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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige
wie etliche lesen/ Remphan, welches wort noch itzund bei
den Koptern in Egipten üblich/ ein gantz anderer Egip-
tischer Abgott gewesen/ als Anubis; nahmlich eben
derselbe/ den andere völker Saturn genennet. Auch
verstehet Plautus selbsten/ in einem seiner Schauspie-
le/ durch das wort Ciun nicht den Anubis/ sondern
den Saturn; wie Samuel Petit im 2 h. des 2. b.
seiner Anmärkungen anweiset. Aber die gemelten 70
übersetzer/ weil sie in Egipten schrieben/ haben das ei-
gentliche alte Egiptische wort lieber gebrauchen wollen;
wie es auch der Bluhtzeuge Steffan/ im 43 spr. des
7 h. der Apostelgeschichte/ behalten: anelabete ten ske-
nen tou Molokh, kai to astron tou theou umon Raiphan
. Ihr nah-
met die hütte des Molochs an/ und den Stern
eures götzen Refans
: das ist/ ihr machtet euch den
Mars/ welcher eben derselbe als der Egiptische Mo-
loch
war/ und den schweifstern des Saturns zu Ab-
göttern.

Sotis/ e Sothis, das ist der Hundesstern/ oder
das Hundegestirn/ sonst gemeiniglich seirios, Si-
rius
genennet/ war gleichesfals ein Egiptischer Abgott:
dessen würkung die Egipter den auf- und über-lauf des
Niels zuschrieben; wie wir am 252 und 263 bl. un-
sers Dichterischen Sternhimmels weitleuftig an-
gewiesen. Und darüm gaben sie ihm die nächste stelle
nach der Sonne und dem Mohne/ dergestalt daß sie ihn
allen andern sternen/ ja selbst dem Morgensterne vorzo-
gen. Prophyrius in antro Nympharum: AEgyptiis prin-
cipium anni est, non Aquarius, uti Romanis, sed Cancer.
In cancro enim est
Sothis, quam Canis sidus Groeci dicunt.
Neomenia autem ipsis est
Sothidis ortus, quae generationis
mundi ducit initium.
Ja die Egipter fingen nicht allein
ihr Großes jahr/ welches aus vier Sonnenjahren
bestund/ vom aufgange des Sotis oder hundesternes
an; sondern nenneten es auch selbst/ nach seinem nah-

men/

Kurtzbuͤndige
wie etliche leſen/ Ρεμϕὰν, welches wort noch itzund bei
den Koptern in Egipten uͤblich/ ein gantz anderer Egip-
tiſcher Abgott geweſen/ als Anubis; nåhmlich eben
derſelbe/ den andere voͤlker Saturn genennet. Auch
verſtehet Plautus ſelbſten/ in einem ſeiner Schauſpie-
le/ durch das wort Ciun nicht den Anubis/ ſondern
den Saturn; wie Samuel Petit im 2 h. des 2. b.
ſeiner Anmaͤrkungen anweiſet. Aber die gemelten 70
uͤberſetzer/ weil ſie in Egipten ſchrieben/ haben das ei-
gentliche alte Egiptiſche wort lieber gebrauchen wollen;
wie es auch der Bluhtzeuge Steffan/ im 43 ſpr. des
7 h. der Apoſtelgeſchichte/ behalten: ἀνελάϐετε τὴν σκή-
νην τοῦ Μολὸχ, καὶ τὸ ἄστρον τοῦ θεοῦ ὑμῶν Ραιφὰν
. Ihr nah-
met die huͤtte des Molochs an/ und den Stern
eures goͤtzen Refans
: das iſt/ ihr machtet euch den
Mars/ welcher eben derſelbe als der Egiptiſche Mo-
loch
war/ und den ſchweifſtern des Saturns zu Ab-
goͤttern.

Sotis/ ἡ Σῶϑις, das iſt der Hundesſtern/ oder
das Hundegeſtirn/ ſonſt gemeiniglich σεὶριος, Si-
rius
genennet/ war gleichesfals ein Egiptiſcher Abgott:
deſſen wuͤrkung die Egipter den auf- und uͤber-lauf des
Niels zuſchrieben; wie wir am 252 und 263 bl. un-
ſers Dichteriſchen Sternhimmels weitleuftig an-
gewieſen. Und daruͤm gaben ſie ihm die naͤchſte ſtelle
nach der Sonne und dem Mohne/ dergeſtalt daß ſie ihn
allen andern ſternen/ ja ſelbſt dem Morgenſterne vorzo-
gen. Prophyrius in antro Nympharum: Ægyptiis prin-
cipium anni eſt, non Aquarius, uti Romanis, ſed Cancer.
In cancro enim eſt
Sothis, quam Canis ſidus Grœci dicunt.
Neomenia autem ipſis eſt
Sothidis ortus, quæ generationis
mundi ducit initium.
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ihr Großes jahr/ welches aus vier Sonnenjahren
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an; ſondern nenneten es auch ſelbſt/ nach ſeinem nah-

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[376/0400] Kurtzbuͤndige wie etliche leſen/ Ρεμϕὰν, welches wort noch itzund bei den Koptern in Egipten uͤblich/ ein gantz anderer Egip- tiſcher Abgott geweſen/ als Anubis; nåhmlich eben derſelbe/ den andere voͤlker Saturn genennet. Auch verſtehet Plautus ſelbſten/ in einem ſeiner Schauſpie- le/ durch das wort Ciun nicht den Anubis/ ſondern den Saturn; wie Samuel Petit im 2 h. des 2. b. ſeiner Anmaͤrkungen anweiſet. Aber die gemelten 70 uͤberſetzer/ weil ſie in Egipten ſchrieben/ haben das ei- gentliche alte Egiptiſche wort lieber gebrauchen wollen; wie es auch der Bluhtzeuge Steffan/ im 43 ſpr. des 7 h. der Apoſtelgeſchichte/ behalten: ἀνελάϐετε τὴν σκή- νην τοῦ Μολὸχ, καὶ τὸ ἄστρον τοῦ θεοῦ ὑμῶν Ραιφὰν. Ihr nah- met die huͤtte des Molochs an/ und den Stern eures goͤtzen Refans: das iſt/ ihr machtet euch den Mars/ welcher eben derſelbe als der Egiptiſche Mo- loch war/ und den ſchweifſtern des Saturns zu Ab- goͤttern. Sotis/ ἡ Σῶϑις, das iſt der Hundesſtern/ oder das Hundegeſtirn/ ſonſt gemeiniglich σεὶριος, Si- rius genennet/ war gleichesfals ein Egiptiſcher Abgott: deſſen wuͤrkung die Egipter den auf- und uͤber-lauf des Niels zuſchrieben; wie wir am 252 und 263 bl. un- ſers Dichteriſchen Sternhimmels weitleuftig an- gewieſen. Und daruͤm gaben ſie ihm die naͤchſte ſtelle nach der Sonne und dem Mohne/ dergeſtalt daß ſie ihn allen andern ſternen/ ja ſelbſt dem Morgenſterne vorzo- gen. Prophyrius in antro Nympharum: Ægyptiis prin- cipium anni eſt, non Aquarius, uti Romanis, ſed Cancer. In cancro enim eſt Sothis, quam Canis ſidus Grœci dicunt. Neomenia autem ipſis eſt Sothidis ortus, quæ generationis mundi ducit initium. Ja die Egipter fingen nicht allein ihr Großes jahr/ welches aus vier Sonnenjahren beſtund/ vom aufgange des Sotis oder hundeſternes an; ſondern nenneten es auch ſelbſt/ nach ſeinem nah- men/

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/400>, abgerufen am 24.04.2024.