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Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

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Die LXXVIII. Frag.
Dinge aber kan sich einer selber hassen/ auff zwey-
erley Weise: 1. Jn Ansehung des Guten/ dessen
er begehrt; Zum Exempel/ wann er etwas be-
gehrt/ so er für gut hält/ welches doch schlechtwegs
böß ist. 2. Zum Theil seiner selbsten/ deme er Gu-
tes zu erweisen vermeint/ das doch Gottes Gesä-
tzen/ und der rechten Vernunfft/ entgegen ist. Und
wann also solche Leut das Gottlose lieb haben/ so
thun sie nicht allein ihre Seel/ sondern auch sich
selbst hassen. Dann wer Gottlosigkeit lieb hat/
der hasset seine Seele.

Die LXXIX. Frag.
Wie wird die Lugen beschrieben?

EJne Lugen ist/ wann wider
des Gemüts Sinn/ und Meinung/ et-
was/ entweder zur Unehre Gottes/ oder
zu Schaden des Nächsten/ mit Worten vorge-
bracht wird. Und gehört deswegen hieher aller Be-
trug; und die Heucheley in Religions-Sachen/
dardurch die Kirch betrogen wird: item/ wann
man das Versprochene/ ohne Ursach/ nicht halten
thut: Hergegen die Warheit eine Tugend ist/ wel-
che eine Gleichheit hält zwischen deme/ was man
sagt/ und thut; also/ daß die Wort/ und die Tha-
ten/ miteinander übereinstimmen.

Theils beschreiben die Lugen also: 1. Wann
man die Unwarheit redet. 2. Aus doppeltem Her-
tzen/ das ist/ wann einer in seinem Gewissen über-

zeugt
A a ij

Die LXXVIII. Frag.
Dinge aber kan ſich einer ſelber haſſen/ auff zwey-
erley Weiſe: 1. Jn Anſehung des Guten/ deſſen
er begehrt; Zum Exempel/ wann er etwas be-
gehrt/ ſo er fuͤr gut haͤlt/ welches doch ſchlechtwegs
boͤß iſt. 2. Zum Theil ſeiner ſelbſten/ deme er Gu-
tes zu erweiſen vermeint/ das doch Gottes Geſaͤ-
tzen/ und der rechten Vernunfft/ entgegen iſt. Und
wann alſo ſolche Leut das Gottloſe lieb haben/ ſo
thun ſie nicht allein ihre Seel/ ſondern auch ſich
ſelbſt haſſen. Dann wer Gottloſigkeit lieb hat/
der haſſet ſeine Seele.

Die LXXIX. Frag.
Wie wird die Lugen beſchrieben?

EJne Lugen iſt/ wann wider
des Gemuͤts Sinn/ und Meinung/ et-
was/ entweder zur Unehre Gottes/ oder
zu Schaden des Naͤchſten/ mit Worten vorge-
bracht wird. Und gehoͤrt deswegen hieher aller Be-
trug; und die Heucheley in Religions-Sachen/
dardurch die Kirch betrogen wird: item/ wann
man das Verſprochene/ ohne Urſach/ nicht halten
thut: Hergegen die Warheit eine Tugend iſt/ wel-
che eine Gleichheit haͤlt zwiſchen deme/ was man
ſagt/ und thut; alſo/ daß die Wort/ und die Tha-
ten/ miteinander uͤbereinſtimmen.

Theils beſchreiben die Lugen alſo: 1. Wann
man die Unwarheit redet. 2. Aus doppeltem Her-
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[371/0399] Die LXXVIII. Frag. Dinge aber kan ſich einer ſelber haſſen/ auff zwey- erley Weiſe: 1. Jn Anſehung des Guten/ deſſen er begehrt; Zum Exempel/ wann er etwas be- gehrt/ ſo er fuͤr gut haͤlt/ welches doch ſchlechtwegs boͤß iſt. 2. Zum Theil ſeiner ſelbſten/ deme er Gu- tes zu erweiſen vermeint/ das doch Gottes Geſaͤ- tzen/ und der rechten Vernunfft/ entgegen iſt. Und wann alſo ſolche Leut das Gottloſe lieb haben/ ſo thun ſie nicht allein ihre Seel/ ſondern auch ſich ſelbſt haſſen. Dann wer Gottloſigkeit lieb hat/ der haſſet ſeine Seele. Die LXXIX. Frag. Wie wird die Lugen beſchrieben? EJne Lugen iſt/ wann wider des Gemuͤts Sinn/ und Meinung/ et- was/ entweder zur Unehre Gottes/ oder zu Schaden des Naͤchſten/ mit Worten vorge- bracht wird. Und gehoͤrt deswegen hieher aller Be- trug; und die Heucheley in Religions-Sachen/ dardurch die Kirch betrogen wird: item/ wann man das Verſprochene/ ohne Urſach/ nicht halten thut: Hergegen die Warheit eine Tugend iſt/ wel- che eine Gleichheit haͤlt zwiſchen deme/ was man ſagt/ und thut; alſo/ daß die Wort/ und die Tha- ten/ miteinander uͤbereinſtimmen. Theils beſchreiben die Lugen alſo: 1. Wann man die Unwarheit redet. 2. Aus doppeltem Her- tzen/ das iſt/ wann einer in ſeinem Gewiſſen uͤber- zeugt A a ij

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/399>, abgerufen am 20.04.2024.