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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
glascombination nicht zur Herstellung vollkommen scharfer Bilder ge-
nügt; handelt es sich um Beobachtungen auf grössere Entfernung, so
kann übrigens die Doppellinse l2 herausgenommen werden. Vor dem
Fernrohr findet sich nun der viereckige, von messingenen Wänden
eingeschlossene Kasten B, welcher in die offene Röhre C übergeht.
Wir denken uns die eine dem Leser zugekehrte Seitenwand des Ka-
stens hinweg, um die inneren Theile des Apparates übersehen zu
können. Die beiden Platten g und f (die wir uns in ihrer Anfangs-
stellung, senkrecht auf die Axe des Fernrohrs, denken) waren ur-
sprünglich eine einzige planparallele Glasplatte, die dann in ihrer
Mitte auseinandergeschnitten wurde, so dass hier die Ränder beider
Platten dicht sich berühren. a1 ist die Drehungsaxe der oberen, a2
die der unteren Platte: jede dieser Axen ist mit einer Trommel m1,
m2 verbunden, an der sich eine feine Theilung befindet. Dreht sich
also die Platte g, so dreht sich mit ihr m1, ebenso dreht sich m2 mit
der Platte f. Der Winkel, um den sich g und f gedreht haben, lässt
sich dann bei n1 und n2, wo sich Nonien befinden, ablesen. Die Dre-
hung der Platte g vollführt man durch Drehung der Axe t1, die durch
den Trieb c1 in ein mit der Platte g fest verbundenes Zahnrad z1 ein-
greift. Ebenso wird die Drehung der Platte f durch die Axe t2 voll-
führt, die bei c2 in das Zahnrad z2 eingreift. Die beiden Axen t1 und
t2 greifen ihrerseits durch die zwei Triebe h1 und h2 in einander, so
dass, wenn man die Platte g um einen bestimmten Winkel dreht, die
Platte f um einen gleich grossen Winkel gedreht wird, und umge-
kehrt. Man verwendet als Object, dessen Spiegelbild man messen
will, am zweckmässigsten drei Gasflammen, von welchen zwei nahe
bei einander stehen, die dritte sich in grösserer Entfernung befindet.
Die Entfernung E der Mitte jener zwei ersten von der dritten Flamme
betrachtet man als die Grösse des Objectes, und dreht nun die Platten
so lange, bis die beiden Spiegelbilder mit ihren entgegengesetzten
Enden sich decken, d. h. bis die einzelne Flamme im einen Bild in
die Mitte zwischen die beiden Flammen des andern Bildes fällt. Es
ist dann nach §. 142 E = 2. [Formel 1] , worin a der Winkel
ist, um welchen man die Glasplatten gedreht hat, und welchen man
also an m1 und zur Controle ausserdem an m2 ablesen kann, während
b aus der Gleichung sin. a = n. sin. b gefunden wird. Man erspart
sich diese Rechnungen, wenn man ein für allemal für sein Ophthal-
mometer die Bildgrössen berechnet, die den verschiedenen Werthen
von a entsprechen. Aus der Bildgrösse b2 eines Convexspiegels lässt
sich aber, wenn die Grösse b1 des Objectes bekannt ist, leicht der
Krümmungshalbmesser bestimmen. Es befindet sich in diesem Fall
das leuchtende Object in so grosser Entfernung vom Auge, dass man
annehmen kann, das Bild desselben falle in den Brennpunkt. Die

Von dem Lichte.
glascombination nicht zur Herstellung vollkommen scharfer Bilder ge-
nügt; handelt es sich um Beobachtungen auf grössere Entfernung, so
kann übrigens die Doppellinse l2 herausgenommen werden. Vor dem
Fernrohr findet sich nun der viereckige, von messingenen Wänden
eingeschlossene Kasten B, welcher in die offene Röhre C übergeht.
Wir denken uns die eine dem Leser zugekehrte Seitenwand des Ka-
stens hinweg, um die inneren Theile des Apparates übersehen zu
können. Die beiden Platten g und f (die wir uns in ihrer Anfangs-
stellung, senkrecht auf die Axe des Fernrohrs, denken) waren ur-
sprünglich eine einzige planparallele Glasplatte, die dann in ihrer
Mitte auseinandergeschnitten wurde, so dass hier die Ränder beider
Platten dicht sich berühren. a1 ist die Drehungsaxe der oberen, a2
die der unteren Platte: jede dieser Axen ist mit einer Trommel m1,
m2 verbunden, an der sich eine feine Theilung befindet. Dreht sich
also die Platte g, so dreht sich mit ihr m1, ebenso dreht sich m2 mit
der Platte f. Der Winkel, um den sich g und f gedreht haben, lässt
sich dann bei n1 und n2, wo sich Nonien befinden, ablesen. Die Dre-
hung der Platte g vollführt man durch Drehung der Axe t1, die durch
den Trieb c1 in ein mit der Platte g fest verbundenes Zahnrad z1 ein-
greift. Ebenso wird die Drehung der Platte f durch die Axe t2 voll-
führt, die bei c2 in das Zahnrad z2 eingreift. Die beiden Axen t1 und
t2 greifen ihrerseits durch die zwei Triebe h1 und h2 in einander, so
dass, wenn man die Platte g um einen bestimmten Winkel dreht, die
Platte f um einen gleich grossen Winkel gedreht wird, und umge-
kehrt. Man verwendet als Object, dessen Spiegelbild man messen
will, am zweckmässigsten drei Gasflammen, von welchen zwei nahe
bei einander stehen, die dritte sich in grösserer Entfernung befindet.
Die Entfernung E der Mitte jener zwei ersten von der dritten Flamme
betrachtet man als die Grösse des Objectes, und dreht nun die Platten
so lange, bis die beiden Spiegelbilder mit ihren entgegengesetzten
Enden sich decken, d. h. bis die einzelne Flamme im einen Bild in
die Mitte zwischen die beiden Flammen des andern Bildes fällt. Es
ist dann nach §. 142 E = 2. [Formel 1] , worin α der Winkel
ist, um welchen man die Glasplatten gedreht hat, und welchen man
also an m1 und zur Controle ausserdem an m2 ablesen kann, während
β aus der Gleichung sin. α = n. sin. β gefunden wird. Man erspart
sich diese Rechnungen, wenn man ein für allemal für sein Ophthal-
mometer die Bildgrössen berechnet, die den verschiedenen Werthen
von α entsprechen. Aus der Bildgrösse β2 eines Convexspiegels lässt
sich aber, wenn die Grösse β1 des Objectes bekannt ist, leicht der
Krümmungshalbmesser bestimmen. Es befindet sich in diesem Fall
das leuchtende Object in so grosser Entfernung vom Auge, dass man
annehmen kann, das Bild desselben falle in den Brennpunkt. Die

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/320>, abgerufen am 20.04.2024.