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Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

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Die XVIII. Frag.
lügen; dieweil er selber nicht/ was er sagt/ glau-
bet/ thut auch solches zu keinem guten Ende sagen/
sondern/ daß er die Zuhörer betrüge; Und daher/
ob er schon die Warheit redet/ so betrüget er doch.

Also/ wer sagt/ ich lüge/ kan die Warheit re-
den. Dann/ wann man auff das Wort/ lügen/
sihet/ so ist es waar/ daß er lüget. Er sagt nicht/
als weit ich die vorgebrachte Sach betrachte.
Dann dieselbe ist falsch. Mit wenigem. Die Red
ist waar/ aber die Sach/ in der Red angezeigt/ ist
falsch; Sagittar. Exercit. Eth. 11. p. 269. da er
auch p. 270. und p. 272. diese Fragen hat: Ob
aus einem falschen bisweilen ein waares entstehen
könne? Und ob es zu lügen gar nicht erlaubt seye?
Und antwortet auff die erste Frag/ daß es wol ge-
schehen könne; Aber nicht an sich selbst/ und aus
einer Nohtwendigkeit/ sondern zufälliger Dings.
Auff die Andere ist allbereit in der vorgehenden
Frag geantwortet worden. Er sagt/ es seye/
schlechtwegs/ zu lügen nicht erlaubt/ wann man
aber das lügen gegen einem andern grössern Gut/
oder Wolfahrt halte/ so aus der Lugen erfolgen
kan/ so möchte solche/ wo nit gelobt/ doch entschul-
diget werden; welches auch bey andern Lastern
sich begebe. Sihe unten die 79. Frag.

Die XIX. Frag.
Ob alles Angeben schändlich/
und verwerfflich seye?
Das

Die XVIII. Frag.
luͤgen; dieweil er ſelber nicht/ was er ſagt/ glau-
bet/ thut auch ſolches zu keinem guten Ende ſagen/
ſondern/ daß er die Zuhoͤrer betruͤge; Und daher/
ob er ſchon die Warheit redet/ ſo betruͤget er doch.

Alſo/ wer ſagt/ ich luͤge/ kan die Warheit re-
den. Dann/ wann man auff das Wort/ luͤgen/
ſihet/ ſo iſt es waar/ daß er luͤget. Er ſagt nicht/
als weit ich die vorgebrachte Sach betrachte.
Dann dieſelbe iſt falſch. Mit wenigem. Die Red
iſt waar/ aber die Sach/ in der Red angezeigt/ iſt
falſch; Sagittar. Exercit. Eth. 11. p. 269. da er
auch p. 270. und p. 272. dieſe Fragen hat: Ob
aus einem falſchen bisweilen ein waares entſtehen
koͤnne? Und ob es zu luͤgen gar nicht erlaubt ſeye?
Und antwortet auff die erſte Frag/ daß es wol ge-
ſchehen koͤnne; Aber nicht an ſich ſelbſt/ und aus
einer Nohtwendigkeit/ ſondern zufaͤlliger Dings.
Auff die Andere iſt allbereit in der vorgehenden
Frag geantwortet worden. Er ſagt/ es ſeye/
ſchlechtwegs/ zu luͤgen nicht erlaubt/ wann man
aber das luͤgen gegen einem andern groͤſſern Gut/
oder Wolfahrt halte/ ſo aus der Lugen erfolgen
kan/ ſo moͤchte ſolche/ wo nit gelobt/ doch entſchul-
diget werden; welches auch bey andern Laſtern
ſich begebe. Sihe unten die 79. Frag.

Die XIX. Frag.
Ob alles Angeben ſchaͤndlich/
und verwerfflich ſeye?
Das
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[70/0098] Die XVIII. Frag. luͤgen; dieweil er ſelber nicht/ was er ſagt/ glau- bet/ thut auch ſolches zu keinem guten Ende ſagen/ ſondern/ daß er die Zuhoͤrer betruͤge; Und daher/ ob er ſchon die Warheit redet/ ſo betruͤget er doch. Alſo/ wer ſagt/ ich luͤge/ kan die Warheit re- den. Dann/ wann man auff das Wort/ luͤgen/ ſihet/ ſo iſt es waar/ daß er luͤget. Er ſagt nicht/ als weit ich die vorgebrachte Sach betrachte. Dann dieſelbe iſt falſch. Mit wenigem. Die Red iſt waar/ aber die Sach/ in der Red angezeigt/ iſt falſch; Sagittar. Exercit. Eth. 11. p. 269. da er auch p. 270. und p. 272. dieſe Fragen hat: Ob aus einem falſchen bisweilen ein waares entſtehen koͤnne? Und ob es zu luͤgen gar nicht erlaubt ſeye? Und antwortet auff die erſte Frag/ daß es wol ge- ſchehen koͤnne; Aber nicht an ſich ſelbſt/ und aus einer Nohtwendigkeit/ ſondern zufaͤlliger Dings. Auff die Andere iſt allbereit in der vorgehenden Frag geantwortet worden. Er ſagt/ es ſeye/ ſchlechtwegs/ zu luͤgen nicht erlaubt/ wann man aber das luͤgen gegen einem andern groͤſſern Gut/ oder Wolfahrt halte/ ſo aus der Lugen erfolgen kan/ ſo moͤchte ſolche/ wo nit gelobt/ doch entſchul- diget werden; welches auch bey andern Laſtern ſich begebe. Sihe unten die 79. Frag. Die XIX. Frag. Ob alles Angeben ſchaͤndlich/ und verwerfflich ſeye? Das

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/98>, abgerufen am 24.04.2024.