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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige
schwällen brächten. Andere/ sonderlich die heutigen
Naturkündiger/ unter denen Odaart Lopes/ in
seiner beschreibung des Königreichs Kongo/ nicht
der geringste/ schreiben es dem stähtigen und starkem
regen zu; welcher gegen Ostern durch das gantze Moh-
renland zu fallen beginnet/ und fast zwanzig wochen
lang anhält. Solche tägliche regen/ sagt gemelten
Lopes/ währen fünf gantze mohnden/ vom
Ostermohnde bis auf den ärntmohnd.
Und dis
ist es/ darüber Tahles/ Eforus/ Anaxagoras/
Oenopides/ Timeus/ Eudoxus/ Agatarchi-
des/ Herodotus/ Plutarch/
ja fast alle Egipti-
sche Priester und andere ihre köpfe/ etliche tausend
jahre nacheinander zerbrochen. Dem sei nun wie ihm
wolle/ so ist es doch einmahl gewis/ daß die schwänge-
rung des Niels fürnehmlich aus gemelten schlagregen
zum teile/ zum teil auch aus den gewaltigen schneefluh-
ten von den gebürgen/ welche dan eigentlich die Haupt-
brunnen des Niels machen/ entstehet. Und diese Haupt-
brunnen hat endlich Peter Pais/ dessen worte bei
Kirchern zu lesen/ im 1618 jahre/ darnach so vielen
verlanget/ entdekket.

Der Sirer Moses Barzefa wil/ in seinem buche
vom Garten Eden/ des Niels uhrsprung gar aus dem
Paradiese herleiten. Dan er sagt: er habe sich von
dar unter die erde begeben/ und sei darunter/
ja selbst unter der see/ so lange hingelauffen/ bis
er endlich in Etiopien wieder heraus gesprun-
gen: da er/ mit dem schnee- und regen-wasser
vermehret/ sich so hoch ergösse.
Auch nennen ihn
die Etiopier selbsten die Ader des Paradieses/
und den brunnen göttlicher wasser/ ankaata marat
schamatawi:
Homerus einen flus/ der aus dem
Himmel oder Jupiters schoße gefallen: Par-
inenon
von Bizanz den Egiptischen Jupiter:

Die

Kurtzbuͤndige
ſchwaͤllen braͤchten. Andere/ ſonderlich die heutigen
Naturkuͤndiger/ unter denen Odaart Lopes/ in
ſeiner beſchreibung des Koͤnigreichs Kongo/ nicht
der geringſte/ ſchreiben es dem ſtaͤhtigen und ſtarkem
regen zu; welcher gegen Oſtern durch das gantze Moh-
renland zu fallen beginnet/ und faſt zwanzig wochen
lang anhaͤlt. Solche taͤgliche regen/ ſagt gemelten
Lopes/ waͤhren fuͤnf gantze mohnden/ vom
Oſtermohnde bis auf den aͤrntmohnd.
Und dis
iſt es/ daruͤber Tahles/ Eforus/ Anaxagoras/
Oenopides/ Timeus/ Eudoxus/ Agatarchi-
des/ Herodotus/ Plutarch/
ja faſt alle Egipti-
ſche Prieſter und andere ihre koͤpfe/ etliche tauſend
jahre nacheinander zerbrochen. Dem ſei nun wie ihm
wolle/ ſo iſt es doch einmahl gewis/ daß die ſchwaͤnge-
rung des Niels fuͤrnehmlich aus gemelten ſchlagregen
zum teile/ zum teil auch aus den gewaltigen ſchneefluh-
ten von den gebuͤrgen/ welche dan eigentlich die Haupt-
brunnen des Niels machen/ entſtehet. Und dieſe Haupt-
brunnen hat endlich Peter Pais/ deſſen worte bei
Kirchern zu leſen/ im 1618 jahre/ darnach ſo vielen
verlanget/ entdekket.

Der Sirer Moſes Barzefa wil/ in ſeinem buche
vom Garten Eden/ des Niels uhrſprung gar aus dem
Paradieſe herleiten. Dan er ſagt: er habe ſich von
dar unter die erde begeben/ und ſei darunter/
ja ſelbſt unter der ſee/ ſo lange hingelauffen/ bis
er endlich in Etiopien wieder heraus geſprun-
gen: da er/ mit dem ſchnee- und regen-waſſer
vermehret/ ſich ſo hoch ergoͤſſe.
Auch nennen ihn
die Etiopier ſelbſten die Ader des Paradieſes/
und den brunnen goͤttlicher waſſer/ ankaata marat
ſchamatawi:
Homerus einen flus/ der aus dem
Himmel oder Jupiters ſchoße gefallen: Par-
inenon
von Bizanz den Egiptiſchen Jupiter:

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[420/0444] Kurtzbuͤndige ſchwaͤllen braͤchten. Andere/ ſonderlich die heutigen Naturkuͤndiger/ unter denen Odaart Lopes/ in ſeiner beſchreibung des Koͤnigreichs Kongo/ nicht der geringſte/ ſchreiben es dem ſtaͤhtigen und ſtarkem regen zu; welcher gegen Oſtern durch das gantze Moh- renland zu fallen beginnet/ und faſt zwanzig wochen lang anhaͤlt. Solche taͤgliche regen/ ſagt gemelten Lopes/ waͤhren fuͤnf gantze mohnden/ vom Oſtermohnde bis auf den aͤrntmohnd. Und dis iſt es/ daruͤber Tahles/ Eforus/ Anaxagoras/ Oenopides/ Timeus/ Eudoxus/ Agatarchi- des/ Herodotus/ Plutarch/ ja faſt alle Egipti- ſche Prieſter und andere ihre koͤpfe/ etliche tauſend jahre nacheinander zerbrochen. Dem ſei nun wie ihm wolle/ ſo iſt es doch einmahl gewis/ daß die ſchwaͤnge- rung des Niels fuͤrnehmlich aus gemelten ſchlagregen zum teile/ zum teil auch aus den gewaltigen ſchneefluh- ten von den gebuͤrgen/ welche dan eigentlich die Haupt- brunnen des Niels machen/ entſtehet. Und dieſe Haupt- brunnen hat endlich Peter Pais/ deſſen worte bei Kirchern zu leſen/ im 1618 jahre/ darnach ſo vielen verlanget/ entdekket. Der Sirer Moſes Barzefa wil/ in ſeinem buche vom Garten Eden/ des Niels uhrſprung gar aus dem Paradieſe herleiten. Dan er ſagt: er habe ſich von dar unter die erde begeben/ und ſei darunter/ ja ſelbſt unter der ſee/ ſo lange hingelauffen/ bis er endlich in Etiopien wieder heraus geſprun- gen: da er/ mit dem ſchnee- und regen-waſſer vermehret/ ſich ſo hoch ergoͤſſe. Auch nennen ihn die Etiopier ſelbſten die Ader des Paradieſes/ und den brunnen goͤttlicher waſſer/ ankaata marat ſchamatawi: Homerus einen flus/ der aus dem Himmel oder Jupiters ſchoße gefallen: Par- inenon von Bizanz den Egiptiſchen Jupiter: Die

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/444>, abgerufen am 29.03.2024.