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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen
levi se igne lustraverit, petere sedes in astra. Ja es ha-
ben etliche dafür gehalten/ daß die Seele nicht allein
von den sternen ihre feurige eigenschaft schöpfe/ sondern
auch gar/ nach ihrer ausfahrt aus dem menschlichen
leibe/ wie Aristofanes bezeuget/ zum sterne werde.
Auch ist der Habicht eben daher der Sonne sinbild;
ja Gottes selbsten. Darüm ward der Abgott Osi-
ris
bei den Egiptern gemeiniglich/ durch einen Ha-
bicht/
abgebildet; eben wie sonsten durch einen Stier/
oder Ochsen.

Zur 3 zeile des 88 blats.

WIe der Habicht des Osiris und der Sonne/
so war der schwartze Egiptische Storch oder
Eib/ Ibis, der Isis/ und des Mohnes sinbild;
als auch des krummen Tierkreuses/ der unterschied-
lichen und mancherlei krümmen wegen/ die er mit den
füßen und den halse machet: dadurch er auch/ unter
allen tieren zuvörderst/ den Egiptern zur erfindung
der zahlen und buchstaben anlaß gegeben; wie Atana-
sius Kircher
in seinem Egiptischen Oedipus weit-
leuftig ausgeführet. Ja er wird zugleich vor einen
erfinder oder angeber der Sprützmittel und des Ab-
spühlers/
den wir sonst mit einem undeutschen wor-
te Klistier nennen/ gehalten; weil er/ wie Plinius
8/ 27/ bezeuget/ wan er verstopft oder kranklich ist/
mit seinem schnabel das Nielwasser aufnimt/ und in
das hinterteil/ dadurch der unflaht und überschus der
speise von ihm gehet/ hinein sprützet/ solches durch- oder
abzuspühlen. Sonsten war dieser Egiptische
Storch
auch ein sinbild des Hertzens; weil er fast
wie ein hertz gestaltet: und daher dem Merkuhr/ als
dem beherscher des hertzens und der vernunft/ heilig;
wie Horus Apollo/ in seiner 34 Aufgabe der Egip-
tischen Bilderschriften/ angemärket.

Zur
E e iiij

Anmaͤrkungen
levi ſe igne luſtraverit, petere ſedes in aſtra. Ja es ha-
ben etliche dafuͤr gehalten/ daß die Seele nicht allein
von den ſternen ihre feurige eigenſchaft ſchoͤpfe/ ſondern
auch gar/ nach ihrer ausfahrt aus dem menſchlichen
leibe/ wie Ariſtofanes bezeuget/ zum ſterne werde.
Auch iſt der Habicht eben daher der Sonne ſinbild;
ja Gottes ſelbſten. Daruͤm ward der Abgott Oſi-
ris
bei den Egiptern gemeiniglich/ durch einen Ha-
bicht/
abgebildet; eben wie ſonſten durch einen Stier/
oder Ochſen.

Zur 3 zeile des 88 blats.

WIe der Habicht des Oſiris und der Sonne/
ſo war der ſchwartze Egiptiſche Storch oder
Eib/ Ibis, der Iſis/ und des Mohnes ſinbild;
als auch des krummen Tierkreuſes/ der unterſchied-
lichen und mancherlei kruͤmmen wegen/ die er mit den
fuͤßen und den halſe machet: dadurch er auch/ unter
allen tieren zuvoͤrderſt/ den Egiptern zur erfindung
der zahlen und buchſtaben anlaß gegeben; wie Atana-
ſius Kircher
in ſeinem Egiptiſchen Oedipus weit-
leuftig ausgefuͤhret. Ja er wird zugleich vor einen
erfinder oder angeber der Spruͤtzmittel und des Ab-
ſpuͤhlers/
den wir ſonſt mit einem undeutſchen wor-
te Kliſtier nennen/ gehalten; weil er/ wie Plinius
8/ 27/ bezeuget/ wan er verſtopft oder krånklich iſt/
mit ſeinem ſchnabel das Nielwaſſer aufnimt/ und in
das hinterteil/ dadurch der unflaht und uͤberſchus der
ſpeiſe von ihm gehet/ hinein ſpruͤtzet/ ſolches durch- oder
abzuſpuͤhlen. Sonſten war dieſer Egiptiſche
Storch
auch ein ſinbild des Hertzens; weil er faſt
wie ein hertz geſtaltet: und daher dem Merkuhr/ als
dem beherſcher des hertzens und der vernunft/ heilig;
wie Horus Apollo/ in ſeiner 34 Aufgabe der Egip-
tiſchen Bilderſchriften/ angemaͤrket.

Zur
E e iiij
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[439/0463] Anmaͤrkungen levi ſe igne luſtraverit, petere ſedes in aſtra. Ja es ha- ben etliche dafuͤr gehalten/ daß die Seele nicht allein von den ſternen ihre feurige eigenſchaft ſchoͤpfe/ ſondern auch gar/ nach ihrer ausfahrt aus dem menſchlichen leibe/ wie Ariſtofanes bezeuget/ zum ſterne werde. Auch iſt der Habicht eben daher der Sonne ſinbild; ja Gottes ſelbſten. Daruͤm ward der Abgott Oſi- ris bei den Egiptern gemeiniglich/ durch einen Ha- bicht/ abgebildet; eben wie ſonſten durch einen Stier/ oder Ochſen. Zur 3 zeile des 88 blats. WIe der Habicht des Oſiris und der Sonne/ ſo war der ſchwartze Egiptiſche Storch oder Eib/ Ibis, der Iſis/ und des Mohnes ſinbild; als auch des krummen Tierkreuſes/ der unterſchied- lichen und mancherlei kruͤmmen wegen/ die er mit den fuͤßen und den halſe machet: dadurch er auch/ unter allen tieren zuvoͤrderſt/ den Egiptern zur erfindung der zahlen und buchſtaben anlaß gegeben; wie Atana- ſius Kircher in ſeinem Egiptiſchen Oedipus weit- leuftig ausgefuͤhret. Ja er wird zugleich vor einen erfinder oder angeber der Spruͤtzmittel und des Ab- ſpuͤhlers/ den wir ſonſt mit einem undeutſchen wor- te Kliſtier nennen/ gehalten; weil er/ wie Plinius 8/ 27/ bezeuget/ wan er verſtopft oder krånklich iſt/ mit ſeinem ſchnabel das Nielwaſſer aufnimt/ und in das hinterteil/ dadurch der unflaht und uͤberſchus der ſpeiſe von ihm gehet/ hinein ſpruͤtzet/ ſolches durch- oder abzuſpuͤhlen. Sonſten war dieſer Egiptiſche Storch auch ein ſinbild des Hertzens; weil er faſt wie ein hertz geſtaltet: und daher dem Merkuhr/ als dem beherſcher des hertzens und der vernunft/ heilig; wie Horus Apollo/ in ſeiner 34 Aufgabe der Egip- tiſchen Bilderſchriften/ angemaͤrket. Zur E e iiij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/463>, abgerufen am 19.04.2024.