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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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vihrtes Buhch.
aus schuldiger dankbahrkeit/ ein Gottes-haus er-
bauet/ und dem h. Jakob geweihet.

Nahch dehr zeit/ um das 456 jahr/ haben sich di
übrigen gleiches fals/ damit si dem Hunnischen
wühten auch entfluhen möchten/ alhihr versamlet/
und di Stat so träflich zu erweitern angefangen/
daß si auch üm den fohr-angezeugten hohen flus
här-üm(c) sechszig Jnländer einnahmen/ und disel-
be zusammen zogen/ dehr-gestalt daß ändlich eine sol-
che grohsse Stat dahr-aus worden ist/ di man mehr
ein wunder-wärk der unstärblichen Götter/ als ein
mänschliches kunst-gemächte nännen mahg.

Di Stat ligt rächt mitten in dem innersten win-
kel däs Venedischen Mehres/ welcher von einem
selb-wäsenden tamme in gestalt eines halben mahn-
des ümgäben/ und befästiget ist/ und alle sechs stun-
den den zu- und ab-flus (welches man zu Hamburg
fluht und äbbe nännet) zu haben pfläget. Diser
tam hält di wogen däs ungestühmen mehres/ das
vom anfange härzu gewallet kömmt/ zurükke/ daß es
der Stat keinen schaden tuhn kan/ und ist bei fünf
und dreissig meilen lang; würd in etliche inländer
geteilet/ und hat siben eingänge/ dahr-unter doch
nicht mehr als zwei zur ein- und aus-fahrt dinen.
auf der seite diser eingänge ligen sehr starke Fästun-
gen/ welche di hafen beschühssen/ und den feind/ so
sich einer irgend möchte blikken lahssen/ mit geringer
mühe zurukke halten können.

Dise teils von däm fästen lande/ teils von den
tämmen/ ümschlossene Se würd achtzig wälsche
meilen lang geschäzzet; di breite kan man so ei-
gendlich nicht wüssen/ weil si sich/ nahch-dähm der
ab- und zu-fal stark ist/ bald verbreitert/ bald wi-
derüm schmählert. Si ist allend-halben so untühf/

daß
(c) Ven. dom. chor. descr. p. 12. Mercator in
Atl. p. 450. &c.
J 6

vihrtes Buhch.
aus ſchuldiger dankbahrkeit/ ein Gottes-haus er-
bauet/ und dem h. Jakob geweihet.

Nahch dehr zeit/ ům das 456 jahr/ haben ſich di
uͤbrigen gleiches fals/ damit ſi dem Hunniſchen
wuͤhten auch entflůhen moͤchten/ alhihr verſamlet/
und di Stat ſo traͤflich zu erweitern angefangen/
daß ſi auch uͤm den fohr-angezeugten hohen flus
haͤr-uͤm(c) ſechszig Jnlaͤnder einnahmen/ und diſel-
be zuſam̃en zogen/ dehr-geſtalt daß aͤndlich eine ſol-
che grohſſe Stat dahr-aus worden iſt/ di man mehr
ein wunder-waͤrk der unſtaͤrblichen Goͤtter/ als ein
maͤnſchliches kunſt-gemaͤchte naͤnnen mahg.

Di Stat ligt raͤcht mitten in dem innerſten win-
kel daͤs Venediſchen Mehres/ welcher von einem
ſelb-waͤſenden tamme in geſtalt eines halben mahn-
des uͤmgaͤben/ und befaͤſtiget iſt/ und alle ſechs ſtun-
den den zu- und ab-flus (welches man zu Hamburg
fluht und aͤbbe naͤnnet) zu haben pflaͤget. Diſer
tam haͤlt di wogen daͤs ungeſtuͤhmen mehres/ das
vom anfange haͤrzu gewallet koͤm̃t/ zuruͤkke/ daß es
der Stat keinen ſchaden tuhn kan/ und iſt bei fuͤnf
und dreiſſig meilen lang; wuͤrd in etliche inlaͤnder
geteilet/ und hat ſiben eingaͤnge/ dahr-unter doch
nicht mehr als zwei zur ein- und aus-fahrt dinen.
auf der ſeite diſer eingaͤnge ligen ſehr ſtarke Faͤſtun-
gen/ welche di hafen beſchuͤhſſen/ und den feind/ ſo
ſich einer irgend moͤchte blikken lahſſen/ mit geringer
muͤhe zurůkke halten koͤnnen.

Diſe teils von daͤm faͤſten lande/ teils von den
taͤmmen/ uͤmſchloſſene Se wuͤrd achtzig waͤlſche
meilen lang geſchaͤzzet; di breite kan man ſo ei-
gendlich nicht wüſſen/ weil ſi ſich/ nahch-daͤhm der
ab- und zu-fal ſtark iſt/ bald verbreitert/ bald wi-
deruͤm ſchmaͤhlert. Si iſt allend-halben ſo untuͤhf/

daß
(c) Ven. dom. chor. deſcr. p. 12. Mercator in
Atl. p. 450. &c.
J 6
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[203/0219] vihrtes Buhch. aus ſchuldiger dankbahrkeit/ ein Gottes-haus er- bauet/ und dem h. Jakob geweihet. Nahch dehr zeit/ ům das 456 jahr/ haben ſich di uͤbrigen gleiches fals/ damit ſi dem Hunniſchen wuͤhten auch entflůhen moͤchten/ alhihr verſamlet/ und di Stat ſo traͤflich zu erweitern angefangen/ daß ſi auch uͤm den fohr-angezeugten hohen flus haͤr-uͤm (c) ſechszig Jnlaͤnder einnahmen/ und diſel- be zuſam̃en zogen/ dehr-geſtalt daß aͤndlich eine ſol- che grohſſe Stat dahr-aus worden iſt/ di man mehr ein wunder-waͤrk der unſtaͤrblichen Goͤtter/ als ein maͤnſchliches kunſt-gemaͤchte naͤnnen mahg. Di Stat ligt raͤcht mitten in dem innerſten win- kel daͤs Venediſchen Mehres/ welcher von einem ſelb-waͤſenden tamme in geſtalt eines halben mahn- des uͤmgaͤben/ und befaͤſtiget iſt/ und alle ſechs ſtun- den den zu- und ab-flus (welches man zu Hamburg fluht und aͤbbe naͤnnet) zu haben pflaͤget. Diſer tam haͤlt di wogen daͤs ungeſtuͤhmen mehres/ das vom anfange haͤrzu gewallet koͤm̃t/ zuruͤkke/ daß es der Stat keinen ſchaden tuhn kan/ und iſt bei fuͤnf und dreiſſig meilen lang; wuͤrd in etliche inlaͤnder geteilet/ und hat ſiben eingaͤnge/ dahr-unter doch nicht mehr als zwei zur ein- und aus-fahrt dinen. auf der ſeite diſer eingaͤnge ligen ſehr ſtarke Faͤſtun- gen/ welche di hafen beſchuͤhſſen/ und den feind/ ſo ſich einer irgend moͤchte blikken lahſſen/ mit geringer muͤhe zurůkke halten koͤnnen. Diſe teils von daͤm faͤſten lande/ teils von den taͤmmen/ uͤmſchloſſene Se wuͤrd achtzig waͤlſche meilen lang geſchaͤzzet; di breite kan man ſo ei- gendlich nicht wüſſen/ weil ſi ſich/ nahch-daͤhm der ab- und zu-fal ſtark iſt/ bald verbreitert/ bald wi- deruͤm ſchmaͤhlert. Si iſt allend-halben ſo untuͤhf/ daß (c) Ven. dom. chor. deſcr. p. 12. Mercator in Atl. p. 450. &c. J 6

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/219>, abgerufen am 20.04.2024.