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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Natern
vertreiben.

Mit einem Buchbaumen Reißlein ver-
treibt man die gifftigen Natern.

Auß den faulen Buchbäumen brennet
man Weidäschen zum färben.

Gebrauch
der rinden

Die Rinde vom Buchbaum brauchen die
Bawren zu vielen dingen/ denn sie machen
darauß mancherley Gefäß und Körbe.

Jm Wasser bleibt sein Holtz unverzehrt/
ja es wird fester und steiffer davon/ zu vie-
len dingen nutzlich/ als zu Wagen/ Latten/
Betthen/ Tischen und Schiffen.

und des
holtzes.

Auß dem Holtz des Buchbaums haben die
Alten ihre Weingeschirr zubereitet/ daher
Menalcas bey dem Virgilio Eclog. 3. seine
Trinckgeschirr hochhaltet/ welche ihme der
Kunstreiche Alcimedon auß diesem Holtz ge-
schnitten/ wann er spricht:

Verum id-quod multo tute ipse fatebere majus,
[Spaltenumbruch] (Insanire libet quoniam tibi) pocula ponam
Fagina, coelatum divini opus Alcimedontis.

Die Poeten haben auch ihre Reimen oder
vers auff die grüne Rinde dieses Baums
gezeichnet/ daher Mopsus bey dem Virgilio
spricht:

Imo haec viridi nuper quae cortice fagi
Carmina descripti, & modulans alterna notavi,
Experiar, tu deinde jubeto certet Amyntas.

Die Hirten pflegten bey den Alten under
dem anmütigen Schatten des Buchbaums
mit ihrer Herde zu ruhen/ und ein lustiges
Waldliedlein anzustimmen/ dahero der auß
seinem Vatterland durch den Krieg verjagte
Meliboeus den Hirten Tityrum also angeredt:

Tityre, tu patulae recubans sub tegmine Fagi,
Silvestrem tenui Musam meditaris avena,
Nos patriae fines & dulcia linquimus arva.



CAPUT LXIX.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Castanien. Castanea.
Namen.

CAstanien- oder Kesten-baum heißt
Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Ca-
stanea.
Jtaliänisch/ Castagno. Fran-
tzösisch/ Chataigner. Spanisch/ Castanno.
Englisch/ Chesnuttre. Dänisch/ Castanie-
troe. Niderländisch/ Castanienboom.

Castanien oder Kesten heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 1 Zeile fehlt].
Lateinisch Castanea, Glans Jovis, Glans Sar-
dinia.
Jtaliänisch/ Castagna. Frantzösisch/
Chataigne. Spanisch/ Castanna. Englisch/
Chesnut. Dänisch und Niderländisch/ Ca-
stanie.

Geschlecht und Gestalt.

Der gemeine Castanienbaum wachst in
schöner länge/ und greifft mit seinen ästen
weit umb sich. Hat bißweilen auch einen sehr
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Pferd-Castanien. Castanea equina.
dicken stammen/ welchen drey Männer nicht
wol umbfassen mögen. Sein holtz ist fest/
und der fäulung nicht underworffen. Die
Rinde ist schwartzlicht aschenfarb. Er tragt
blätter wie der gemeine Nußbaum/ außge-
nommen daß sie breiter sind/ an dem umb-
kreiß zerkerfft/ gerümpffet oder gefalten/
und haben mehr äderlein. Jm Sommer
bringt er seine wollichte/ bleiche/ lange/
nidsich hangende mit gelblichten gipflein/
oder blümlein/ welche denen an dem Nuß-
baum durchauß ähnlich. Die Frucht oder
Castanien ist an der einen seiten glatt und
flach/ an der anderen erhöhet und rund ligt
in dreyen hülsen verwahret. Die erste ist dünn/
röthlicht/ herb und bitter/ die andere zähe
und braun/ die dritte und äusserste gantz
rauch/ stachlicht/ wie ein Jgelshaut. Gegen
dem Herbst aber reissen diese Jgels-köpflein
von einander/ und fallen die zeitige braune

Castanien
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Natern
vertreiben.

Mit einem Buchbaumen Reißlein ver-
treibt man die gifftigen Natern.

Auß den faulen Buchbaͤumen brennet
man Weidaͤſchen zum faͤrben.

Gebrauch
der rinden

Die Rinde vom Buchbaum brauchen die
Bawren zu vielen dingen/ denn ſie machen
darauß mancherley Gefaͤß und Koͤrbe.

Jm Waſſer bleibt ſein Holtz unverzehrt/
ja es wird feſter und ſteiffer davon/ zu vie-
len dingen nutzlich/ als zu Wagen/ Latten/
Betthen/ Tiſchen und Schiffen.

und des
holtzes.

Auß dem Holtz des Buchbaums haben die
Alten ihre Weingeſchirꝛ zubereitet/ daher
Menalcas bey dem Virgilio Eclog. 3. ſeine
Trinckgeſchirꝛ hochhaltet/ welche ihme der
Kunſtreiche Alcimedon auß dieſem Holtz ge-
ſchnitten/ wann er ſpricht:

Verum id-quod multo tute ipſe fatebere majus,
[Spaltenumbruch] (Inſanire libet quoniam tibi) pocula ponam
Fagina, cœlatum divini opus Alcimedontis.

Die Poeten haben auch ihre Reimen oder
vers auff die gruͤne Rinde dieſes Baums
gezeichnet/ daher Mopſus bey dem Virgilio
ſpricht:

Imo hæc viridi nuper quæ cortice fagi
Carmina deſcripti, & modulans alterna notavi,
Experiar, tu deinde jubeto certet Amyntas.

Die Hirten pflegten bey den Alten under
dem anmuͤtigen Schatten des Buchbaums
mit ihrer Herde zu ruhen/ und ein luſtiges
Waldliedlein anzuſtimmen/ dahero der auß
ſeinem Vatterland durch den Krieg verjagte
Melibœus den Hirten Tityrum alſo angeredt:

Tityre, tu patulæ recubans ſub tegmine Fagi,
Silveſtrem tenui Muſam meditaris avena,
Nos patriæ fines & dulcia linquimus arva.



CAPUT LXIX.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Caſtanien. Caſtanea.
Namen.

CAſtanien- oder Keſten-baum heißt
Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Ca-
ſtanea.
Jtaliaͤniſch/ Caſtagno. Fran-
tzoͤſiſch/ Chataigner. Spaniſch/ Caſtanno.
Engliſch/ Chesnuttre. Daͤniſch/ Caſtanie-
troe. Niderlaͤndiſch/ Caſtanienboom.

Caſtanien oder Keſten heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 1 Zeile fehlt].
Lateiniſch Caſtanea, Glans Jovis, Glans Sar-
dinia.
Jtaliaͤniſch/ Caſtagna. Frantzoͤſiſch/
Chataigne. Spaniſch/ Caſtanna. Engliſch/
Chesnut. Daͤniſch und Niderlaͤndiſch/ Ca-
ſtanie.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der gemeine Caſtanienbaum wachſt in
ſchoͤner laͤnge/ und greifft mit ſeinen aͤſten
weit umb ſich. Hat bißweilen auch einen ſehr
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Pferd-Caſtanien. Caſtanea equina.
dicken ſtam̃en/ welchen drey Maͤnner nicht
wol umbfaſſen moͤgen. Sein holtz iſt feſt/
und der faͤulung nicht underworffen. Die
Rinde iſt ſchwartzlicht aſchenfarb. Er tragt
blaͤtter wie der gemeine Nußbaum/ außge-
nommen daß ſie breiter ſind/ an dem umb-
kreiß zerkerfft/ geruͤmpffet oder gefalten/
und haben mehr aͤderlein. Jm Sommer
bringt er ſeine wollichte/ bleiche/ lange/
nidſich hangende mit gelblichten gipflein/
oder bluͤmlein/ welche denen an dem Nuß-
baum durchauß aͤhnlich. Die Frucht oder
Caſtanien iſt an der einen ſeiten glatt und
flach/ an der anderen erhoͤhet und rund ligt
in dreyen huͤlſen verwahret. Die erſte iſt duͤñ/
roͤthlicht/ herb und bitter/ die andere zaͤhe
und braun/ die dritte und aͤuſſerſte gantz
rauch/ ſtachlicht/ wie ein Jgelshaut. Gegen
dem Herbſt aber reiſſen dieſe Jgels-koͤpflein
von einander/ und fallen die zeitige braune

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[144/0160] Das Erſte Buch/ Mit einem Buchbaumen Reißlein ver- treibt man die gifftigen Natern. Auß den faulen Buchbaͤumen brennet man Weidaͤſchen zum faͤrben. Die Rinde vom Buchbaum brauchen die Bawren zu vielen dingen/ denn ſie machen darauß mancherley Gefaͤß und Koͤrbe. Jm Waſſer bleibt ſein Holtz unverzehrt/ ja es wird feſter und ſteiffer davon/ zu vie- len dingen nutzlich/ als zu Wagen/ Latten/ Betthen/ Tiſchen und Schiffen. Auß dem Holtz des Buchbaums haben die Alten ihre Weingeſchirꝛ zubereitet/ daher Menalcas bey dem Virgilio Eclog. 3. ſeine Trinckgeſchirꝛ hochhaltet/ welche ihme der Kunſtreiche Alcimedon auß dieſem Holtz ge- ſchnitten/ wann er ſpricht: Verum id-quod multo tute ipſe fatebere majus, (Inſanire libet quoniam tibi) pocula ponam Fagina, cœlatum divini opus Alcimedontis. Die Poeten haben auch ihre Reimen oder vers auff die gruͤne Rinde dieſes Baums gezeichnet/ daher Mopſus bey dem Virgilio ſpricht: Imo hæc viridi nuper quæ cortice fagi Carmina deſcripti, & modulans alterna notavi, Experiar, tu deinde jubeto certet Amyntas. Die Hirten pflegten bey den Alten under dem anmuͤtigen Schatten des Buchbaums mit ihrer Herde zu ruhen/ und ein luſtiges Waldliedlein anzuſtimmen/ dahero der auß ſeinem Vatterland durch den Krieg verjagte Melibœus den Hirten Tityrum alſo angeredt: Tityre, tu patulæ recubans ſub tegmine Fagi, Silveſtrem tenui Muſam meditaris avena, Nos patriæ fines & dulcia linquimus arva. CAPUT LXIX. [Abbildung Caſtanien. Caſtanea. ] Namen. CAſtanien- oder Keſten-baum heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Ca- ſtanea. Jtaliaͤniſch/ Caſtagno. Fran- tzoͤſiſch/ Chataigner. Spaniſch/ Caſtanno. Engliſch/ Chesnuttre. Daͤniſch/ Caſtanie- troe. Niderlaͤndiſch/ Caſtanienboom. Caſtanien oder Keſten heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch Caſtanea, Glans Jovis, Glans Sar- dinia. Jtaliaͤniſch/ Caſtagna. Frantzoͤſiſch/ Chataigne. Spaniſch/ Caſtanna. Engliſch/ Chesnut. Daͤniſch und Niderlaͤndiſch/ Ca- ſtanie. Geſchlecht und Geſtalt. Der gemeine Caſtanienbaum wachſt in ſchoͤner laͤnge/ und greifft mit ſeinen aͤſten weit umb ſich. Hat bißweilen auch einen ſehr [Abbildung Pferd-Caſtanien. Caſtanea equina. ] dicken ſtam̃en/ welchen drey Maͤnner nicht wol umbfaſſen moͤgen. Sein holtz iſt feſt/ und der faͤulung nicht underworffen. Die Rinde iſt ſchwartzlicht aſchenfarb. Er tragt blaͤtter wie der gemeine Nußbaum/ außge- nommen daß ſie breiter ſind/ an dem umb- kreiß zerkerfft/ geruͤmpffet oder gefalten/ und haben mehr aͤderlein. Jm Sommer bringt er ſeine wollichte/ bleiche/ lange/ nidſich hangende mit gelblichten gipflein/ oder bluͤmlein/ welche denen an dem Nuß- baum durchauß aͤhnlich. Die Frucht oder Caſtanien iſt an der einen ſeiten glatt und flach/ an der anderen erhoͤhet und rund ligt in dreyen huͤlſen verwahret. Die erſte iſt duͤñ/ roͤthlicht/ herb und bitter/ die andere zaͤhe und braun/ die dritte und aͤuſſerſte gantz rauch/ ſtachlicht/ wie ein Jgelshaut. Gegen dem Herbſt aber reiſſen dieſe Jgels-koͤpflein von einander/ und fallen die zeitige braune Caſtanien

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/160>, abgerufen am 25.04.2024.