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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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erstes Buch.
nur staub seind/ ja weniger als staub. Den staub kan
man noch fühlen. Den kan auch ein grobes/ ein dun-
keles auge sehen. Aber solche steublein entschlüpfen uns
aus den händen/ aus dem gesichte/ auch den allerbehän-
desten/ den allerscharfsichtigsten. Und eben darüm wil
ich nicht viel worte machen/ ihm mit leeren worten zu
danken: die keines gegendankes/ ja keiner bohne währt
seind. Ich wil keine unnütze wortgepränge/ viel weni-
ger hochfliegende prahlworte gebrauchen: die uns nur
einen hohlen und leeren tohn/ wie scharf/ ja süße er auch
klinget/ ins ohr/ und keinen/ als einen ledigen dank in
die hand geben. Ich wolte ihm gern in der taht danken/
daß er meinen dank nicht nur hören/ sondern auch
wahrhaftig sehen/ fühlen und empfinden könte. Und
darüm bitte ich ihn zu guhter letzte noch einmahl/ mir
gelegenheit zu einem solchen danke an die hand zu geben.
Hiesige meine bitte kan sein befehl vergnügen. Nach
volendung dieser worte nahm sie abschied vom Josef/
von ihren Bluhtsverwanten/ ja von allen im hause/
welche sie sämtlich hertzlich seegnete; und begab sich also
von stunden an wieder nach hofe.

[Abbildung]

Der

erſtes Buch.
nur ſtaub ſeind/ ja weniger als ſtaub. Den ſtaub kan
man noch fuͤhlen. Den kan auch ein grobes/ ein dun-
keles auge ſehen. Aber ſolche ſteublein entſchluͤpfen uns
aus den haͤnden/ aus dem geſichte/ auch den allerbehaͤn-
deſten/ den allerſcharfſichtigſten. Und eben daruͤm wil
ich nicht viel worte machen/ ihm mit leeren worten zu
danken: die keines gegendankes/ ja keiner bohne waͤhrt
ſeind. Ich wil keine unnuͤtze wortgepraͤnge/ viel weni-
ger hochfliegende prahlworte gebrauchen: die uns nur
einen hohlen und leeren tohn/ wie ſcharf/ ja ſuͤße er auch
klinget/ ins ohr/ und keinen/ als einen ledigen dank in
die hand geben. Ich wolte ihm gern in der taht danken/
daß er meinen dank nicht nur hoͤren/ ſondern auch
wahrhaftig ſehen/ fuͤhlen und empfinden koͤnte. Und
daruͤm bitte ich ihn zu guhter letzte noch einmahl/ mir
gelegenheit zu einem ſolchen danke an die hand zu geben.
Hieſige meine bitte kan ſein befehl vergnuͤgen. Nach
volendung dieſer worte nahm ſie abſchied vom Joſef/
von ihren Bluhtsverwanten/ ja von allen im hauſe/
welche ſie ſaͤmtlich hertzlich ſeegnete; und begab ſich alſo
von ſtunden an wieder nach hofe.

[Abbildung]

Der
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[45/0069] erſtes Buch. nur ſtaub ſeind/ ja weniger als ſtaub. Den ſtaub kan man noch fuͤhlen. Den kan auch ein grobes/ ein dun- keles auge ſehen. Aber ſolche ſteublein entſchluͤpfen uns aus den haͤnden/ aus dem geſichte/ auch den allerbehaͤn- deſten/ den allerſcharfſichtigſten. Und eben daruͤm wil ich nicht viel worte machen/ ihm mit leeren worten zu danken: die keines gegendankes/ ja keiner bohne waͤhrt ſeind. Ich wil keine unnuͤtze wortgepraͤnge/ viel weni- ger hochfliegende prahlworte gebrauchen: die uns nur einen hohlen und leeren tohn/ wie ſcharf/ ja ſuͤße er auch klinget/ ins ohr/ und keinen/ als einen ledigen dank in die hand geben. Ich wolte ihm gern in der taht danken/ daß er meinen dank nicht nur hoͤren/ ſondern auch wahrhaftig ſehen/ fuͤhlen und empfinden koͤnte. Und daruͤm bitte ich ihn zu guhter letzte noch einmahl/ mir gelegenheit zu einem ſolchen danke an die hand zu geben. Hieſige meine bitte kan ſein befehl vergnuͤgen. Nach volendung dieſer worte nahm ſie abſchied vom Joſef/ von ihren Bluhtsverwanten/ ja von allen im hauſe/ welche ſie ſaͤmtlich hertzlich ſeegnete; und begab ſich alſo von ſtunden an wieder nach hofe. [Abbildung] Der

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/69>, abgerufen am 25.04.2024.