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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
halten, verfährt man in folgender Weise, man nimmt zwei Quarzplat-
ten k und k' (Fig. 187 B) von keilförmiger Gestalt und aus einem
Quarz geschnitten, der das entgegengesetzte Drehungsvermögen hat
wie die Flüssigkeit (also bei der rechtsdrehenden Zuckerlösung aus
linksdrehendem Quarze). Jeder dieser Keile wird mit einem Glas-
prisma g, g' so zusammengekittet, dass das Ganze eine planparallele
Platte bildet. Jede der Hälften k g und k' g' dieser Platte wird in
ein Messingrähmchen gefasst, welches durch Zähne, die in einen an
dem Knopf t befindlichen Trieb passen, so bewegt werden kann, dass,
wenn die Hälfte k g der Platte sich nach g a bewegt, die Hälfte k' g'
nach g' b bewegt wird. Dadurch wird aber die Dicke der Quarz-
schichte, durch welche das Licht hindurchtreten muss, verändert, dreht
man den Knopf t von rechts nach links, so wird die Dicke vergrös-
sert, dreht man ihn in umgekehrter Richtung, so wird die Dicke ver-
mindert. Man kann diese Veränderungen an einem Maassstabe ab-
lesen, der auf der Hälfte k g der Platte befestigt ist und sich an
einer festen Marke vorbeibewegt. Man muss nun an dem Knopf t so
lange drehen, bis die beiden Hälften des Gesichtsfeldes gleichmässig
gefärbt sind. Eine dem Instrument beigegebene Tabelle verzeichnet
die den einzelnen Scalenwerthen entsprechenden Concentrationsgrade
der Zuckerlösung.

Um das Saccharimeter zu graduiren, verfährt man rein empirisch, indem man
zunächst eine Zuckerlösung von bekannter Concentration herstellt und dann diese mit
gemessenen Quantitäten Wassers verdünnt. Man gewinnt so Lösungen von bekannter
Abstufung der Concentration, für deren jede der Drehungswinkel gemessen wird. Ge-
wöhnlich ist die Theilung so eingerichtet, dass jedem Theilstrich 1 proc. Zucker ent-
spricht, und man daher mit Hülfe des an der Scala angebrachten Nonius bis auf
1/10 Proc. den Zuckergehalt ermitteln kann. Auf dieselbe Weise kann das Instrument
für andere circular polarisirende Flüssigkeiten empirisch graduirt werden.



Von dem Lichte.
halten, verfährt man in folgender Weise, man nimmt zwei Quarzplat-
ten k und k' (Fig. 187 B) von keilförmiger Gestalt und aus einem
Quarz geschnitten, der das entgegengesetzte Drehungsvermögen hat
wie die Flüssigkeit (also bei der rechtsdrehenden Zuckerlösung aus
linksdrehendem Quarze). Jeder dieser Keile wird mit einem Glas-
prisma g, g' so zusammengekittet, dass das Ganze eine planparallele
Platte bildet. Jede der Hälften k g und k' g' dieser Platte wird in
ein Messingrähmchen gefasst, welches durch Zähne, die in einen an
dem Knopf t befindlichen Trieb passen, so bewegt werden kann, dass,
wenn die Hälfte k g der Platte sich nach g α bewegt, die Hälfte k' g'
nach g' β bewegt wird. Dadurch wird aber die Dicke der Quarz-
schichte, durch welche das Licht hindurchtreten muss, verändert, dreht
man den Knopf t von rechts nach links, so wird die Dicke vergrös-
sert, dreht man ihn in umgekehrter Richtung, so wird die Dicke ver-
mindert. Man kann diese Veränderungen an einem Maassstabe ab-
lesen, der auf der Hälfte k g der Platte befestigt ist und sich an
einer festen Marke vorbeibewegt. Man muss nun an dem Knopf t so
lange drehen, bis die beiden Hälften des Gesichtsfeldes gleichmässig
gefärbt sind. Eine dem Instrument beigegebene Tabelle verzeichnet
die den einzelnen Scalenwerthen entsprechenden Concentrationsgrade
der Zuckerlösung.

Um das Saccharimeter zu graduiren, verfährt man rein empirisch, indem man
zunächst eine Zuckerlösung von bekannter Concentration herstellt und dann diese mit
gemessenen Quantitäten Wassers verdünnt. Man gewinnt so Lösungen von bekannter
Abstufung der Concentration, für deren jede der Drehungswinkel gemessen wird. Ge-
wöhnlich ist die Theilung so eingerichtet, dass jedem Theilstrich 1 proc. Zucker ent-
spricht, und man daher mit Hülfe des an der Scala angebrachten Nonius bis auf
1/10 Proc. den Zuckergehalt ermitteln kann. Auf dieselbe Weise kann das Instrument
für andere circular polarisirende Flüssigkeiten empirisch graduirt werden.



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[362/0384] Von dem Lichte. halten, verfährt man in folgender Weise, man nimmt zwei Quarzplat- ten k und k' (Fig. 187 B) von keilförmiger Gestalt und aus einem Quarz geschnitten, der das entgegengesetzte Drehungsvermögen hat wie die Flüssigkeit (also bei der rechtsdrehenden Zuckerlösung aus linksdrehendem Quarze). Jeder dieser Keile wird mit einem Glas- prisma g, g' so zusammengekittet, dass das Ganze eine planparallele Platte bildet. Jede der Hälften k g und k' g' dieser Platte wird in ein Messingrähmchen gefasst, welches durch Zähne, die in einen an dem Knopf t befindlichen Trieb passen, so bewegt werden kann, dass, wenn die Hälfte k g der Platte sich nach g α bewegt, die Hälfte k' g' nach g' β bewegt wird. Dadurch wird aber die Dicke der Quarz- schichte, durch welche das Licht hindurchtreten muss, verändert, dreht man den Knopf t von rechts nach links, so wird die Dicke vergrös- sert, dreht man ihn in umgekehrter Richtung, so wird die Dicke ver- mindert. Man kann diese Veränderungen an einem Maassstabe ab- lesen, der auf der Hälfte k g der Platte befestigt ist und sich an einer festen Marke vorbeibewegt. Man muss nun an dem Knopf t so lange drehen, bis die beiden Hälften des Gesichtsfeldes gleichmässig gefärbt sind. Eine dem Instrument beigegebene Tabelle verzeichnet die den einzelnen Scalenwerthen entsprechenden Concentrationsgrade der Zuckerlösung. Um das Saccharimeter zu graduiren, verfährt man rein empirisch, indem man zunächst eine Zuckerlösung von bekannter Concentration herstellt und dann diese mit gemessenen Quantitäten Wassers verdünnt. Man gewinnt so Lösungen von bekannter Abstufung der Concentration, für deren jede der Drehungswinkel gemessen wird. Ge- wöhnlich ist die Theilung so eingerichtet, dass jedem Theilstrich 1 proc. Zucker ent- spricht, und man daher mit Hülfe des an der Scala angebrachten Nonius bis auf 1/10 Proc. den Zuckergehalt ermitteln kann. Auf dieselbe Weise kann das Instrument für andere circular polarisirende Flüssigkeiten empirisch graduirt werden.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/384>, abgerufen am 28.03.2024.