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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

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Die 55. Frag.
Was hat man von der Nasen;
Und woher entspringt das
Niesen?

DJe Nase ist auch ein für-
nemm eußerlich Glied des Angesichts/
artlich aus Nerven/ und Krusplen zu-
sammen gesetzt/ und von der Natur zu mancher-
ley Bräuchen verordnet. Sie ist wegen der Lufft/
und unterscheidung des Geruchs/ in die Höhin
gesetzt/ und mit solcher Aigenschaft begabt/ daß sie
Hertz/ Lungen/ und alle innerliche Glieder/ mit
stätigem an sich ziehen/ und widergeben des Lufts/
(ohn welchen kein Mensch/ noch Thier/ bleiben
mag) erfrische/ und erküle. Zu disem/ hat sie fol-
gende Kraft/ den Geruch der Speisen zu urthei-
len: ist nahend bey und über den Mund gesetzt/
damit sie lieblichs/ und abscheulichs/ nutzlichs/ oder
schädlichs/ vor/ und ehe es der Mund empfacht/
gleich credentze/ und urtheile. Also stehet sie mitten
im Angesicht/ nicht allein zu einer Zier/ sondern
auch als eine Schiedwand/ zwischen beiden Au-
gen/ die zu beschützen. Deßgleichen ist sie ein orden-
liche Straß/ die überflüßige Feuchtigkeit des
Haubts/ und Hirns/ zu reinigen/ damit solche nicht
auf die Brust/ oder anderswohin sincken/ und
schwere Kranckheit verursachen. Es stehen aber

disem
Die 55. Frag.
Was hat man von der Naſen;
Und woher entſpringt das
Nieſen?

DJe Naſe iſt auch ein fuͤr-
nemm eußerlich Glied des Angeſichts/
artlich aus Nerven/ und Kruſplen zu-
ſammen geſetzt/ und von der Natur zu mancher-
ley Braͤuchen verordnet. Sie iſt wegen der Lufft/
und unterſcheidung des Geruchs/ in die Hoͤhin
geſetzt/ und mit ſolcher Aigenſchaft begabt/ daß ſie
Hertz/ Lungen/ und alle innerliche Glieder/ mit
ſtaͤtigem an ſich ziehen/ und widergeben des Lufts/
(ohn welchen kein Menſch/ noch Thier/ bleiben
mag) erfriſche/ und erkuͤle. Zu diſem/ hat ſie fol-
gende Kraft/ den Geruch der Speiſen zu urthei-
len: iſt nahend bey und uͤber den Mund geſetzt/
damit ſie lieblichs/ und abſcheulichs/ nutzlichs/ odeꝛ
ſchaͤdlichs/ vor/ und ehe es der Mund empfacht/
gleich credentze/ und urtheile. Alſo ſtehet ſie mitten
im Angeſicht/ nicht allein zu einer Zier/ ſondern
auch als eine Schiedwand/ zwiſchen beiden Au-
gen/ die zu beſchuͤtzen. Deßgleichen iſt ſie ein orden-
liche Straß/ die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit des
Haubts/ und Hirns/ zu reinigen/ damit ſolche nicht
auf die Bruſt/ oder anderswohin ſincken/ und
ſchwere Kranckheit verurſachen. Es ſtehen aber

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[253/0277] Die 55. Frag. Was hat man von der Naſen; Und woher entſpringt das Nieſen? DJe Naſe iſt auch ein fuͤr- nemm eußerlich Glied des Angeſichts/ artlich aus Nerven/ und Kruſplen zu- ſammen geſetzt/ und von der Natur zu mancher- ley Braͤuchen verordnet. Sie iſt wegen der Lufft/ und unterſcheidung des Geruchs/ in die Hoͤhin geſetzt/ und mit ſolcher Aigenſchaft begabt/ daß ſie Hertz/ Lungen/ und alle innerliche Glieder/ mit ſtaͤtigem an ſich ziehen/ und widergeben des Lufts/ (ohn welchen kein Menſch/ noch Thier/ bleiben mag) erfriſche/ und erkuͤle. Zu diſem/ hat ſie fol- gende Kraft/ den Geruch der Speiſen zu urthei- len: iſt nahend bey und uͤber den Mund geſetzt/ damit ſie lieblichs/ und abſcheulichs/ nutzlichs/ odeꝛ ſchaͤdlichs/ vor/ und ehe es der Mund empfacht/ gleich credentze/ und urtheile. Alſo ſtehet ſie mitten im Angeſicht/ nicht allein zu einer Zier/ ſondern auch als eine Schiedwand/ zwiſchen beiden Au- gen/ die zu beſchuͤtzen. Deßgleichen iſt ſie ein orden- liche Straß/ die uͤberfluͤßige Feuchtigkeit des Haubts/ und Hirns/ zu reinigen/ damit ſolche nicht auf die Bruſt/ oder anderswohin ſincken/ und ſchwere Kranckheit verurſachen. Es ſtehen aber diſem

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/277>, abgerufen am 25.04.2024.