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Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

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Die XCVI. Frag.

ES wird dessen nicht allein
im 5. Buch Mosis/ am 18. Capitel;
sondern auch/ an andern Orten Heiliger
Schrifft/ gedacht. Wie es aber damit zugegan-
gen? seyn nicht alle gleicher Meinung. Dann
Theils wollen/ daß die Heyden ihre Kinder täglich
mit dem Feuer vom Altar der Götzen haben be-
räuchern lassen/ ohne Zweiffel darum/ daß sie hie-
durch dieselben zu dem Götzendienst/ demselben
ihr Lebenlang anzuhangen/ gewehneten. Und also
erkläret es Guevara, in horologio Principum,
was im 2. Buch der König/ Cap. 21. v. 6. gesagt
wird/ daß Manasse seinen Sohn durchs Feuer ge-
hen lassen.

Andere/ als Lyra, über das besagte 18. Cap.
des 5. Buch Mosis/ vermeinen/ daß es bedeute
der Tartarn üblichen Gebrauch/ welche vermei-
nen/ daß alles durch das Feuer gereiniget werde/
und deswegen die Fremdlinge/ so ihren Cham/
oder Fürsten/ zu besprechen haben/ zwischen den
Feuern hindurchgehen lassen. Und dahero/ ohne
Zweiffel/ die Heyden ihre Kinder durch das Feuer
der angezündten Opffer gehen lassen/ damit sie ge-
heiliget wurden. Welches sie dann abermals zu
dem Ende gethan/ auff daß sie/ ihren Kindern/ von
Kindheit auff/ ein Lieb/ und geneigten Willen/ zu
den Götzen/ einpflantzeten.

Etliche/ als Pellicanus, aus Rabbi Levi, muht-
massen/ daß durch das Feuerführen/ oder gehen

lassen/
Die XCVI. Frag.

ES wird deſſen nicht allein
im 5. Buch Moſis/ am 18. Capitel;
ſondern auch/ an andern Orten Heiliger
Schrifft/ gedacht. Wie es aber damit zugegan-
gen? ſeyn nicht alle gleicher Meinung. Dann
Theils wollen/ daß die Heyden ihre Kinder taͤglich
mit dem Feuer vom Altar der Goͤtzen haben be-
raͤuchern laſſen/ ohne Zweiffel darum/ daß ſie hie-
durch dieſelben zu dem Goͤtzendienſt/ demſelben
ihr Lebenlang anzuhangen/ gewehneten. Und alſo
erklaͤret es Guevara, in horologio Principum,
was im 2. Buch der Koͤnig/ Cap. 21. v. 6. geſagt
wird/ daß Manaſſe ſeinen Sohn durchs Feuer ge-
hen laſſen.

Andere/ als Lyra, uͤber das beſagte 18. Cap.
des 5. Buch Moſis/ vermeinen/ daß es bedeute
der Tartarn uͤblichen Gebrauch/ welche vermei-
nen/ daß alles durch das Feuer gereiniget werde/
und deswegen die Fremdlinge/ ſo ihren Cham/
oder Fuͤrſten/ zu beſprechen haben/ zwiſchen den
Feuern hindurchgehen laſſen. Und dahero/ ohne
Zweiffel/ die Heyden ihre Kinder durch das Feuer
der angezuͤndten Opffer gehen laſſen/ damit ſie ge-
heiliget wurden. Welches ſie dann abermals zu
dem Ende gethan/ auff daß ſie/ ihren Kindern/ von
Kindheit auff/ ein Lieb/ und geneigten Willen/ zu
den Goͤtzen/ einpflantzeten.

Etliche/ als Pellicanus, aus Rabbi Levi, muht-
maſſen/ daß durch das Feuerfuͤhren/ oder gehen

laſſen/
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[432/0460] Die XCVI. Frag. ES wird deſſen nicht allein im 5. Buch Moſis/ am 18. Capitel; ſondern auch/ an andern Orten Heiliger Schrifft/ gedacht. Wie es aber damit zugegan- gen? ſeyn nicht alle gleicher Meinung. Dann Theils wollen/ daß die Heyden ihre Kinder taͤglich mit dem Feuer vom Altar der Goͤtzen haben be- raͤuchern laſſen/ ohne Zweiffel darum/ daß ſie hie- durch dieſelben zu dem Goͤtzendienſt/ demſelben ihr Lebenlang anzuhangen/ gewehneten. Und alſo erklaͤret es Guevara, in horologio Principum, was im 2. Buch der Koͤnig/ Cap. 21. v. 6. geſagt wird/ daß Manaſſe ſeinen Sohn durchs Feuer ge- hen laſſen. Andere/ als Lyra, uͤber das beſagte 18. Cap. des 5. Buch Moſis/ vermeinen/ daß es bedeute der Tartarn uͤblichen Gebrauch/ welche vermei- nen/ daß alles durch das Feuer gereiniget werde/ und deswegen die Fremdlinge/ ſo ihren Cham/ oder Fuͤrſten/ zu beſprechen haben/ zwiſchen den Feuern hindurchgehen laſſen. Und dahero/ ohne Zweiffel/ die Heyden ihre Kinder durch das Feuer der angezuͤndten Opffer gehen laſſen/ damit ſie ge- heiliget wurden. Welches ſie dann abermals zu dem Ende gethan/ auff daß ſie/ ihren Kindern/ von Kindheit auff/ ein Lieb/ und geneigten Willen/ zu den Goͤtzen/ einpflantzeten. Etliche/ als Pellicanus, aus Rabbi Levi, muht- maſſen/ daß durch das Feuerfuͤhren/ oder gehen laſſen/

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/460>, abgerufen am 19.04.2024.