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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Erklärung
daß wihr di königin der libe (sintemahl unser au-
gen-märk ist/ guht deutsch zu räden/ auch di ertich-
teten Götter und mänschen/ wo immer mühglich/ in
angebohrner sprache zu benamen/ ih und alwäge
gewäsen) nicht mit dem lateinischen namen Venus,
oder Grichischen Afrodite/ sondern vihl-liber mit
unserer eignen zungen Lustinne/ oder (wi er uns
von den alten deutschen ist hinterlahssen worden)
Freie benamen wollen: auch daß ihr sohn der Gri-
chen Eros/ und Römer Cupido oder Amor, den
namen Lihb-reiz oder Lust-kind/ üm daß er von ih-
derman däszu bässer könne verstanden wärden/
über-kommen. Mehr dehr-gleichen wärden uns in
der folge zu entknöhtelen auf stohssen; als:

Jn der 13. zeile/ Bluhminne. Dise ward von
den Römern unter dem namen Flora/ oder Chlo-
ris,
als eine göttin der bluhmen verehret. wihr
könten si auch von ihrem gemahl dem West/ West-
inne; wi si di heidnischen tichter vom Zefihr/ Zefiri-
tis/ nännen.

14/ und 15. Di hiazinten blüht/ u. w. f. Hia-
cynthus
war ein schöner jüngling/ welchem Föbus
eine spihl-scheibe zu-spilete/ dadurch er im al-zu-
geschwünden auf-fangen verläzzet/ stürbt/ und
vom Föbus aus mit-leiden in eine purpur-färbi-
ge lilie/ dahr-ein er seine seufzen und des jünglings
namen schreibt/ verwandelt würd. Ovihd im 10.
seiner üm-gestaltnusse.

Ipse suos gemitus foliis inscribit: & AI, AI
Flos habet inscriptum: funestaq; litera ducta
est.

und etliche zeilen fohr-hähr:

Tempus & illud erit, quo se fortissimus
Heros
addet in hunc florem; folioque legetur
eodem.
Teokrit:

Erklaͤrung
daß wihr di koͤnigin der libe (ſintemahl unſer au-
gen-maͤrk iſt/ guht deutſch zu raͤden/ auch di ertich-
teten Goͤtter und maͤnſchen/ wo immer muͤhglich/ in
angebohrner ſprache zu benamen/ ih und alwaͤge
gewaͤſen) nicht mit dem lateiniſchen namen Venus,
oder Grichiſchen Afrodite/ ſondern vihl-liber mit
unſerer eignen zungen Luſtinne/ oder (wi er uns
von den alten deutſchen iſt hinterlahſſen worden)
Freie benamen wollen: auch daß ihr ſohn der Gri-
chen Eros/ und Roͤmer Cupido oder Amor, den
namen Lihb-reiz oder Luſt-kind/ uͤm daß er von ih-
derman daͤszu baͤſſer koͤnne verſtanden waͤrden/
uͤber-kommen. Mehr dehr-gleichen waͤrden uns in
der folge zu entknoͤhtelen auf ſtohſſen; als:

Jn der 13. zeile/ Bluhminne. Diſe ward von
den Roͤmern unter dem namen Flora/ oder Chlo-
ris,
als eine goͤttin der bluhmen verehret. wihr
koͤnten ſi auch von ihrem gemahl dem Weſt/ Weſt-
inne; wi ſi di heidniſchen tichter vom Zefihr/ Zefiri-
tis/ naͤnnen.

14/ und 15. Di hiazinten bluͤht/ u. w. f. Hia-
cynthus
war ein ſchoͤner juͤngling/ welchem Foͤbus
eine ſpihl-ſcheibe zu-ſpilete/ dadurch er im al-zu-
geſchwuͤnden auf-fangen verlaͤzzet/ ſtuͤrbt/ und
vom Foͤbus aus mit-leiden in eine purpur-faͤrbi-
ge lilie/ dahr-ein er ſeine ſeufzen und des juͤnglings
namen ſchreibt/ verwandelt wuͤrd. Ovihd im 10.
ſeiner uͤm-geſtaltnůſſe.

Ipſe ſuos gemitus foliis inſcribit: & AI, AI
Flos habet inſcriptum: funeſtaq; litera ducta
eſt.

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Heros
addet in hunc florem; folioque legetur
eodem.
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[324/0340] Erklaͤrung daß wihr di koͤnigin der libe (ſintemahl unſer au- gen-maͤrk iſt/ guht deutſch zu raͤden/ auch di ertich- teten Goͤtter und maͤnſchen/ wo immer muͤhglich/ in angebohrner ſprache zu benamen/ ih und alwaͤge gewaͤſen) nicht mit dem lateiniſchen namen Venus, oder Grichiſchen Afrodite/ ſondern vihl-liber mit unſerer eignen zungen Luſtinne/ oder (wi er uns von den alten deutſchen iſt hinterlahſſen worden) Freie benamen wollen: auch daß ihr ſohn der Gri- chen Eros/ und Roͤmer Cupido oder Amor, den namen Lihb-reiz oder Luſt-kind/ uͤm daß er von ih- derman daͤszu baͤſſer koͤnne verſtanden waͤrden/ uͤber-kommen. Mehr dehr-gleichen waͤrden uns in der folge zu entknoͤhtelen auf ſtohſſen; als: Jn der 13. zeile/ Bluhminne. Diſe ward von den Roͤmern unter dem namen Flora/ oder Chlo- ris, als eine goͤttin der bluhmen verehret. wihr koͤnten ſi auch von ihrem gemahl dem Weſt/ Weſt- inne; wi ſi di heidniſchen tichter vom Zefihr/ Zefiri- tis/ naͤnnen. 14/ und 15. Di hiazinten bluͤht/ u. w. f. Hia- cynthus war ein ſchoͤner juͤngling/ welchem Foͤbus eine ſpihl-ſcheibe zu-ſpilete/ dadurch er im al-zu- geſchwuͤnden auf-fangen verlaͤzzet/ ſtuͤrbt/ und vom Foͤbus aus mit-leiden in eine purpur-faͤrbi- ge lilie/ dahr-ein er ſeine ſeufzen und des juͤnglings namen ſchreibt/ verwandelt wuͤrd. Ovihd im 10. ſeiner uͤm-geſtaltnůſſe. Ipſe ſuos gemitus foliis inſcribit: & AI, AI Flos habet inſcriptum: funeſtaq; litera ducta eſt. und etliche zeilen fohr-haͤhr: Tempus & illud erit, quo ſe fortiſſimus Heros addet in hunc florem; folioque legetur eodem. Teokrit:

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/340>, abgerufen am 19.04.2024.