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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
stüklein/ weil es bei uns sonst sehr selten gefunden
wird/ vor etlichen jahren zugeschikt. Andere hingegen
geben vor/ daß solcher also zugerichtete Pechbalsam die
kraft allein nicht haben könte die Leiber der menschen
unverwäselich zu machen: und daher müsten die Egip-
ter nohtwendig Saltz darunter gemischet haben.
Aber ob schon das Saltz die Leiber eine zeit lang vor der
verderbligkeit bewahret/ so verzehret es doch dieselben
auch zugleich algemach solcher gestalt/ daß sie endlich
gantz verschwinden. Und hiervon haben wir ein wahres
zeugnüs an einem Leichnam/ welcher/ wie Baronius
in seinen Kirchengeschichten schreibet/ in den Saltz-
bergen zu Saltzburg gefunden worden. Dieser hat-
te eine schneeweisse haut/ und augen/ als wan sie lebe-
ten. Auch schien er an allen gliedern noch gantz volkom-
men/ und das haar unverdorben zu sein: ja er war so
steif/ als ein stake. Aber als er dreitage in der luft ge-
legen/ ward er gantz und gar zu wasser. Und darüm
haben die Egipter nur die Leichen der armen und
schlechten leute 70 tage lang in saltz geleget: aber zum
balsam der fürnehmen gantz kein saltz genommen.
Hierbei ist zu märken/ daß nach dem einfalle des Persi-
schen Königes Kambises in Egipten/ welcher üm
das 3430 jahr nach erschaffung der welt geschehen/
das Balsamen der leichen/ weil der überwinder alle
Priester verjagte/ und alle dergleichen gewohnheiten ab-
schaffete/ gantz aufgehöret. Und darüm seind alle ge-
balsemte Leichen/ welche itzund aus den gräbern üm
das alte Memfis herüm aufgegraben werden/ vor ge-
melter zeit gebalsemet.

In Guinale/ einem Königreiche des Landes der
Schwartzen/
auf dem Guineischen bodem/ werden
die Könige auch gebalsemet; aber ihr eingeweide zuerst
vor dem Abgotte verbrant/ und dan die Asche darvon
wieder in den gebalsemten Leichnam getahn.

Zur

Anmaͤrkungen.
ſtuͤklein/ weil es bei uns ſonſt ſehr ſelten gefunden
wird/ vor etlichen jahren zugeſchikt. Andere hingegen
geben vor/ daß ſolcher alſo zugerichtete Pechbalſam die
kraft allein nicht haben koͤnte die Leiber der menſchen
unverwaͤſelich zu machen: und daher muͤſten die Egip-
ter nohtwendig Saltz darunter gemiſchet haben.
Aber ob ſchon das Saltz die Leiber eine zeit lang vor der
verderbligkeit bewahret/ ſo verzehret es doch dieſelben
auch zugleich algemach ſolcher geſtalt/ daß ſie endlich
gantz verſchwinden. Und hiervon haben wir ein wahres
zeugnuͤs an einem Leichnam/ welcher/ wie Baronius
in ſeinen Kirchengeſchichten ſchreibet/ in den Saltz-
bergen zu Saltzburg gefunden worden. Dieſer hat-
te eine ſchneeweiſſe haut/ und augen/ als wan ſie lebe-
ten. Auch ſchien er an allen gliedern noch gantz volkom-
men/ und das haar unverdorben zu ſein: ja er war ſo
ſteif/ als ein ſtake. Aber als er dreitage in der luft ge-
legen/ ward er gantz und gar zu waſſer. Und daruͤm
haben die Egipter nur die Leichen der armen und
ſchlechten leute 70 tage lang in ſaltz geleget: aber zum
balſam der fuͤrnehmen gantz kein ſaltz genommen.
Hierbei iſt zu maͤrken/ daß nach dem einfalle des Perſi-
ſchen Koͤniges Kambiſes in Egipten/ welcher uͤm
das 3430 jahr nach erſchaffung der welt geſchehen/
das Balſamen der leichen/ weil der uͤberwinder alle
Prieſter verjagte/ und alle dergleichen gewohnheiten ab-
ſchaffete/ gantz aufgehoͤret. Und daruͤm ſeind alle ge-
balſemte Leichen/ welche itzund aus den graͤbern uͤm
das alte Memfis heruͤm aufgegraben werden/ vor ge-
melter zeit gebalſemet.

In Guinale/ einem Koͤnigreiche des Landes der
Schwartzen/
auf dem Guineiſchen bodem/ werden
die Koͤnige auch gebalſemet; aber ihr eingeweide zuerſt
vor dem Abgotte verbrant/ und dan die Aſche darvon
wieder in den gebalſemten Leichnam getahn.

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[525/0549] Anmaͤrkungen. ſtuͤklein/ weil es bei uns ſonſt ſehr ſelten gefunden wird/ vor etlichen jahren zugeſchikt. Andere hingegen geben vor/ daß ſolcher alſo zugerichtete Pechbalſam die kraft allein nicht haben koͤnte die Leiber der menſchen unverwaͤſelich zu machen: und daher muͤſten die Egip- ter nohtwendig Saltz darunter gemiſchet haben. Aber ob ſchon das Saltz die Leiber eine zeit lang vor der verderbligkeit bewahret/ ſo verzehret es doch dieſelben auch zugleich algemach ſolcher geſtalt/ daß ſie endlich gantz verſchwinden. Und hiervon haben wir ein wahres zeugnuͤs an einem Leichnam/ welcher/ wie Baronius in ſeinen Kirchengeſchichten ſchreibet/ in den Saltz- bergen zu Saltzburg gefunden worden. Dieſer hat- te eine ſchneeweiſſe haut/ und augen/ als wan ſie lebe- ten. Auch ſchien er an allen gliedern noch gantz volkom- men/ und das haar unverdorben zu ſein: ja er war ſo ſteif/ als ein ſtake. Aber als er dreitage in der luft ge- legen/ ward er gantz und gar zu waſſer. Und daruͤm haben die Egipter nur die Leichen der armen und ſchlechten leute 70 tage lang in ſaltz geleget: aber zum balſam der fuͤrnehmen gantz kein ſaltz genommen. Hierbei iſt zu maͤrken/ daß nach dem einfalle des Perſi- ſchen Koͤniges Kambiſes in Egipten/ welcher uͤm das 3430 jahr nach erſchaffung der welt geſchehen/ das Balſamen der leichen/ weil der uͤberwinder alle Prieſter verjagte/ und alle dergleichen gewohnheiten ab- ſchaffete/ gantz aufgehoͤret. Und daruͤm ſeind alle ge- balſemte Leichen/ welche itzund aus den graͤbern uͤm das alte Memfis heruͤm aufgegraben werden/ vor ge- melter zeit gebalſemet. In Guinale/ einem Koͤnigreiche des Landes der Schwartzen/ auf dem Guineiſchen bodem/ werden die Koͤnige auch gebalſemet; aber ihr eingeweide zuerſt vor dem Abgotte verbrant/ und dan die Aſche darvon wieder in den gebalſemten Leichnam getahn. Zur

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/549>, abgerufen am 19.04.2024.