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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Styrax. Styrax.
an langen stielen viel beysammen hangend.
Die Frucht ist gar nahe rund/ in der grösse
der Haselnuß/ mitdoppelter Schale oder Rin-
den/ wie auch einem Kernen begabet: die
aussere Schalen ist safftig/ und grün/ der aus-
sersten schalen der Mandlen gleich; und wenn
die Frucht reiff/ so berster sie in drey theil
von einander/ und zeiget alßdenn die inne-
re/ harte/ holtzichte/ dunckel-gelbe Schalen/ in
welcher der ölicht fette/ wolriechende/ dem
geschmack nach scharffe Kern ligt/ so sich an
kräfften und tugenden dem hartzichten Sty-
rax-safft vergleicht. Dieser Baum wächst
von sich selbs häuffig in Cilicien/ Syrien/
Pamphilien/ wie auch auff dem Romani-
schen boden/ in Villa Adriani, und hin und
wider in den Hägen/ sonderlich umb den
Ort Tusculum: Man pflantzet ihne aber
auch anderwerts in die Gärten; in den
Europaeischen Länderen gibt er kein Gummi
von sich. Jn den Asiatischen und Africani-
schen warmen Länderen aber/ fliesset entwe-
der auß der von sich selbsten auffreissenden/
oder verletzten Rinde ein gantz wolriechendes
Gummi oder Hartz/ Styrax genannt/ welches
zweyerley/ nemlich trocken/ Styrax sicca, und
in den Apothecken Styrax calamita (a Canna-
rum calamis,
von den Schilffrohren/ darin-
nen es in die ferne am sichersten geführet
wird) und fliessend/ so Styrax liquida, geheis-
sen wird.

Das trockene Gummi/ Styrax calamita,
welches vor zeiten auß Pamphilien in Roh-
ren gebracht worden/ ist anders nichts als
der ölichte/ wolriechende/ gummosische/ er-
hartete Safft/ so auß dem beschriebenen
Baum zu schweissen pfleget/ und dem Myr-
hen Gummi nicht unähnlich ist. Das beste
Styrax-Gummi aber soll fett/ gelb/ völlig
und wolriechend seyn/ auch wenn man es zwi-
schen den händen zerreibt/ gleich einem Ho-
nigsafft von sich geben. Das fliessende Sty-
rax-Gummi ist ein fetter/ ölichter Safft in
[Spaltenumbruch] der dicke eines Balsams/ schwartzbraun/
scharffriechend/ daß er auch wegen allzustar-
cken geruchs unlieblich fürkommet/ am ge-
schmack scharfflicht/ in welchem deß trock-
nen Styracis geruch einiger massen sich er-
zeiget. Worauß aber dieser flüssige Styrax-
Balsam gemachet werde/ ist noch nicht wol
bekant; Cordus will glauben/ er seye auß
dem Styrace Calamita, mit Oel/ Wein und
Terbenthin auff ein gewisse weise gekocher
und gemachet. Andere sagen/ es werde auß
dem Gummi dieses Baums Styrax liquida
allein außgekochet/ die foeces diser coction
aber geben die Styracem siccam ab.

Eigenschafft.

Dieser Baum/ und sonderlich das davon
in unsere Länder übergebrachte/ wolrie-
chende Gummi hat viel Balsamische/
ölichte/ mit etwas flüchtigem temperiertem
saltz vermischte theil/ derentwegen es die
Tugend hat zu erwärmen/ zu erweichen/ zu
zertheilen/ das Haupt/ Brust/ Magen und
Mutter zu stärcken/ die scharffen Flüsse zu
versüssen/ und dieselbigen von der Brust
und Lufftröhren zu vertreiben. Es soll auch
ein heimliche schärffe in sich haben/ dadurch
es den Leib gelind laxieren könne.

Gebrauch.

Jn den Apothecken werden gewisse Pilu-
lein/ Pilulae de Styrace, von diesem Gummi
und anderen sachen componiert, welche eine
treffliche würckung haben/ den von einem
scharffen gesaltzenen Fluß entstandenen tro-Husten
und gesal-
tzenescharf-
fe flüß.

ckenen Husten zu stillen/ wenn man offt deß
Nachts acht biß zehen gran davon mit Vio-
len-oder Klapper-rosen-Syrup eingibt. Sie
dienen sonderlich wol denen Schwangeren/
welche mit gefährlichem Husten geplaget.

Styrax-körner mit gepülvertem Saff-
ran/ preparirtem Stahel und Terbenthin
zu kleinen Pilulein/ in der grösse der Erbsen
gemacht/ und täglich 8. biß 10. zweymahl
in Poley-wasser eingenommen/ bringt denMonatli-
che reini-
gung be-
fürderen.

Weiberen ihre verlohrene Monatliche zeit
widerumb.

Ein wolriechendes pulver in Säcklein zu
thun/ und solche zu den Kleideren zu legen/Wolrie-
chendes
pulver zu
Kleider-
säcklein/
und haupt-
stärckendt
Käpplein.

damit sie den guten geruch davon anneh-
men/ kan man auff folgende weise bereiten:
Nemt Florentinische Veyelwurtz 6. loth/ ro-
te Rosen 4. loth/ Mayoran/ Gewürtz-Nä-
gelein/ außerlesenen Styrax/ jedes 1. loth/
Rosenholtz/ Benzoin/ gelben Santel jedes
ein halb loth/ Violen-blümlein ein und ein
halb quintlein/ Bisem mit Rosengeist zer-
lassen ein quintl. Mischt alles zu einem pul-
ver wol under einander; dieses pulver kan
man in taffete säcklein einnähen/ und solche
in die Tröge zwischen die Kleider legen/ o-
der in den Taschen der Kleideren tragen/ o-
der man kan annoch ein loth Agstein/ Beto-
nien und Salbey-blümlein jedes ein halb
loth damit vermischen/ und solch pulver her-
nach in Kräuter-käpplein nähen/ und diese
Käpplein auff dem Kopff tragen/ als wel-
che das Haupt und Hirn stärcken/ Flüsse
verhüten/ und die unvermerckliche auß-
dämpffung des Haupts beförderen.

Will man gute wolriechende Rauchpul-
ver haen/ so nemme man Mastix/ Wey-

rauch/
T 3

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Styrax. Styrax.
an langen ſtielen viel beyſammen hangend.
Die Frucht iſt gar nahe rund/ in der groͤſſe
der Haſelnuß/ mitdoppelter Schale oder Rin-
den/ wie auch einem Kernen begabet: die
auſſere Schalen iſt ſafftig/ und gruͤn/ der auſ-
ſerſten ſchalen der Mandlen gleich; und weñ
die Frucht reiff/ ſo berſter ſie in drey theil
von einander/ und zeiget alßdenn die inne-
re/ harte/ holtzichte/ dunckel-gelbe Schalen/ in
welcher der oͤlicht fette/ wolriechende/ dem
geſchmack nach ſcharffe Kern ligt/ ſo ſich an
kraͤfften und tugenden dem hartzichten Sty-
rax-ſafft vergleicht. Dieſer Baum waͤchſt
von ſich ſelbs haͤuffig in Cilicien/ Syrien/
Pamphilien/ wie auch auff dem Romani-
ſchen boden/ in Villâ Adriani, und hin und
wider in den Haͤgen/ ſonderlich umb den
Ort Tuſculum: Man pflantzet ihne aber
auch anderwerts in die Gaͤrten; in den
Europæiſchen Laͤnderen gibt er kein Gum̃i
von ſich. Jn den Aſiatiſchen und Africani-
ſchen warmen Laͤnderen aber/ flieſſet entwe-
der auß der von ſich ſelbſten auffreiſſenden/
oder verletzten Rinde ein gantz wolriechendes
Gum̃i oder Hartz/ Styrax genannt/ welches
zweyerley/ nemlich trocken/ Styrax ſicca, und
in den Apothecken Styrax calamita (à Canna-
rum calamis,
von den Schilffrohren/ darin-
nen es in die ferne am ſicherſten gefuͤhret
wird) und flieſſend/ ſo Styrax liquida, geheiſ-
ſen wird.

Das trockene Gummi/ Styrax calamita,
welches vor zeiten auß Pamphilien in Roh-
ren gebracht worden/ iſt anders nichts als
der oͤlichte/ wolriechende/ gummoſiſche/ er-
hartete Safft/ ſo auß dem beſchriebenen
Baum zu ſchweiſſen pfleget/ und dem Myr-
hen Gummi nicht unaͤhnlich iſt. Das beſte
Styrax-Gummi aber ſoll fett/ gelb/ voͤllig
und wolriechend ſeyn/ auch weñ man es zwi-
ſchen den haͤnden zerꝛeibt/ gleich einem Ho-
nigſafft von ſich geben. Das flieſſende Sty-
rax-Gummi iſt ein fetter/ oͤlichter Safft in
[Spaltenumbruch] der dicke eines Balſams/ ſchwartzbraun/
ſcharffriechend/ daß er auch wegen allzuſtar-
cken geruchs unlieblich fuͤrkommet/ am ge-
ſchmack ſcharfflicht/ in welchem deß trock-
nen Styracis geruch einiger maſſen ſich er-
zeiget. Worauß aber dieſer fluͤſſige Styrax-
Balſam gemachet werde/ iſt noch nicht wol
bekant; Cordus will glauben/ er ſeye auß
dem Styrace Calamita, mit Oel/ Wein und
Terbenthin auff ein gewiſſe weiſe gekocher
und gemachet. Andere ſagen/ es werde auß
dem Gum̃i dieſes Baums Styrax liquida
allein außgekochet/ die fœces diſer coction
aber geben die Styracem ſiccam ab.

Eigenſchafft.

Dieſer Baum/ und ſonderlich das davon
in unſere Laͤnder uͤbergebrachte/ wolrie-
chende Gummi hat viel Balſamiſche/
oͤlichte/ mit etwas fluͤchtigem temperiertem
ſaltz vermiſchte theil/ derentwegen es die
Tugend hat zu erwaͤrmen/ zu erweichen/ zu
zertheilen/ das Haupt/ Bruſt/ Magen und
Mutter zu ſtaͤrcken/ die ſcharffen Fluͤſſe zu
verſuͤſſen/ und dieſelbigen von der Bruſt
und Lufftroͤhren zu vertreiben. Es ſoll auch
ein heimliche ſchaͤrffe in ſich haben/ dadurch
es den Leib gelind laxieren koͤnne.

Gebrauch.

Jn den Apothecken werden gewiſſe Pilu-
lein/ Pilulæ de Styrace, von dieſem Gummi
und anderen ſachen componiert, welche eine
treffliche wuͤrckung haben/ den von einem
ſcharffen geſaltzenen Fluß entſtandenen tro-Huſten
und geſal-
tzeneſcharf-
fe fluͤß.

ckenen Huſten zu ſtillen/ wenn man offt deß
Nachts acht biß zehen gran davon mit Vio-
len-oder Klapper-roſen-Syrup eingibt. Sie
dienen ſonderlich wol denen Schwangeren/
welche mit gefaͤhrlichem Huſten geplaget.

Styrax-koͤrner mit gepuͤlvertem Saff-
ran/ preparirtem Stahel und Terbenthin
zu kleinen Pilulein/ in der groͤſſe der Erbſen
gemacht/ und taͤglich 8. biß 10. zweymahl
in Poley-waſſer eingenommen/ bringt denMonatli-
che reini-
gung be-
fuͤrderen.

Weiberen ihre verlohrene Monatliche zeit
widerumb.

Ein wolriechendes pulver in Saͤcklein zu
thun/ und ſolche zu den Kleideren zu legen/Wolrie-
chendes
pulver zu
Kleider-
ſaͤcklein/
und haupt-
ſtaͤrckendt
Kaͤpplein.

damit ſie den guten geruch davon anneh-
men/ kan man auff folgende weiſe bereiten:
Nemt Florentiniſche Veyelwurtz 6. loth/ ro-
te Roſen 4. loth/ Mayoran/ Gewuͤrtz-Naͤ-
gelein/ außerleſenen Styrax/ jedes 1. loth/
Roſenholtz/ Benzoin/ gelben Santel jedes
ein halb loth/ Violen-bluͤmlein ein und ein
halb quintlein/ Biſem mit Roſengeiſt zer-
laſſen ein quintl. Miſcht alles zu einem pul-
ver wol under einander; dieſes pulver kan
man in taffete ſaͤcklein einnaͤhen/ und ſolche
in die Troͤge zwiſchen die Kleider legen/ o-
der in den Taſchen der Kleideren tragen/ o-
der man kan annoch ein loth Agſtein/ Beto-
nien und Salbey-bluͤmlein jedes ein halb
loth damit vermiſchen/ und ſolch pulver her-
nach in Kraͤuter-kaͤpplein naͤhen/ und dieſe
Kaͤpplein auff dem Kopff tragen/ als wel-
che das Haupt und Hirn ſtaͤrcken/ Fluͤſſe
verhuͤten/ und die unvermerckliche auß-
daͤmpffung des Haupts befoͤrderen.

Will man gute wolriechende Rauchpul-
ver haen/ ſo nemme man Maſtix/ Wey-

rauch/
T 3
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[149/0165] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. [Abbildung Styrax. Styrax. ] an langen ſtielen viel beyſammen hangend. Die Frucht iſt gar nahe rund/ in der groͤſſe der Haſelnuß/ mitdoppelter Schale oder Rin- den/ wie auch einem Kernen begabet: die auſſere Schalen iſt ſafftig/ und gruͤn/ der auſ- ſerſten ſchalen der Mandlen gleich; und weñ die Frucht reiff/ ſo berſter ſie in drey theil von einander/ und zeiget alßdenn die inne- re/ harte/ holtzichte/ dunckel-gelbe Schalen/ in welcher der oͤlicht fette/ wolriechende/ dem geſchmack nach ſcharffe Kern ligt/ ſo ſich an kraͤfften und tugenden dem hartzichten Sty- rax-ſafft vergleicht. Dieſer Baum waͤchſt von ſich ſelbs haͤuffig in Cilicien/ Syrien/ Pamphilien/ wie auch auff dem Romani- ſchen boden/ in Villâ Adriani, und hin und wider in den Haͤgen/ ſonderlich umb den Ort Tuſculum: Man pflantzet ihne aber auch anderwerts in die Gaͤrten; in den Europæiſchen Laͤnderen gibt er kein Gum̃i von ſich. Jn den Aſiatiſchen und Africani- ſchen warmen Laͤnderen aber/ flieſſet entwe- der auß der von ſich ſelbſten auffreiſſenden/ oder verletzten Rinde ein gantz wolriechendes Gum̃i oder Hartz/ Styrax genannt/ welches zweyerley/ nemlich trocken/ Styrax ſicca, und in den Apothecken Styrax calamita (à Canna- rum calamis, von den Schilffrohren/ darin- nen es in die ferne am ſicherſten gefuͤhret wird) und flieſſend/ ſo Styrax liquida, geheiſ- ſen wird. Das trockene Gummi/ Styrax calamita, welches vor zeiten auß Pamphilien in Roh- ren gebracht worden/ iſt anders nichts als der oͤlichte/ wolriechende/ gummoſiſche/ er- hartete Safft/ ſo auß dem beſchriebenen Baum zu ſchweiſſen pfleget/ und dem Myr- hen Gummi nicht unaͤhnlich iſt. Das beſte Styrax-Gummi aber ſoll fett/ gelb/ voͤllig und wolriechend ſeyn/ auch weñ man es zwi- ſchen den haͤnden zerꝛeibt/ gleich einem Ho- nigſafft von ſich geben. Das flieſſende Sty- rax-Gummi iſt ein fetter/ oͤlichter Safft in der dicke eines Balſams/ ſchwartzbraun/ ſcharffriechend/ daß er auch wegen allzuſtar- cken geruchs unlieblich fuͤrkommet/ am ge- ſchmack ſcharfflicht/ in welchem deß trock- nen Styracis geruch einiger maſſen ſich er- zeiget. Worauß aber dieſer fluͤſſige Styrax- Balſam gemachet werde/ iſt noch nicht wol bekant; Cordus will glauben/ er ſeye auß dem Styrace Calamita, mit Oel/ Wein und Terbenthin auff ein gewiſſe weiſe gekocher und gemachet. Andere ſagen/ es werde auß dem Gum̃i dieſes Baums Styrax liquida allein außgekochet/ die fœces diſer coction aber geben die Styracem ſiccam ab. Eigenſchafft. Dieſer Baum/ und ſonderlich das davon in unſere Laͤnder uͤbergebrachte/ wolrie- chende Gummi hat viel Balſamiſche/ oͤlichte/ mit etwas fluͤchtigem temperiertem ſaltz vermiſchte theil/ derentwegen es die Tugend hat zu erwaͤrmen/ zu erweichen/ zu zertheilen/ das Haupt/ Bruſt/ Magen und Mutter zu ſtaͤrcken/ die ſcharffen Fluͤſſe zu verſuͤſſen/ und dieſelbigen von der Bruſt und Lufftroͤhren zu vertreiben. Es ſoll auch ein heimliche ſchaͤrffe in ſich haben/ dadurch es den Leib gelind laxieren koͤnne. Gebrauch. Jn den Apothecken werden gewiſſe Pilu- lein/ Pilulæ de Styrace, von dieſem Gummi und anderen ſachen componiert, welche eine treffliche wuͤrckung haben/ den von einem ſcharffen geſaltzenen Fluß entſtandenen tro- ckenen Huſten zu ſtillen/ wenn man offt deß Nachts acht biß zehen gran davon mit Vio- len-oder Klapper-roſen-Syrup eingibt. Sie dienen ſonderlich wol denen Schwangeren/ welche mit gefaͤhrlichem Huſten geplaget. Huſten und geſal- tzeneſcharf- fe fluͤß. Styrax-koͤrner mit gepuͤlvertem Saff- ran/ preparirtem Stahel und Terbenthin zu kleinen Pilulein/ in der groͤſſe der Erbſen gemacht/ und taͤglich 8. biß 10. zweymahl in Poley-waſſer eingenommen/ bringt den Weiberen ihre verlohrene Monatliche zeit widerumb. Monatli- che reini- gung be- fuͤrderen. Ein wolriechendes pulver in Saͤcklein zu thun/ und ſolche zu den Kleideren zu legen/ damit ſie den guten geruch davon anneh- men/ kan man auff folgende weiſe bereiten: Nemt Florentiniſche Veyelwurtz 6. loth/ ro- te Roſen 4. loth/ Mayoran/ Gewuͤrtz-Naͤ- gelein/ außerleſenen Styrax/ jedes 1. loth/ Roſenholtz/ Benzoin/ gelben Santel jedes ein halb loth/ Violen-bluͤmlein ein und ein halb quintlein/ Biſem mit Roſengeiſt zer- laſſen ein quintl. Miſcht alles zu einem pul- ver wol under einander; dieſes pulver kan man in taffete ſaͤcklein einnaͤhen/ und ſolche in die Troͤge zwiſchen die Kleider legen/ o- der in den Taſchen der Kleideren tragen/ o- der man kan annoch ein loth Agſtein/ Beto- nien und Salbey-bluͤmlein jedes ein halb loth damit vermiſchen/ und ſolch pulver her- nach in Kraͤuter-kaͤpplein naͤhen/ und dieſe Kaͤpplein auff dem Kopff tragen/ als wel- che das Haupt und Hirn ſtaͤrcken/ Fluͤſſe verhuͤten/ und die unvermerckliche auß- daͤmpffung des Haupts befoͤrderen. Wolrie- chendes pulver zu Kleider- ſaͤcklein/ und haupt- ſtaͤrckendt Kaͤpplein. Will man gute wolriechende Rauchpul- ver haen/ ſo nemme man Maſtix/ Wey- rauch/ T 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/165>, abgerufen am 29.03.2024.