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Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.

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Die XVII. Frag.
durch welche man zu Erlernung der Sprachen ge-
leitet wird. Dieweil aber der Sprachen mancher-
ley/ so rahtet einer/ daß zuvorderst die Latein- und
Griechische sollen erlernet werden. Wann nun
der Lehrer den Nutzen der Grammaticalischen Re-
geln/ etlicher massen/ in den Rednern/ und Poeten
gewiesen/ soll er die Dialecticam, oder Disputir-
Kunst/ mit seinen Untergebnen/ vornehmen; und
mit derselben zu gleich auch die Rhetoricam, oder
die Red-Kunst. Was den vierten/ oder letzten
Puncten betrifft/ wie nemlich die Unterweisung an-
zustellen; so erfordert man ins gemein von den
Lehrmeistern. 1. Daß sie ihre Lehr-Jünger/ zum
Fleiß/ mit Geschencken sollen anreitzen. 2. Die-
selbe von aller bösen Gesellschafft abhalten; Und 3.
die Lehrjünger/ als möglich/ sich zu frommen/ und
und gelehrten Leuten/ gesellen, von welchen sie jeder-
zeit frommer/ und gelehrter hinweg gehen. Abson-
derlich aber/ die Sitten betreffend/ soll ihnen mit gu-
tem Exempel vorgegangen; auch denselben eines
andern Tugend/ und die darauff erfolgete Ehr/ vor-
gehalten werden. Die Lehre belangend/ so soll
man die Knaben allgemach unterweisen/ und mit
vielem Auffgeben sie nicht überhäuffen: item/ eine
richtige Ordnung halten/ auch nur das nützlichste
ihnen vorgeben; und denselben/ bißweilen eine Ru-
he/ und Ergötzligkeit gönnen/ damit sie nicht sterigs
über dem Lernen sitzen dörffen. Und so viel von der
Unterweisung. Was fürs Ander nun die übung

be-

Die XVII. Frag.
durch welche man zu Erlernung der Sprachen ge-
leitet wird. Dieweil aber der Sprachen mancher-
ley/ ſo rahtet einer/ daß zuvorderſt die Latein- und
Griechiſche ſollen erlernet werden. Wann nun
der Lehrer den Nutzen der Grammaticaliſchen Re-
geln/ etlicher maſſen/ in den Rednern/ und Poeten
gewieſen/ ſoll er die Dialecticam, oder Diſputir-
Kunſt/ mit ſeinen Untergebnen/ vornehmen; und
mit derſelben zu gleich auch die Rhetoricam, oder
die Red-Kunſt. Was den vierten/ oder letzten
Puncten betrifft/ wie nemlich die Unterweiſung an-
zuſtellen; ſo erfordert man ins gemein von den
Lehrmeiſtern. 1. Daß ſie ihre Lehr-Juͤnger/ zum
Fleiß/ mit Geſchencken ſollen anreitzen. 2. Die-
ſelbe von aller boͤſen Geſellſchafft abhalten; Und 3.
die Lehrjuͤnger/ als moͤglich/ ſich zu frommen/ und
und gelehrten Leuten/ geſellen, von welchen ſie jeder-
zeit frommer/ und gelehrter hinweg gehen. Abſon-
derlich aber/ die Sitten betreffend/ ſoll ihnen mit gu-
tem Exempel vorgegangen; auch denſelben eines
andern Tugend/ und die darauff erfolgete Ehr/ vor-
gehalten werden. Die Lehre belangend/ ſo ſoll
man die Knaben allgemach unterweiſen/ und mit
vielem Auffgeben ſie nicht uͤberhaͤuffen: item/ eine
richtige Ordnung halten/ auch nur das nuͤtzlichſte
ihnen vorgeben; und denſelben/ bißweilen eine Ru-
he/ und Ergoͤtzligkeit goͤnnen/ damit ſie nicht ſterigs
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Unterweiſung. Was fuͤrs Ander nun die uͤbung

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[54/0070] Die XVII. Frag. durch welche man zu Erlernung der Sprachen ge- leitet wird. Dieweil aber der Sprachen mancher- ley/ ſo rahtet einer/ daß zuvorderſt die Latein- und Griechiſche ſollen erlernet werden. Wann nun der Lehrer den Nutzen der Grammaticaliſchen Re- geln/ etlicher maſſen/ in den Rednern/ und Poeten gewieſen/ ſoll er die Dialecticam, oder Diſputir- Kunſt/ mit ſeinen Untergebnen/ vornehmen; und mit derſelben zu gleich auch die Rhetoricam, oder die Red-Kunſt. Was den vierten/ oder letzten Puncten betrifft/ wie nemlich die Unterweiſung an- zuſtellen; ſo erfordert man ins gemein von den Lehrmeiſtern. 1. Daß ſie ihre Lehr-Juͤnger/ zum Fleiß/ mit Geſchencken ſollen anreitzen. 2. Die- ſelbe von aller boͤſen Geſellſchafft abhalten; Und 3. die Lehrjuͤnger/ als moͤglich/ ſich zu frommen/ und und gelehrten Leuten/ geſellen, von welchen ſie jeder- zeit frommer/ und gelehrter hinweg gehen. Abſon- derlich aber/ die Sitten betreffend/ ſoll ihnen mit gu- tem Exempel vorgegangen; auch denſelben eines andern Tugend/ und die darauff erfolgete Ehr/ vor- gehalten werden. Die Lehre belangend/ ſo ſoll man die Knaben allgemach unterweiſen/ und mit vielem Auffgeben ſie nicht uͤberhaͤuffen: item/ eine richtige Ordnung halten/ auch nur das nuͤtzlichſte ihnen vorgeben; und denſelben/ bißweilen eine Ru- he/ und Ergoͤtzligkeit goͤnnen/ damit ſie nicht ſterigs uͤber dem Lernen ſitzen doͤrffen. Und ſo viel von der Unterweiſung. Was fuͤrs Ander nun die uͤbung be-

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/70>, abgerufen am 23.04.2024.