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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
fragte wieder: wie sie das verstehen solte? und er ant-
wortete: einer Liebhaberin ist nichts zu teuer. Sie be-
sahe die Perlen. Sie befand sie überaus rein/ überaus
klahr. Nicht eine konte sie finden/ daran der geringste ta-
del zu spühren. Sie waren groß. Sie hatten einen schö-
nen glantz. Ihrerecht runte glätte stund ihr wunderwohl
an. Diese Perlen/ gedachte sie bei sich selbst/ mus ich
haben/ und solten sie auch noch so viel kosten. Darüm
behielt sie die Schnuhr bei sich/ sie dem Könige sehen zu
laßen: und befahl dem verkeuffer auf den folgenden
morgen wiederzukommen. Er sagte ja: aber der nicht
wiederkahm/ war er. In etlichen tagen lies er sich nicht
blikken. Ob schon die Königliche Fürstin hin und wie-
der nach ihm vernehmen lies/ so war er doch nirgend zu
finden.

Josef hatte nunmehr alles bestellet/ was zu seinem
Trautage nöhtig. Die eingeladenen gäste begunten al-
gemach anzukommen. Der Ertzbischof/ samt seiner Ge-
mahlin/ war schon vorhanden. Der gantze Hof machte
sich bereit gegen künftigen morgen. Alles Frauenzim-
mer verlangte die schöne Braut/ in ihrem köstlichen
brautschmukke/ zu sehen. Nicht weniger verlangen
trugen ihre Stahtsjungfrauen dieser liebseeligsten
Fürstin geselschaft zu leisten. Sie zehleten alle stunden/
ja alle zeitblikke. Auf den abend versuchten die Kunst-
spieler und Meistersanger die Brautlieder/ welche bei
der traue solten erschallen. Dis war ein vorspiel der in-
stehenden freude. Und hiermit erreichte dieser letzte
hofnungstag sein lang gewündschtes ende.

Der

Der Aſſenat
fragte wieder: wie ſie das verſtehen ſolte? und er ant-
wortete: einer Liebhaberin iſt nichts zu teuer. Sie be-
ſahe die Perlen. Sie befand ſie uͤberaus rein/ uͤberaus
klahr. Nicht eine konte ſie finden/ daran der geringſte ta-
del zu ſpuͤhren. Sie waren groß. Sie hatten einen ſchoͤ-
nen glantz. Ihrerecht runte glaͤtte ſtund ihr wunderwohl
an. Dieſe Perlen/ gedachte ſie bei ſich ſelbſt/ mus ich
haben/ und ſolten ſie auch noch ſo viel koſten. Daruͤm
behielt ſie die Schnuhr bei ſich/ ſie dem Koͤnige ſehen zu
laßen: und befahl dem verkeuffer auf den folgenden
morgen wiederzukommen. Er ſagte ja: aber der nicht
wiederkahm/ war er. In etlichen tagen lies er ſich nicht
blikken. Ob ſchon die Koͤnigliche Fuͤrſtin hin und wie-
der nach ihm vernehmen lies/ ſo war er doch nirgend zu
finden.

Joſef hatte nunmehr alles beſtellet/ was zu ſeinem
Trautage noͤhtig. Die eingeladenen gaͤſte begunten al-
gemach anzukommen. Der Ertzbiſchof/ ſamt ſeiner Ge-
mahlin/ war ſchon vorhanden. Der gantze Hof machte
ſich bereit gegen kuͤnftigen morgen. Alles Frauenzim-
mer verlangte die ſchoͤne Braut/ in ihrem koͤſtlichen
brautſchmukke/ zu ſehen. Nicht weniger verlangen
trugen ihre Stahtsjungfrauen dieſer liebſeeligſten
Fuͤrſtin geſelſchaft zu leiſten. Sie zehleten alle ſtunden/
ja alle zeitblikke. Auf den abend verſuchten die Kunſt-
ſpieler und Meiſterſånger die Brautlieder/ welche bei
der traue ſolten erſchallen. Dis war ein vorſpiel der in-
ſtehenden freude. Und hiermit erreichte dieſer letzte
hofnungstag ſein lang gewuͤndſchtes ende.

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[242/0266] Der Aſſenat fragte wieder: wie ſie das verſtehen ſolte? und er ant- wortete: einer Liebhaberin iſt nichts zu teuer. Sie be- ſahe die Perlen. Sie befand ſie uͤberaus rein/ uͤberaus klahr. Nicht eine konte ſie finden/ daran der geringſte ta- del zu ſpuͤhren. Sie waren groß. Sie hatten einen ſchoͤ- nen glantz. Ihrerecht runte glaͤtte ſtund ihr wunderwohl an. Dieſe Perlen/ gedachte ſie bei ſich ſelbſt/ mus ich haben/ und ſolten ſie auch noch ſo viel koſten. Daruͤm behielt ſie die Schnuhr bei ſich/ ſie dem Koͤnige ſehen zu laßen: und befahl dem verkeuffer auf den folgenden morgen wiederzukommen. Er ſagte ja: aber der nicht wiederkahm/ war er. In etlichen tagen lies er ſich nicht blikken. Ob ſchon die Koͤnigliche Fuͤrſtin hin und wie- der nach ihm vernehmen lies/ ſo war er doch nirgend zu finden. Joſef hatte nunmehr alles beſtellet/ was zu ſeinem Trautage noͤhtig. Die eingeladenen gaͤſte begunten al- gemach anzukommen. Der Ertzbiſchof/ ſamt ſeiner Ge- mahlin/ war ſchon vorhanden. Der gantze Hof machte ſich bereit gegen kuͤnftigen morgen. Alles Frauenzim- mer verlangte die ſchoͤne Braut/ in ihrem koͤſtlichen brautſchmukke/ zu ſehen. Nicht weniger verlangen trugen ihre Stahtsjungfrauen dieſer liebſeeligſten Fuͤrſtin geſelſchaft zu leiſten. Sie zehleten alle ſtunden/ ja alle zeitblikke. Auf den abend verſuchten die Kunſt- ſpieler und Meiſterſånger die Brautlieder/ welche bei der traue ſolten erſchallen. Dis war ein vorſpiel der in- ſtehenden freude. Und hiermit erreichte dieſer letzte hofnungstag ſein lang gewuͤndſchtes ende. Der

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/266>, abgerufen am 25.04.2024.