Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

Bild:
<< vorherige Seite

Die XCIV. Frag.
zum Leben/ und der letzte Lebens Tag in dieser Welt/
eines bessern Lebens Anfang in der ewigen Selig-
keit/ so kan der Tod nicht erschrecklich seyn. Dann
die Christen wissen/ daß durch deß Herrn Christi
Verdienst/ nach ihrem Tode/ die geistlichen Güter
vollkommenlich ihnen zu erwarten; und also den-
selben der Tod gar leicht und erwünscht seyn solle.
Sihe Keckermann. system. Eth. lib. 2. cap. 4.
p.
224.

Die XCIV. Frag/
Ob man die Lehrmeister mehrers
als die Eltern zuverehren? und ob man in

den Schulen/ sich der Ruthen und Geldstraff/
zugebrauchen habe?

THeils der Heyden haben den getreuen
und fleissigen Unterweisern/ oder Lehrmei-
stern/ eine mehrere Ehre als den Eltern/
zugeschrieben/ also schliessende: von welchem eine
grössere Wolfahrt und Nutzbarkeit herkommet/
demselben gebühret auch eine grössere Ehr und
Danckbarkeit: Nun bekombt man von den Eltern
das Leben: von den Lehrmeistern aber recht zu leben;
welches mehr ist: daher dann auch diesen eine grösse-
re Ehr und Danckbarkeit/ als jenen/ gebühret.

Hergegen hat man zu bedencken/ daß die Kin-
der von den Eltern/ daß Wesen selbsten/ von ihren
Lehrmeistern aber nur ein zufällig Ding haben.

Von

Die XCIV. Frag.
zum Leben/ und der letzte Lebens Tag in dieſer Welt/
eines beſſern Lebens Anfang in der ewigen Selig-
keit/ ſo kan der Tod nicht erſchrecklich ſeyn. Dann
die Chriſten wiſſen/ daß durch deß Herrn Chriſti
Verdienſt/ nach ihrem Tode/ die geiſtlichen Guͤter
vollkommenlich ihnen zu erwarten; und alſo den-
ſelben der Tod gar leicht und erwuͤnſcht ſeyn ſolle.
Sihe Keckermann. ſyſtem. Eth. lib. 2. cap. 4.
p.
224.

Die XCIV. Frag/
Ob man die Lehrmeiſter mehrers
als die Eltern zuverehren? und ob man in

den Schulen/ ſich der Ruthen und Geldſtraff/
zugebrauchen habe?

THeils der Heyden haben den getreuen
und fleiſſigen Unterweiſern/ oder Lehrmei-
ſtern/ eine mehrere Ehre als den Eltern/
zugeſchrieben/ alſo ſchlieſſende: von welchem eine
groͤſſere Wolfahrt und Nutzbarkeit herkommet/
demſelben gebuͤhret auch eine groͤſſere Ehr und
Danckbarkeit: Nun bekombt man von den Eltern
das Leben: von den Lehrmeiſtern aber recht zu leben;
welches mehr iſt: daher dann auch dieſen eine groͤſſe-
re Ehr und Danckbarkeit/ als jenen/ gebuͤhret.

Hergegen hat man zu bedencken/ daß die Kin-
der von den Eltern/ daß Weſen ſelbſten/ von ihren
Lehrmeiſtern aber nur ein zufaͤllig Ding haben.

Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0358" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XCIV.</hi> Frag.</hi></fw><lb/>
zum Leben/ und der letzte Lebens Tag in die&#x017F;er Welt/<lb/>
eines be&#x017F;&#x017F;ern Lebens Anfang in der ewigen Selig-<lb/>
keit/ &#x017F;o kan der Tod nicht er&#x017F;chrecklich &#x017F;eyn. Dann<lb/>
die Chri&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en/ daß durch deß <hi rendition="#k">Herrn</hi> Chri&#x017F;ti<lb/>
Verdien&#x017F;t/ nach ihrem Tode/ die gei&#x017F;tlichen Gu&#x0364;ter<lb/>
vollkommenlich ihnen zu erwarten; und al&#x017F;o den-<lb/>
&#x017F;elben der Tod gar leicht und erwu&#x0364;n&#x017F;cht &#x017F;eyn &#x017F;olle.<lb/>
Sihe <hi rendition="#aq">Keckermann. &#x017F;y&#x017F;tem. Eth. lib. 2. cap. 4.<lb/>
p.</hi> 224.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XCIV.</hi></hi> Frag/<lb/>
Ob man die Lehrmei&#x017F;ter mehrers<lb/>
als die Eltern zuverehren? und ob man in</hi><lb/>
den Schulen/ &#x017F;ich der Ruthen und Geld&#x017F;traff/<lb/>
zugebrauchen habe?</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">T</hi><hi rendition="#fr">Heils der Heyden haben den getreuen</hi><lb/>
und flei&#x017F;&#x017F;igen Unterwei&#x017F;ern/ oder Lehrmei-<lb/>
&#x017F;tern/ eine mehrere Ehre als den Eltern/<lb/>
zuge&#x017F;chrieben/ al&#x017F;o &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ende: von welchem eine<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Wolfahrt und Nutzbarkeit herkommet/<lb/>
dem&#x017F;elben gebu&#x0364;hret auch eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Ehr und<lb/>
Danckbarkeit: Nun bekombt man von den Eltern<lb/>
das Leben: von den Lehrmei&#x017F;tern aber recht zu leben;<lb/>
welches mehr i&#x017F;t: daher dann auch die&#x017F;en eine gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
re Ehr und Danckbarkeit/ als jenen/ gebu&#x0364;hret.</p><lb/>
        <p>Hergegen hat man zu bedencken/ daß die Kin-<lb/>
der von den Eltern/ daß We&#x017F;en &#x017F;elb&#x017F;ten/ von ihren<lb/>
Lehrmei&#x017F;tern aber nur ein zufa&#x0364;llig Ding haben.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0358] Die XCIV. Frag. zum Leben/ und der letzte Lebens Tag in dieſer Welt/ eines beſſern Lebens Anfang in der ewigen Selig- keit/ ſo kan der Tod nicht erſchrecklich ſeyn. Dann die Chriſten wiſſen/ daß durch deß Herrn Chriſti Verdienſt/ nach ihrem Tode/ die geiſtlichen Guͤter vollkommenlich ihnen zu erwarten; und alſo den- ſelben der Tod gar leicht und erwuͤnſcht ſeyn ſolle. Sihe Keckermann. ſyſtem. Eth. lib. 2. cap. 4. p. 224. Die XCIV. Frag/ Ob man die Lehrmeiſter mehrers als die Eltern zuverehren? und ob man in den Schulen/ ſich der Ruthen und Geldſtraff/ zugebrauchen habe? THeils der Heyden haben den getreuen und fleiſſigen Unterweiſern/ oder Lehrmei- ſtern/ eine mehrere Ehre als den Eltern/ zugeſchrieben/ alſo ſchlieſſende: von welchem eine groͤſſere Wolfahrt und Nutzbarkeit herkommet/ demſelben gebuͤhret auch eine groͤſſere Ehr und Danckbarkeit: Nun bekombt man von den Eltern das Leben: von den Lehrmeiſtern aber recht zu leben; welches mehr iſt: daher dann auch dieſen eine groͤſſe- re Ehr und Danckbarkeit/ als jenen/ gebuͤhret. Hergegen hat man zu bedencken/ daß die Kin- der von den Eltern/ daß Weſen ſelbſten/ von ihren Lehrmeiſtern aber nur ein zufaͤllig Ding haben. Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/358
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/358>, abgerufen am 29.03.2024.