse (Fig. 102 A); gewöhnlich haben ihre [Abbildung Fig. 102.] beiden Oberflächen eine gleiche, zuweilen aber auch eine ungleiche Krümmung; 2) die planconvexe Linse (B); 3) die concavconvexe Linse (oder der convergirende Meniscus, C), deren concave Fläche einen grösseren Radius besitzt als die gewölbte; 4) die biconcave Linse (D); hier können wieder die beiden Flächen eine gleiche oder eine ungleiche Krümmung besitzen; 5) die planconcave Linse (E); 6) die convexconcave Linse (oder der divergirende Me- niscus, F), deren gewölbte Oberfläche einen grösseren Radius be- sitzt als die concave. Die drei ersten dieser Linsen bezeichnet man, weil sie die Licht- strahlen convergenter machen, als Sammellinsen; die drei letz-

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/244>, abgerufen am 25.04.2024.