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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
du großer Trache (d. i. Krokodil) der du in deinem
wasser
(im Niele) liegest/ u.s.f. und im 2 spr. des
32 h. Du bist als ein Leue unter den Heiden/ und
als ein Meertrache
(Wasser- oder Niel-trache/ das
ist ein Krokodil/ aus der gattung der Trachen oder
großen Schlangen) und springest in deinen ströh-
men/ und trübest das wasser mit deinen füßen

(pfohten) und machst seine ströhme luhmicht. Ja
eben dahin zielete auch der Keiser August/ als er/
nachdem er Egipten erobert/ eine müntze/ mit einer Pal-
me
/ und einem Krokodil/ schlagen lies.

In der Arabischen sprache/ davon die Egiptische sehr
viel wörter entlehnet/ heisset der Krokodil pd`vn Fa-
raon
; von pdsh Faris oder pdd Farid/ das ist ab-
sondern
; weil er ein gar sonderliches tier/ das von
den andern ländern der welt gleichsam abgesondert/
und Egipten allein eigen ist. Aus dieser wurtzel ent-
spriesset auch das nenwort pdyd parid oder sarid/ das
ist der Rundbaum/ Zizyphus oder lotus, der gar ein
sonderlicher baum ist; nicht das Rundkraut/ davor
es etliche halten: welches wir darüm also nennen/ weil
alles/ wie Jamblich bezeuget/ daran rund ist/ nähm-
lich die blätter/ samt den bluhmen/ und der frucht: da-
durch die rundümschweiffende und drehende göttliche
bewegung oder würkung des gemühtes angedeutet
wird; daher es auch die Egipter ihrem höchsten Abgot-
te Osiris geheiliget. Dan alles/ was rund ist/ wird bei
ihnen vor göttlich/ oder der göttlichen natur gleich und
gemäß gehalten. Daher trugen auch die Priester rund-
geschohrne kolben. Und Empsdokles/ als er gefragt
ward/ was Gott sei? antwortete: Er ist ein runter
Kreus/ dessen mitteltüpfel überal ist/ und der
ümschweif oder ümzug nirgend
.

Hier aus sehen wir/ daß das wort Farao/ wie die
Egipter vor zeiten etliche ihrer Könige nacheinander/

mit

Anmaͤrkungen.
du großer Trache (d. i. Krokodil) der du in deinem
waſſer
(im Niele) liegeſt/ u.ſ.f. und im 2 ſpr. des
32 h. Du biſt als ein Leue unter den Heiden/ und
als ein Meertrache
(Waſſer- oder Niel-trache/ das
iſt ein Krokodil/ aus der gattung der Trachen oder
großen Schlangen) und ſpringeſt in deinen ſtroͤh-
men/ und truͤbeſt das waſſer mit deinen fuͤßen

(pfohten) und machſt ſeine ſtroͤhme luhmicht. Ja
eben dahin zielete auch der Keiſer Auguſt/ als er/
nachdem er Egipten erobert/ eine muͤntze/ mit einer Pal-
me
/ und einem Krokodil/ ſchlagen lies.

In der Arabiſchen ſprache/ davon die Egiptiſche ſehr
viel woͤrter entlehnet/ heiſſet der Krokodil פדעון Fa-
raon
; von פדש Faris oder פדד Farid/ das iſt ab-
ſondern
; weil er ein gar ſonderliches tier/ das von
den andern laͤndern der welt gleichſam abgeſondert/
und Egipten allein eigen iſt. Aus dieſer wurtzel ent-
ſprieſſet auch das nenwort פדיד parid oder ſarid/ das
iſt der Rundbaum/ Zizyphus oder lotus, der gar ein
ſonderlicher baum iſt; nicht das Rundkraut/ davor
es etliche halten: welches wir daruͤm alſo nennen/ weil
alles/ wie Jamblich bezeuget/ daran rund iſt/ naͤhm-
lich die blaͤtter/ ſamt den bluhmen/ und der frucht: da-
durch die runduͤmſchweiffende und drehende goͤttliche
bewegung oder wuͤrkung des gemuͤhtes angedeutet
wird; daher es auch die Egipter ihrem hoͤchſten Abgot-
te Oſiris geheiliget. Dan alles/ was rund iſt/ wird bei
ihnen vor goͤttlich/ oder der goͤttlichen natur gleich und
gemaͤß gehalten. Daher trugen auch die Prieſter rund-
geſchohrne kolben. Und Empsdokles/ als er gefragt
ward/ was Gott ſei? antwortete: Er iſt ein runter
Kreus/ deſſen mitteltuͤpfel uͤberal iſt/ und der
uͤmſchweif oder uͤmzug nirgend
.

Hier aus ſehen wir/ daß das wort Farao/ wie die
Egipter vor zeiten etliche ihrer Koͤnige nacheinander/

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[397/0421] Anmaͤrkungen. du großer Trache (d. i. Krokodil) der du in deinem waſſer (im Niele) liegeſt/ u.ſ.f. und im 2 ſpr. des 32 h. Du biſt als ein Leue unter den Heiden/ und als ein Meertrache (Waſſer- oder Niel-trache/ das iſt ein Krokodil/ aus der gattung der Trachen oder großen Schlangen) und ſpringeſt in deinen ſtroͤh- men/ und truͤbeſt das waſſer mit deinen fuͤßen (pfohten) und machſt ſeine ſtroͤhme luhmicht. Ja eben dahin zielete auch der Keiſer Auguſt/ als er/ nachdem er Egipten erobert/ eine muͤntze/ mit einer Pal- me/ und einem Krokodil/ ſchlagen lies. In der Arabiſchen ſprache/ davon die Egiptiſche ſehr viel woͤrter entlehnet/ heiſſet der Krokodil פדעון Fa- raon; von פדש Faris oder פדד Farid/ das iſt ab- ſondern; weil er ein gar ſonderliches tier/ das von den andern laͤndern der welt gleichſam abgeſondert/ und Egipten allein eigen iſt. Aus dieſer wurtzel ent- ſprieſſet auch das nenwort פדיד parid oder ſarid/ das iſt der Rundbaum/ Zizyphus oder lotus, der gar ein ſonderlicher baum iſt; nicht das Rundkraut/ davor es etliche halten: welches wir daruͤm alſo nennen/ weil alles/ wie Jamblich bezeuget/ daran rund iſt/ naͤhm- lich die blaͤtter/ ſamt den bluhmen/ und der frucht: da- durch die runduͤmſchweiffende und drehende goͤttliche bewegung oder wuͤrkung des gemuͤhtes angedeutet wird; daher es auch die Egipter ihrem hoͤchſten Abgot- te Oſiris geheiliget. Dan alles/ was rund iſt/ wird bei ihnen vor goͤttlich/ oder der goͤttlichen natur gleich und gemaͤß gehalten. Daher trugen auch die Prieſter rund- geſchohrne kolben. Und Empsdokles/ als er gefragt ward/ was Gott ſei? antwortete: Er iſt ein runter Kreus/ deſſen mitteltuͤpfel uͤberal iſt/ und der uͤmſchweif oder uͤmzug nirgend. Hier aus ſehen wir/ daß das wort Farao/ wie die Egipter vor zeiten etliche ihrer Koͤnige nacheinander/ mit

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/421>, abgerufen am 24.04.2024.