Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] den Wachholder-beeren gleich/ von sich
gibet. Der Same ist erstlich auß America
naher Rom/ under dem namen Pfeffer/ ge-
bracht/ und in des Herren Cardinals Mar-
ci Antonij Columnae
Garten/ von einem A-
pothecker im Herbstmonat gesäet worden;
ware in dem folgenden Jahr fünf ellen hoch
auffgewachsen/ aber der Same zur keinen
zeitigung kommen/ wie solches Edoardus
Vorstius
erinnert/ der Herren Casparum Bau-
hinum
mit einem Ast sambt den Beeren be-
gabt/ so allhier abgemahlet. Jetzunder aber
ist er dem Mastixbaum in der Höhe gleich/
dessen Elen-lange mit Blumen und zarten
Beeren besetzte Aeste bemeldter Bauhinus von
D. Johanne Neuderfero mit andern sehr schö-
nen Sachen zu einer Verehrung empfangen
hat/ neben dem Gummi/ so auß der einge-
schnittenen Rinden fleüßt: Denn bey den
Americaneren samlet man auß der verwund-
ten Rinden ein weis dem Mastix ähnliches
Gummi/ davon die Einwohner ein Quint-
lein schwär in Wasser zerlassen/ und es für
ein Purgation gebrauchen/ dieweilen es al-
le böse Feuchtigkeiten/ insonderheit bey den
Wassersüchtigen/ sanfft außführet.

Eigenschafft.

Dieser Baum hat ebenmäßig einen bal-
samischen/ heilenden/ nutzlichen/ gelind an-
haltenden Safft in sich. Das Gummi a-
ber soll zugleich etwas scharfflichtes Saltz
heimlich mitführen/ vermittelst dessen es
die Eigenschafft zu laxieren habe: wie denn
Corvinus ein Römer/ den Johannem Bauhi-
num
auß eigener Erfahrung berichtet/ daß
anderthalb quintl. dieses Gummi im Wein
zerlassen/ ihne wohl gereiniget habe.

Gebrauch.

Auß den Aestlein dieses Baums werden
Zahnsteürer gemacht. Die Rinden in Wein
Glieder-
wehe.
gekocht/ und damit die Glieder warm ge-
waschen/ vertreibt deroselben Schmertzen.
Das Pulver der Rinden in die Wunden ge-
than/ reiniget und heilet sie geschwind: Diß
Pulver in Wein gesotten/ und den Wein
Wunden.sambt dem Pulver über die Wunde geschla-
gen/ halt sie sauber und heilet sie bald. Sol-
Luckes
Zahufleisch
cher Wein an das lucke Zahnfleisch gestri-
chen/ heilet und stärcket es.



CAPUT XLIII.
Jndische Moringa. Moringa Indica.
Namen und Gestalt.

WOhl-vorgemeldter Herr Bauhinus
rechnet in pinace Theatri Botanici lib.
11. sect.
2. ferners zu den Mastix-
bäumen denjenigen Baum/ welchen er nen-
net/ Arborem exoticam Lentisci Folio: ist
nichts anders als Moringa, Ferrar. Park. Acost.
Mouringon, Hort. Mal. Moringa Lentisci folio,
fructu magno anguloso, in quo semina Ervi. J.
Bauh.
Er wachst fünff Manns Höhe/ eines
Mannes dick/ ist mit einer äusserlich schwartz-
lichten/ innerlich aber weissen/ dem Geruch
und Geschmack nach dem Kresse oder Meer-
rettich sich vergleichenden Rinde umbgeben.
Seine Blätter/ deren zwey allezeit an einem
Spannen-langen Stiel hangen/ sind lang-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jndische Moringa. Moringa Indica.
licht/ dünn/ weich/ und füllen die Elen-
lange Sprößlein biß zu ausserst an. Der
Baum aber hat nicht viel Aeste/ und gibt
derowegen auch wenig Schatten/ ist mit
vielen Gläichen begabt/ also daß so wohl die
Stauden als die Aestlein gar bald brechen.
Die Blätter sind satt-grün/ am Geschmack
aber wie die Stäck-rüben-Blätter. Die
Blüthe ist weiß/ auß zehen Blättlein beste-
hend/ und hangen an krummen Stielen an
den äussersten Aestlein: innert der Blüthe
stecket ein ablanges grünlichtes Knöpfflein/
so ein weisses Haar von sich gibet/ und das
Fundament der Frucht ist. Nach der ab-
fallenden Blüthe folgen die Früchte/ welche
eines Schuheslang/ in der Dicke eines
Rettichs/ die sind achteckicht/ dunckel-
grün/ inwendig weis/ voll Marcks/ und
in gewisse Hülßlein underscheiden: in wel-
chen der runde mit einer bleichen harten Haut
umbgebene Samen ligt/ in welchem ein
weisser Kernen sich findet/ so dem Geschmack
nach schärffer als die Blätter. Diese Frucht
wird mit dem Fleisch gekocht/ oder auff an-
dere Weiß zubereitet. Die Wurtzel dieses
Baums gebrauchen die Einwohner an statt
des Einhorns/ Bezoar und Theriacks wi-
der allerhand Gifft und Biß der gifftigen
Thieren/ insonderheit der schädlichen
Schlangen/ Cobras de Capellas genannt.
Jn Cholera oder schrecklicher Under-und
übersich-giessung der Gallen ist diese Wur-
tzel sehr gut befunden worden. Man ver-
mischt sie auch under die Artzneyen/ so die
verbrannten Feuchtigkeiten außführen/ ist
denjenigen wohl bekannt/ welche mit dem
Aussatz behafftet/ deren viel durch fleißigen
Gebrauch dieser Wurtzel/ von dieser abschew/

lichen

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] den Wachholder-beeren gleich/ von ſich
gibet. Der Same iſt erſtlich auß America
naher Rom/ under dem namen Pfeffer/ ge-
bracht/ und in des Herꝛen Cardinals Mar-
ci Antonij Columnæ
Garten/ von einem A-
pothecker im Herbſtmonat geſaͤet worden;
ware in dem folgenden Jahr fuͤnf ellen hoch
auffgewachſen/ aber der Same zur keinen
zeitigung kommen/ wie ſolches Edoardus
Vorſtius
erinnert/ der Herꝛen Caſparum Bau-
hinum
mit einem Aſt ſambt den Beeren be-
gabt/ ſo allhier abgemahlet. Jetzunder aber
iſt er dem Maſtixbaum in der Hoͤhe gleich/
deſſen Elen-lange mit Blumen und zarten
Beeren beſetzte Aeſte bemeldter Bauhinus von
D. Johanne Neuderfero mit andern ſehr ſchoͤ-
nen Sachen zu einer Verehrung empfangen
hat/ neben dem Gummi/ ſo auß der einge-
ſchnittenen Rinden fleuͤßt: Denn bey den
Americaneren ſamlet man auß der verwund-
ten Rinden ein weis dem Maſtix aͤhnliches
Gummi/ davon die Einwohner ein Quint-
lein ſchwaͤr in Waſſer zerlaſſen/ und es fuͤr
ein Purgation gebrauchen/ dieweilen es al-
le boͤſe Feuchtigkeiten/ inſonderheit bey den
Waſſerſuͤchtigen/ ſanfft außfuͤhret.

Eigenſchafft.

Dieſer Baum hat ebenmaͤßig einen bal-
ſamiſchen/ heilenden/ nutzlichen/ gelind an-
haltenden Safft in ſich. Das Gummi a-
ber ſoll zugleich etwas ſcharfflichtes Saltz
heimlich mitfuͤhren/ vermittelſt deſſen es
die Eigenſchafft zu laxieren habe: wie denn
Corvinus ein Roͤmer/ den Johannem Bauhi-
num
auß eigener Erfahrung berichtet/ daß
anderthalb quintl. dieſes Gummi im Wein
zerlaſſen/ ihne wohl gereiniget habe.

Gebrauch.

Auß den Aeſtlein dieſes Baums werden
Zahnſteuͤrer gemacht. Die Rinden in Wein
Glieder-
wehe.
gekocht/ und damit die Glieder warm ge-
waſchen/ vertreibt deroſelben Schmertzen.
Das Pulver der Rinden in die Wunden ge-
than/ reiniget und heilet ſie geſchwind: Diß
Pulver in Wein geſotten/ und den Wein
Wunden.ſambt dem Pulver uͤber die Wunde geſchla-
gen/ halt ſie ſauber und heilet ſie bald. Sol-
Luckes
Zahufleiſch
cher Wein an das lucke Zahnfleiſch geſtri-
chen/ heilet und ſtaͤrcket es.



CAPUT XLIII.
Jndiſche Moringa. Moringa Indica.
Namen und Geſtalt.

WOhl-vorgemeldter Herꝛ Bauhinus
rechnet in pinace Theatri Botanici lib.
11. ſect.
2. ferners zu den Maſtix-
baͤumen denjenigen Baum/ welchen er nen-
net/ Arborem exoticam Lentiſci Folio: iſt
nichts anders als Moringa, Ferrar. Park. Acoſt.
Mouringon, Hort. Mal. Moringa Lentiſci folio,
fructu magno anguloſo, in quo ſemina Ervi. J.
Bauh.
Er wachſt fuͤnff Manns Hoͤhe/ eines
Mañes dick/ iſt mit einer aͤuſſerlich ſchwartz-
lichten/ innerlich aber weiſſen/ dem Geruch
und Geſchmack nach dem Kreſſe oder Meer-
rettich ſich vergleichenden Rinde umbgeben.
Seine Blaͤtter/ deren zwey allezeit an einem
Spannen-langen Stiel hangen/ ſind lang-
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Jndiſche Moringa. Moringa Indica.
licht/ duͤnn/ weich/ und fuͤllen die Elen-
lange Sproͤßlein biß zu auſſerſt an. Der
Baum aber hat nicht viel Aeſte/ und gibt
derowegen auch wenig Schatten/ iſt mit
vielen Glaͤichen begabt/ alſo daß ſo wohl die
Stauden als die Aeſtlein gar bald brechen.
Die Blaͤtter ſind ſatt-gruͤn/ am Geſchmack
aber wie die Staͤck-ruͤben-Blaͤtter. Die
Bluͤthe iſt weiß/ auß zehen Blaͤttlein beſte-
hend/ und hangen an krummen Stielen an
den aͤuſſerſten Aeſtlein: innert der Bluͤthe
ſtecket ein ablanges gruͤnlichtes Knoͤpfflein/
ſo ein weiſſes Haar von ſich gibet/ und das
Fundament der Frucht iſt. Nach der ab-
fallenden Bluͤthe folgen die Fruͤchte/ welche
eines Schuheslang/ in der Dicke eines
Rettichs/ die ſind achteckicht/ dunckel-
gruͤn/ inwendig weis/ voll Marcks/ und
in gewiſſe Huͤlßlein underſcheiden: in wel-
chen der runde mit einer bleichen harten Haut
umbgebene Samen ligt/ in welchem ein
weiſſer Kernen ſich findet/ ſo dem Geſchmack
nach ſchaͤrffer als die Blaͤtter. Dieſe Frucht
wird mit dem Fleiſch gekocht/ oder auff an-
dere Weiß zubereitet. Die Wurtzel dieſes
Baums gebrauchen die Einwohner an ſtatt
des Einhorns/ Bezoar und Theriacks wi-
der allerhand Gifft und Biß der gifftigen
Thieren/ inſonderheit der ſchaͤdlichen
Schlangen/ Cobras de Capellas genannt.
Jn Cholerâ oder ſchrecklicher Under-und
uͤberſich-gieſſung der Gallen iſt dieſe Wur-
tzel ſehr gut befunden worden. Man ver-
miſcht ſie auch under die Artzneyen/ ſo die
verbrannten Feuchtigkeiten außfuͤhren/ iſt
denjenigen wohl bekannt/ welche mit dem
Auſſatz behafftet/ deren viel durch fleißigen
Gebrauch dieſer Wurtzel/ von dieſer abſchew/

lichen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0104" n="88"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Er&#x017F;te Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
den Wachholder-beeren gleich/ von &#x017F;ich<lb/>
gibet. Der Same i&#x017F;t er&#x017F;tlich auß America<lb/>
naher Rom/ under dem namen Pfeffer/ ge-<lb/>
bracht/ und in des Her&#xA75B;en Cardinals <hi rendition="#aq">Mar-<lb/>
ci Antonij Columnæ</hi> Garten/ von einem A-<lb/>
pothecker im Herb&#x017F;tmonat ge&#x017F;a&#x0364;et worden;<lb/>
ware in dem folgenden Jahr fu&#x0364;nf ellen hoch<lb/>
auffgewach&#x017F;en/ aber der Same zur keinen<lb/>
zeitigung kommen/ wie &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Edoardus<lb/>
Vor&#x017F;tius</hi> erinnert/ der Her&#xA75B;en <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;parum Bau-<lb/>
hinum</hi> mit einem A&#x017F;t &#x017F;ambt den Beeren be-<lb/>
gabt/ &#x017F;o allhier abgemahlet. Jetzunder aber<lb/>
i&#x017F;t er dem Ma&#x017F;tixbaum in der Ho&#x0364;he gleich/<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Elen-lange mit Blumen und zarten<lb/>
Beeren be&#x017F;etzte Ae&#x017F;te bemeldter <hi rendition="#aq">Bauhinus</hi> von<lb/><hi rendition="#aq">D. Johanne Neuderfero</hi> mit andern &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Sachen zu einer Verehrung empfangen<lb/>
hat/ neben dem Gummi/ &#x017F;o auß der einge-<lb/>
&#x017F;chnittenen Rinden fleu&#x0364;ßt: Denn bey den<lb/>
Americaneren &#x017F;amlet man auß der verwund-<lb/>
ten Rinden ein weis dem Ma&#x017F;tix a&#x0364;hnliches<lb/>
Gummi/ davon die Einwohner ein Quint-<lb/>
lein &#x017F;chwa&#x0364;r in Wa&#x017F;&#x017F;er zerla&#x017F;&#x017F;en/ und es fu&#x0364;r<lb/>
ein Purgation gebrauchen/ dieweilen es al-<lb/>
le bo&#x0364;&#x017F;e Feuchtigkeiten/ in&#x017F;onderheit bey den<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;u&#x0364;chtigen/ &#x017F;anfft außfu&#x0364;hret.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Baum hat ebenma&#x0364;ßig einen bal-<lb/>
&#x017F;ami&#x017F;chen/ heilenden/ nutzlichen/ gelind an-<lb/>
haltenden Safft in &#x017F;ich. Das Gummi a-<lb/>
ber &#x017F;oll zugleich etwas &#x017F;charfflichtes Saltz<lb/>
heimlich mitfu&#x0364;hren/ vermittel&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en es<lb/>
die Eigen&#x017F;chafft zu laxieren habe: wie denn<lb/><hi rendition="#aq">Corvinus</hi> ein Ro&#x0364;mer/ den <hi rendition="#aq">Johannem Bauhi-<lb/>
num</hi> auß eigener Erfahrung berichtet/ daß<lb/>
anderthalb quintl. die&#x017F;es Gummi im Wein<lb/>
zerla&#x017F;&#x017F;en/ ihne wohl gereiniget habe.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Auß den Ae&#x017F;tlein die&#x017F;es Baums werden<lb/>
Zahn&#x017F;teu&#x0364;rer gemacht. Die Rinden in Wein<lb/><note place="left">Glieder-<lb/>
wehe.</note>gekocht/ und damit die Glieder warm ge-<lb/>
wa&#x017F;chen/ vertreibt dero&#x017F;elben Schmertzen.<lb/>
Das Pulver der Rinden in die Wunden ge-<lb/>
than/ reiniget und heilet &#x017F;ie ge&#x017F;chwind: Diß<lb/>
Pulver in Wein ge&#x017F;otten/ und den Wein<lb/><note place="left">Wunden.</note>&#x017F;ambt dem Pulver u&#x0364;ber die Wunde ge&#x017F;chla-<lb/>
gen/ halt &#x017F;ie &#x017F;auber und heilet &#x017F;ie bald. Sol-<lb/><note place="left">Luckes<lb/>
Zahuflei&#x017F;ch</note>cher Wein an das lucke Zahnflei&#x017F;ch ge&#x017F;tri-<lb/>
chen/ heilet und &#x017F;ta&#x0364;rcket es.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CAPUT XLIII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#b">Jndi&#x017F;che Moringa.</hi> <hi rendition="#aq">Moringa Indica.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Ohl-vorgemeldter Her&#xA75B; <hi rendition="#aq">Bauhinus</hi><lb/>
rechnet <hi rendition="#aq">in pinace Theatri Botanici lib.<lb/>
11. &#x017F;ect.</hi> 2. ferners zu den Ma&#x017F;tix-<lb/>
ba&#x0364;umen denjenigen Baum/ welchen er nen-<lb/>
net/ <hi rendition="#aq">Arborem exoticam Lenti&#x017F;ci Folio:</hi> i&#x017F;t<lb/>
nichts anders als <hi rendition="#aq">Moringa, <hi rendition="#i">Ferrar. Park. Aco&#x017F;t.</hi><lb/>
Mouringon, <hi rendition="#i">Hort. Mal.</hi> Moringa Lenti&#x017F;ci folio,<lb/>
fructu magno angulo&#x017F;o, in quo &#x017F;emina Ervi. <hi rendition="#i">J.<lb/>
Bauh.</hi></hi> Er wach&#x017F;t fu&#x0364;nff Manns Ho&#x0364;he/ eines<lb/>
Mañes dick/ i&#x017F;t mit einer a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich &#x017F;chwartz-<lb/>
lichten/ innerlich aber wei&#x017F;&#x017F;en/ dem Geruch<lb/>
und Ge&#x017F;chmack nach dem Kre&#x017F;&#x017F;e oder Meer-<lb/>
rettich &#x017F;ich vergleichenden Rinde umbgeben.<lb/>
Seine Bla&#x0364;tter/ deren zwey allezeit an einem<lb/>
Spannen-langen Stiel hangen/ &#x017F;ind lang-<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Jndi&#x017F;che Moringa.</hi><hi rendition="#aq">Moringa Indica.</hi></hi></head><lb/></figure> licht/ du&#x0364;nn/ weich/ und fu&#x0364;llen die Elen-<lb/>
lange Spro&#x0364;ßlein biß zu au&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t an. Der<lb/>
Baum aber hat nicht viel Ae&#x017F;te/ und gibt<lb/>
derowegen auch wenig Schatten/ i&#x017F;t mit<lb/>
vielen Gla&#x0364;ichen begabt/ al&#x017F;o daß &#x017F;o wohl die<lb/>
Stauden als die Ae&#x017F;tlein gar bald brechen.<lb/>
Die Bla&#x0364;tter &#x017F;ind &#x017F;att-gru&#x0364;n/ am Ge&#x017F;chmack<lb/>
aber wie die Sta&#x0364;ck-ru&#x0364;ben-Bla&#x0364;tter. Die<lb/>
Blu&#x0364;the i&#x017F;t weiß/ auß zehen Bla&#x0364;ttlein be&#x017F;te-<lb/>
hend/ und hangen an krummen Stielen an<lb/>
den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Ae&#x017F;tlein: innert der Blu&#x0364;the<lb/>
&#x017F;tecket ein ablanges gru&#x0364;nlichtes Kno&#x0364;pfflein/<lb/>
&#x017F;o ein wei&#x017F;&#x017F;es Haar von &#x017F;ich gibet/ und das<lb/>
Fundament der Frucht i&#x017F;t. Nach der ab-<lb/>
fallenden Blu&#x0364;the folgen die Fru&#x0364;chte/ welche<lb/>
eines Schuheslang/ in der Dicke eines<lb/>
Rettichs/ die &#x017F;ind achteckicht/ dunckel-<lb/>
gru&#x0364;n/ inwendig weis/ voll Marcks/ und<lb/>
in gewi&#x017F;&#x017F;e Hu&#x0364;lßlein under&#x017F;cheiden: in wel-<lb/>
chen der runde mit einer bleichen harten Haut<lb/>
umbgebene Samen ligt/ in welchem ein<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;er Kernen &#x017F;ich findet/ &#x017F;o dem Ge&#x017F;chmack<lb/>
nach &#x017F;cha&#x0364;rffer als die Bla&#x0364;tter. Die&#x017F;e Frucht<lb/>
wird mit dem Flei&#x017F;ch gekocht/ oder auff an-<lb/>
dere Weiß zubereitet. Die Wurtzel die&#x017F;es<lb/>
Baums gebrauchen die Einwohner an &#x017F;tatt<lb/>
des Einhorns/ Bezoar und Theriacks wi-<lb/>
der allerhand Gifft und Biß der gifftigen<lb/>
Thieren/ in&#x017F;onderheit der &#x017F;cha&#x0364;dlichen<lb/>
Schlangen/ <hi rendition="#aq">Cobras de Capellas</hi> genannt.<lb/>
Jn <hi rendition="#aq">Cholerâ</hi> oder &#x017F;chrecklicher Under-und<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;ich-gie&#x017F;&#x017F;ung der Gallen i&#x017F;t die&#x017F;e Wur-<lb/>
tzel &#x017F;ehr gut befunden worden. Man ver-<lb/>
mi&#x017F;cht &#x017F;ie auch under die Artzneyen/ &#x017F;o die<lb/>
verbrannten Feuchtigkeiten außfu&#x0364;hren/ i&#x017F;t<lb/>
denjenigen wohl bekannt/ welche mit dem<lb/>
Au&#x017F;&#x017F;atz behafftet/ deren viel durch fleißigen<lb/>
Gebrauch die&#x017F;er Wurtzel/ von die&#x017F;er ab&#x017F;chew/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lichen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0104] Das Erſte Buch/ den Wachholder-beeren gleich/ von ſich gibet. Der Same iſt erſtlich auß America naher Rom/ under dem namen Pfeffer/ ge- bracht/ und in des Herꝛen Cardinals Mar- ci Antonij Columnæ Garten/ von einem A- pothecker im Herbſtmonat geſaͤet worden; ware in dem folgenden Jahr fuͤnf ellen hoch auffgewachſen/ aber der Same zur keinen zeitigung kommen/ wie ſolches Edoardus Vorſtius erinnert/ der Herꝛen Caſparum Bau- hinum mit einem Aſt ſambt den Beeren be- gabt/ ſo allhier abgemahlet. Jetzunder aber iſt er dem Maſtixbaum in der Hoͤhe gleich/ deſſen Elen-lange mit Blumen und zarten Beeren beſetzte Aeſte bemeldter Bauhinus von D. Johanne Neuderfero mit andern ſehr ſchoͤ- nen Sachen zu einer Verehrung empfangen hat/ neben dem Gummi/ ſo auß der einge- ſchnittenen Rinden fleuͤßt: Denn bey den Americaneren ſamlet man auß der verwund- ten Rinden ein weis dem Maſtix aͤhnliches Gummi/ davon die Einwohner ein Quint- lein ſchwaͤr in Waſſer zerlaſſen/ und es fuͤr ein Purgation gebrauchen/ dieweilen es al- le boͤſe Feuchtigkeiten/ inſonderheit bey den Waſſerſuͤchtigen/ ſanfft außfuͤhret. Eigenſchafft. Dieſer Baum hat ebenmaͤßig einen bal- ſamiſchen/ heilenden/ nutzlichen/ gelind an- haltenden Safft in ſich. Das Gummi a- ber ſoll zugleich etwas ſcharfflichtes Saltz heimlich mitfuͤhren/ vermittelſt deſſen es die Eigenſchafft zu laxieren habe: wie denn Corvinus ein Roͤmer/ den Johannem Bauhi- num auß eigener Erfahrung berichtet/ daß anderthalb quintl. dieſes Gummi im Wein zerlaſſen/ ihne wohl gereiniget habe. Gebrauch. Auß den Aeſtlein dieſes Baums werden Zahnſteuͤrer gemacht. Die Rinden in Wein gekocht/ und damit die Glieder warm ge- waſchen/ vertreibt deroſelben Schmertzen. Das Pulver der Rinden in die Wunden ge- than/ reiniget und heilet ſie geſchwind: Diß Pulver in Wein geſotten/ und den Wein ſambt dem Pulver uͤber die Wunde geſchla- gen/ halt ſie ſauber und heilet ſie bald. Sol- cher Wein an das lucke Zahnfleiſch geſtri- chen/ heilet und ſtaͤrcket es. Glieder- wehe. Wunden. Luckes Zahufleiſch CAPUT XLIII. Jndiſche Moringa. Moringa Indica. Namen und Geſtalt. WOhl-vorgemeldter Herꝛ Bauhinus rechnet in pinace Theatri Botanici lib. 11. ſect. 2. ferners zu den Maſtix- baͤumen denjenigen Baum/ welchen er nen- net/ Arborem exoticam Lentiſci Folio: iſt nichts anders als Moringa, Ferrar. Park. Acoſt. Mouringon, Hort. Mal. Moringa Lentiſci folio, fructu magno anguloſo, in quo ſemina Ervi. J. Bauh. Er wachſt fuͤnff Manns Hoͤhe/ eines Mañes dick/ iſt mit einer aͤuſſerlich ſchwartz- lichten/ innerlich aber weiſſen/ dem Geruch und Geſchmack nach dem Kreſſe oder Meer- rettich ſich vergleichenden Rinde umbgeben. Seine Blaͤtter/ deren zwey allezeit an einem Spannen-langen Stiel hangen/ ſind lang- [Abbildung Jndiſche Moringa. Moringa Indica. ] licht/ duͤnn/ weich/ und fuͤllen die Elen- lange Sproͤßlein biß zu auſſerſt an. Der Baum aber hat nicht viel Aeſte/ und gibt derowegen auch wenig Schatten/ iſt mit vielen Glaͤichen begabt/ alſo daß ſo wohl die Stauden als die Aeſtlein gar bald brechen. Die Blaͤtter ſind ſatt-gruͤn/ am Geſchmack aber wie die Staͤck-ruͤben-Blaͤtter. Die Bluͤthe iſt weiß/ auß zehen Blaͤttlein beſte- hend/ und hangen an krummen Stielen an den aͤuſſerſten Aeſtlein: innert der Bluͤthe ſtecket ein ablanges gruͤnlichtes Knoͤpfflein/ ſo ein weiſſes Haar von ſich gibet/ und das Fundament der Frucht iſt. Nach der ab- fallenden Bluͤthe folgen die Fruͤchte/ welche eines Schuheslang/ in der Dicke eines Rettichs/ die ſind achteckicht/ dunckel- gruͤn/ inwendig weis/ voll Marcks/ und in gewiſſe Huͤlßlein underſcheiden: in wel- chen der runde mit einer bleichen harten Haut umbgebene Samen ligt/ in welchem ein weiſſer Kernen ſich findet/ ſo dem Geſchmack nach ſchaͤrffer als die Blaͤtter. Dieſe Frucht wird mit dem Fleiſch gekocht/ oder auff an- dere Weiß zubereitet. Die Wurtzel dieſes Baums gebrauchen die Einwohner an ſtatt des Einhorns/ Bezoar und Theriacks wi- der allerhand Gifft und Biß der gifftigen Thieren/ inſonderheit der ſchaͤdlichen Schlangen/ Cobras de Capellas genannt. Jn Cholerâ oder ſchrecklicher Under-und uͤberſich-gieſſung der Gallen iſt dieſe Wur- tzel ſehr gut befunden worden. Man ver- miſcht ſie auch under die Artzneyen/ ſo die verbrannten Feuchtigkeiten außfuͤhren/ iſt denjenigen wohl bekannt/ welche mit dem Auſſatz behafftet/ deren viel durch fleißigen Gebrauch dieſer Wurtzel/ von dieſer abſchew/ lichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/104
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/104>, abgerufen am 28.03.2024.