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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] ruch. Es wird von den Jnwohnern in sol-
chem Werth gehalten/ daß sie sagen/ man
könne sich dessen nicht ersättigen/ derhalben
geben sie ihme herrliche Namen/ machen und
schreiben Reimen darvon/ und halten es in
hohen Ehren/ wiewol es überflüßig in Ma-
lacca wachset/ und das Stuck nicht über vier
Malundis kostet/ sonderlich im Brach- Hew-
und Augst- monat/ denn zu andern Jahrzei-
ten wird der Kauff desselben gesteigert. All-
hier ist zu mercken/ eine seltzame und wun-
derbarliche Widerwertigkeit oder natürliche
Feindschafft zwischen den Duryoen und den
Blätteren Bettele/ welche in der wahrheit so
groß/ daß wenn ein gantzes Schiff oder Ge-
wölb voll Duryoen/ und nur etliche Blätter
Bettele auch darinnen wären/ die Duryoen
alle verfaulen und verderben wurden/ auch
wenn man durch überflüßig essen der Dury-
oen-äpffel den Magen beschweret oder ent-
zündet hat/ legt man nur ein Blättlein Bet-
tele auff das Hertz-grüblein/ so wird die Ge-
schwulst von stund an nachlassen: deßgleichen
wenn man nach dem überflüßigen essen die-
ser Frucht auch etliche Blätter Bettele ein-
nimmt/ kan sie keinen Schaden zufügen: die-
weil denn diese Frucht so lieblich und ange-
nehm schmecket/ sagen die Jndianer Sprüch-
worts-weise/ man könne sich der Duryoen-
äpffeln nicht satt essen.

Under die frembden Aepffelbäum zehlet
Guilielmus Piso lib. 5. Histor. Natural. & Me-
dic. cap.
18. den Ost-Jndianischen Baum A-
hoay/ und vermeldet/ daß dessen zweyerley
Geschlecht/ der grosse und kleine Ahoay/ auch
solche beyde nicht allein in der Grösse des
Baums/ sondern auch der Früchte under-
schieden seyen. Denn die Früchte des kleine-
ren sind kaum so groß als eine Haselnuß/ de-
ren sie auch in vielen Stücken gleich sihet:
des grösseren seine aber fallen grösser als die
Kastanien/ und auff dreyeckichte Figur auß.
Beyde werden nur in weit abgelegenen Wäl-
dern gefunden. Der Baum hat Blätter/
welche drey oder vier Finger lang/ und zwey
Finger breit/ auch dem Laube unserer Aepffel-
bäumen nicht ungleich/ und das gantze Jahr
über grünen. Die Rinde ist weißlicht. Auß
den abgeschnittenen Zweigen dringt ein weis-
ser der Milch sich vergleichender Safft/ aber
daneben von dem Holtze ein so garstiger Ge-
stanck herauß/ daß mans auch nicht einmahl
zum Feuer gebrauchen darff/ gestaltsam man
nie erfahren/ daß die Barbarn oder Wilden
es ihrem Brennholtz eingeschlichtet hätten.
Es haben diese Völcker schon offtmahls/
wenn man von ihnen begehrt/ daß sie die
Früchte beyderley Geschlechte dieses Baums
weisen solten/ sich dessen geweigert/ besorgen-
de/ man möchte ihnen dieses Confect selbsten
einmahl beybringen. Denn/ weil noch biß
auff den heutigen tag kein stärckers Gifft/
als der Kern dieser Frucht angetroffen wor-
den/ meinen sie/ dieses geheime Stücklein
gebühre nur ihnen allein zu wissen/ damit sie
desto sicherer ihre teuffelische Meuchel-mör-
dereyen üben können: angemerckt/ sie solche
klein pulverisieren oder zu Pulver stossen/
alsdenn auff mancherley arglistige weise zu-
richten/ und heimlich einem/ den sie gern un-
sterblich machen wollen/ under die Speisen
oder in den Taback mischen können/ auff
[Spaltenumbruch] daß das Gifft schneller oder langsamer wür-
cken möge/ nach dem es ihnen beliebt: Denn
ungefehr nur ein Scrupel/ oder 20. gran da-
von/ weniger oder minder/ in den Mund ge-
nommen/ kan leichtlich schwerere Zufälle er-
regen weder einiges anderes Gifft. Ja es ist
so streng und boßhafft/ daß man noch biß auff
den heutigen tag kein besonderes Gegengifft
darwider finden können/ und der Mensch/
wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht
anschlagen wollen/ noch desto geschwinder
daran ersticken muß. Die Wilden gebrau-
chen die Schalen dieser Gifft-nüsse/ wei-
len sie sehr hart sind/ und klingen/ für
Schellen und Glöcklein/ meistens aber beym
Tantze/ tragen sie sie umb die Arm und
Schenckel zum Zierrath. Die Nüsse werden
von ihnen an baumwollene Riemen biß zum
Gebrauch verwarlich beygelegt.

Von den jenigen Aepffeln/ welche umb
die durch das Feur des Himmels zerstörte
Stätte Sodoma und Gomorra gefunden wer-
den/ hat zu seiner zeit Julius Solinus in Poly-
hist. cap.
35. also geschrieben: Ob wol dieser
Apffel ein Gestalt der Zeitigung hat/ kan man
ihn doch nicht essen/ denn die eusserste Haut
begreifft allein viel Ruß und Aschen in sich/
welche/ so man sie nur ein wenig anrührt/
wird dieser Apffel zu einem Pulver/ so wie
ein Rauch davon fleugt.

Eigenschafft.

Weilen der Aepffeln mancherley/ als ha-
ben sie underschiedliche Eigenschafften. Jns
gemein pflegt man sie in wilde und zahme/
reiffe und unreiffe/ abzutheilen. Alle wilden
und unreiffen Aepffel haben einen sauren und
ungejohrenen Safft in sich/ der von dem
immer durch-strahlendem Himmels-feuer
noch nicht genugsam erdünneret/ versüsset/
und subtiler gemacht ist. Der zahmen und
reiffen Aepffel aber sind viererley Art/ Insi-
pida,
oder Ungeschmackte/ welche auß vielen
wasserichten/ hingegen gar wenig schwefel-
und saltzichten flüchtigen theilchen bestehen/
und also schlechte Krafft haben/ auch ge-
schwind indem Leib selbsten faulen/ und schäd-
liche Durchbrüch erwecken können. Saure/
welche entweder scharff-saur/ und also ein
scharffes durchschneidendes saures Saltz/ mit
gar wenigen schwefelichten Theilchen in ih-
rem Safft haben/ dadurch sie das Geblüt
und andere Feuchtigkeiten unsers Leibs erdi-
ckern/ schärffen/ hiemit allerhand schädliche
Verstopffungen/ wie auch Grimmen/ Ma-
genwehe/ und dergleichen verursachen kön-
nen: Dannenhero solche Aepffel nicht rohe
müssen geessen werden; sondern sie sind bes-
ser/ so man sie kochet/ bratet oder backet/ umb
so viel desto mehr/ wenn sie zuvor eine zeit-
lang wol abgelegen; Denn durch das Feur/
als ein schnell-bewegliches durchdringendes
Wesen/ werden die scharff-sauren Theilchen
deroselben zerrissen/ zerkerbet/ und also klei-
ner/ feiner und reiffer/ daß sie demnach ohne
Schaden mögen zur Speise genossen wer-
den. Oder die Sauren Aepffel haben eine ge-
mäßigte Säure/ deren saltzichte Theilchen
dünner und flüchtiger/ auch mit mehreren
schwefelichten vergesellschafftet; Dannen-
hero solche moderirte Säure nicht zu ver-
werffen/ sondern wie sie anmuthig ist/ also

kan
A 3

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] ruch. Es wird von den Jnwohnern in ſol-
chem Werth gehalten/ daß ſie ſagen/ man
koͤnne ſich deſſen nicht erſaͤttigen/ derhalben
geben ſie ihme herꝛliche Namen/ machen und
ſchreiben Reimen darvon/ und halten es in
hohen Ehren/ wiewol es uͤberfluͤßig in Ma-
lacca wachſet/ und das Stuck nicht uͤber vier
Malundis koſtet/ ſonderlich im Brach- Hew-
und Augſt- monat/ denn zu andern Jahrzei-
ten wird der Kauff deſſelben geſteigert. All-
hier iſt zu mercken/ eine ſeltzame und wun-
derbarliche Widerwertigkeit oder natuͤrliche
Feindſchafft zwiſchen den Duryoen und den
Blaͤtteren Bettele/ welche in der wahrheit ſo
groß/ daß wenn ein gantzes Schiff oder Ge-
woͤlb voll Duryoen/ und nur etliche Blaͤtter
Bettele auch darinnen waͤren/ die Duryoen
alle verfaulen und verderben wurden/ auch
wenn man durch uͤberfluͤßig eſſen der Dury-
oen-aͤpffel den Magen beſchweret oder ent-
zuͤndet hat/ legt man nur ein Blaͤttlein Bet-
tele auff das Hertz-gruͤblein/ ſo wird die Ge-
ſchwulſt von ſtund an nachlaſſen: deßgleichen
wenn man nach dem uͤberfluͤßigen eſſen die-
ſer Frucht auch etliche Blaͤtter Bettele ein-
nim̃t/ kan ſie keinen Schaden zufuͤgen: die-
weil denn dieſe Frucht ſo lieblich und ange-
nehm ſchmecket/ ſagen die Jndianer Spruͤch-
worts-weiſe/ man koͤnne ſich der Duryoen-
aͤpffeln nicht ſatt eſſen.

Under die frembden Aepffelbaͤum zehlet
Guilielmus Piſo lib. 5. Hiſtor. Natural. & Me-
dic. cap.
18. den Oſt-Jndianiſchen Baum A-
hoay/ und vermeldet/ daß deſſen zweyerley
Geſchlecht/ der groſſe und kleine Ahoay/ auch
ſolche beyde nicht allein in der Groͤſſe des
Baums/ ſondern auch der Fruͤchte under-
ſchieden ſeyen. Denn die Fruͤchte des kleine-
ren ſind kaum ſo groß als eine Haſelnuß/ de-
ren ſie auch in vielen Stuͤcken gleich ſihet:
des groͤſſeren ſeine aber fallen groͤſſer als die
Kaſtanien/ und auff dreyeckichte Figur auß.
Beyde werden nur in weit abgelegenen Waͤl-
dern gefunden. Der Baum hat Blaͤtter/
welche drey oder vier Finger lang/ und zwey
Finger breit/ auch dem Laube unſerer Aepffel-
baͤumen nicht ungleich/ und das gantze Jahr
uͤber gruͤnen. Die Rinde iſt weißlicht. Auß
den abgeſchnittenen Zweigen dringt ein weiſ-
ſer der Milch ſich vergleichender Safft/ aber
daneben von dem Holtze ein ſo garſtiger Ge-
ſtanck herauß/ daß mans auch nicht einmahl
zum Feuer gebrauchen darff/ geſtaltſam man
nie erfahren/ daß die Barbarn oder Wilden
es ihrem Brennholtz eingeſchlichtet haͤtten.
Es haben dieſe Voͤlcker ſchon offtmahls/
wenn man von ihnen begehrt/ daß ſie die
Fruͤchte beyderley Geſchlechte dieſes Baums
weiſen ſolten/ ſich deſſen geweigert/ beſorgen-
de/ man moͤchte ihnen dieſes Confect ſelbſten
einmahl beybringen. Denn/ weil noch biß
auff den heutigen tag kein ſtaͤrckers Gifft/
als der Kern dieſer Frucht angetroffen wor-
den/ meinen ſie/ dieſes geheime Stuͤcklein
gebuͤhre nur ihnen allein zu wiſſen/ damit ſie
deſto ſicherer ihre teuffeliſche Meuchel-moͤr-
dereyen uͤben koͤnnen: angemerckt/ ſie ſolche
klein pulveriſieren oder zu Pulver ſtoſſen/
alsdenn auff mancherley argliſtige weiſe zu-
richten/ und heimlich einem/ den ſie gern un-
ſterblich machen wollen/ under die Speiſen
oder in den Taback miſchen koͤnnen/ auff
[Spaltenumbruch] daß das Gifft ſchneller oder langſamer wuͤr-
cken moͤge/ nach dem es ihnen beliebt: Deñ
ungefehr nur ein Scrupel/ oder 20. gran da-
von/ weniger oder minder/ in den Mund ge-
nommen/ kan leichtlich ſchwerere Zufaͤlle er-
regen weder einiges anderes Gifft. Ja es iſt
ſo ſtreng und boßhafft/ daß man noch biß auff
den heutigen tag kein beſonderes Gegengifft
darwider finden koͤnnen/ und der Menſch/
wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht
anſchlagen wollen/ noch deſto geſchwinder
daran erſticken muß. Die Wilden gebrau-
chen die Schalen dieſer Gifft-nuͤſſe/ wei-
len ſie ſehr hart ſind/ und klingen/ fuͤr
Schellen und Gloͤcklein/ meiſtens aber beym
Tantze/ tragen ſie ſie umb die Arm und
Schenckel zum Zierꝛath. Die Nuͤſſe werden
von ihnen an baumwollene Riemen biß zum
Gebrauch verwarlich beygelegt.

Von den jenigen Aepffeln/ welche umb
die durch das Feur des Himmels zerſtoͤrte
Staͤtte Sodoma uñ Gomorꝛa gefunden wer-
den/ hat zu ſeiner zeit Julius Solinus in Poly-
hiſt. cap.
35. alſo geſchrieben: Ob wol dieſer
Apffel ein Geſtalt der Zeitigung hat/ kan man
ihn doch nicht eſſen/ denn die euſſerſte Haut
begreifft allein viel Ruß und Aſchen in ſich/
welche/ ſo man ſie nur ein wenig anruͤhrt/
wird dieſer Apffel zu einem Pulver/ ſo wie
ein Rauch davon fleugt.

Eigenſchafft.

Weilen der Aepffeln mancherley/ als ha-
ben ſie underſchiedliche Eigenſchafften. Jns
gemein pflegt man ſie in wilde und zahme/
reiffe und unreiffe/ abzutheilen. Alle wilden
und unreiffen Aepffel haben einen ſauren und
ungejohrenen Safft in ſich/ der von dem
immer durch-ſtrahlendem Himmels-feuer
noch nicht genugſam erduͤnneret/ verſuͤſſet/
und ſubtiler gemacht iſt. Der zahmen und
reiffen Aepffel aber ſind viererley Art/ Inſi-
pida,
oder Ungeſchmackte/ welche auß vielen
waſſerichten/ hingegen gar wenig ſchwefel-
und ſaltzichten fluͤchtigen theilchen beſtehen/
und alſo ſchlechte Krafft haben/ auch ge-
ſchwind indem Leib ſelbſten faulen/ und ſchaͤd-
liche Durchbruͤch erwecken koͤnnen. Saure/
welche entweder ſcharff-ſaur/ und alſo ein
ſcharffes durchſchneidendes ſaures Saltz/ mit
gar wenigen ſchwefelichten Theilchen in ih-
rem Safft haben/ dadurch ſie das Gebluͤt
und andere Feuchtigkeiten unſers Leibs erdi-
ckern/ ſchaͤrffen/ hiemit allerhand ſchaͤdliche
Verſtopffungen/ wie auch Grimmen/ Ma-
genwehe/ und dergleichen verurſachen koͤn-
nen: Dannenhero ſolche Aepffel nicht rohe
muͤſſen geeſſen werden; ſondern ſie ſind beſ-
ſer/ ſo man ſie kochet/ bratet oder backet/ umb
ſo viel deſto mehr/ wenn ſie zuvor eine zeit-
lang wol abgelegen; Denn durch das Feur/
als ein ſchnell-bewegliches durchdringendes
Weſen/ werden die ſcharff-ſauren Theilchen
deroſelben zerꝛiſſen/ zerkerbet/ und alſo klei-
ner/ feiner und reiffer/ daß ſie demnach ohne
Schaden moͤgen zur Speiſe genoſſen wer-
den. Oder die Sauren Aepffel haben eine ge-
maͤßigte Saͤure/ deren ſaltzichte Theilchen
duͤnner und fluͤchtiger/ auch mit mehreren
ſchwefelichten vergeſellſchafftet; Dannen-
hero ſolche moderirte Saͤure nicht zu ver-
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kan
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[5/0021] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. ruch. Es wird von den Jnwohnern in ſol- chem Werth gehalten/ daß ſie ſagen/ man koͤnne ſich deſſen nicht erſaͤttigen/ derhalben geben ſie ihme herꝛliche Namen/ machen und ſchreiben Reimen darvon/ und halten es in hohen Ehren/ wiewol es uͤberfluͤßig in Ma- lacca wachſet/ und das Stuck nicht uͤber vier Malundis koſtet/ ſonderlich im Brach- Hew- und Augſt- monat/ denn zu andern Jahrzei- ten wird der Kauff deſſelben geſteigert. All- hier iſt zu mercken/ eine ſeltzame und wun- derbarliche Widerwertigkeit oder natuͤrliche Feindſchafft zwiſchen den Duryoen und den Blaͤtteren Bettele/ welche in der wahrheit ſo groß/ daß wenn ein gantzes Schiff oder Ge- woͤlb voll Duryoen/ und nur etliche Blaͤtter Bettele auch darinnen waͤren/ die Duryoen alle verfaulen und verderben wurden/ auch wenn man durch uͤberfluͤßig eſſen der Dury- oen-aͤpffel den Magen beſchweret oder ent- zuͤndet hat/ legt man nur ein Blaͤttlein Bet- tele auff das Hertz-gruͤblein/ ſo wird die Ge- ſchwulſt von ſtund an nachlaſſen: deßgleichen wenn man nach dem uͤberfluͤßigen eſſen die- ſer Frucht auch etliche Blaͤtter Bettele ein- nim̃t/ kan ſie keinen Schaden zufuͤgen: die- weil denn dieſe Frucht ſo lieblich und ange- nehm ſchmecket/ ſagen die Jndianer Spruͤch- worts-weiſe/ man koͤnne ſich der Duryoen- aͤpffeln nicht ſatt eſſen. Under die frembden Aepffelbaͤum zehlet Guilielmus Piſo lib. 5. Hiſtor. Natural. & Me- dic. cap. 18. den Oſt-Jndianiſchen Baum A- hoay/ und vermeldet/ daß deſſen zweyerley Geſchlecht/ der groſſe und kleine Ahoay/ auch ſolche beyde nicht allein in der Groͤſſe des Baums/ ſondern auch der Fruͤchte under- ſchieden ſeyen. Denn die Fruͤchte des kleine- ren ſind kaum ſo groß als eine Haſelnuß/ de- ren ſie auch in vielen Stuͤcken gleich ſihet: des groͤſſeren ſeine aber fallen groͤſſer als die Kaſtanien/ und auff dreyeckichte Figur auß. Beyde werden nur in weit abgelegenen Waͤl- dern gefunden. Der Baum hat Blaͤtter/ welche drey oder vier Finger lang/ und zwey Finger breit/ auch dem Laube unſerer Aepffel- baͤumen nicht ungleich/ und das gantze Jahr uͤber gruͤnen. Die Rinde iſt weißlicht. Auß den abgeſchnittenen Zweigen dringt ein weiſ- ſer der Milch ſich vergleichender Safft/ aber daneben von dem Holtze ein ſo garſtiger Ge- ſtanck herauß/ daß mans auch nicht einmahl zum Feuer gebrauchen darff/ geſtaltſam man nie erfahren/ daß die Barbarn oder Wilden es ihrem Brennholtz eingeſchlichtet haͤtten. Es haben dieſe Voͤlcker ſchon offtmahls/ wenn man von ihnen begehrt/ daß ſie die Fruͤchte beyderley Geſchlechte dieſes Baums weiſen ſolten/ ſich deſſen geweigert/ beſorgen- de/ man moͤchte ihnen dieſes Confect ſelbſten einmahl beybringen. Denn/ weil noch biß auff den heutigen tag kein ſtaͤrckers Gifft/ als der Kern dieſer Frucht angetroffen wor- den/ meinen ſie/ dieſes geheime Stuͤcklein gebuͤhre nur ihnen allein zu wiſſen/ damit ſie deſto ſicherer ihre teuffeliſche Meuchel-moͤr- dereyen uͤben koͤnnen: angemerckt/ ſie ſolche klein pulveriſieren oder zu Pulver ſtoſſen/ alsdenn auff mancherley argliſtige weiſe zu- richten/ und heimlich einem/ den ſie gern un- ſterblich machen wollen/ under die Speiſen oder in den Taback miſchen koͤnnen/ auff daß das Gifft ſchneller oder langſamer wuͤr- cken moͤge/ nach dem es ihnen beliebt: Deñ ungefehr nur ein Scrupel/ oder 20. gran da- von/ weniger oder minder/ in den Mund ge- nommen/ kan leichtlich ſchwerere Zufaͤlle er- regen weder einiges anderes Gifft. Ja es iſt ſo ſtreng und boßhafft/ daß man noch biß auff den heutigen tag kein beſonderes Gegengifft darwider finden koͤnnen/ und der Menſch/ wenn die allgemeine Gifft-Artzneyen nicht anſchlagen wollen/ noch deſto geſchwinder daran erſticken muß. Die Wilden gebrau- chen die Schalen dieſer Gifft-nuͤſſe/ wei- len ſie ſehr hart ſind/ und klingen/ fuͤr Schellen und Gloͤcklein/ meiſtens aber beym Tantze/ tragen ſie ſie umb die Arm und Schenckel zum Zierꝛath. Die Nuͤſſe werden von ihnen an baumwollene Riemen biß zum Gebrauch verwarlich beygelegt. Von den jenigen Aepffeln/ welche umb die durch das Feur des Himmels zerſtoͤrte Staͤtte Sodoma uñ Gomorꝛa gefunden wer- den/ hat zu ſeiner zeit Julius Solinus in Poly- hiſt. cap. 35. alſo geſchrieben: Ob wol dieſer Apffel ein Geſtalt der Zeitigung hat/ kan man ihn doch nicht eſſen/ denn die euſſerſte Haut begreifft allein viel Ruß und Aſchen in ſich/ welche/ ſo man ſie nur ein wenig anruͤhrt/ wird dieſer Apffel zu einem Pulver/ ſo wie ein Rauch davon fleugt. Eigenſchafft. Weilen der Aepffeln mancherley/ als ha- ben ſie underſchiedliche Eigenſchafften. Jns gemein pflegt man ſie in wilde und zahme/ reiffe und unreiffe/ abzutheilen. Alle wilden und unreiffen Aepffel haben einen ſauren und ungejohrenen Safft in ſich/ der von dem immer durch-ſtrahlendem Himmels-feuer noch nicht genugſam erduͤnneret/ verſuͤſſet/ und ſubtiler gemacht iſt. Der zahmen und reiffen Aepffel aber ſind viererley Art/ Inſi- pida, oder Ungeſchmackte/ welche auß vielen waſſerichten/ hingegen gar wenig ſchwefel- und ſaltzichten fluͤchtigen theilchen beſtehen/ und alſo ſchlechte Krafft haben/ auch ge- ſchwind indem Leib ſelbſten faulen/ und ſchaͤd- liche Durchbruͤch erwecken koͤnnen. Saure/ welche entweder ſcharff-ſaur/ und alſo ein ſcharffes durchſchneidendes ſaures Saltz/ mit gar wenigen ſchwefelichten Theilchen in ih- rem Safft haben/ dadurch ſie das Gebluͤt und andere Feuchtigkeiten unſers Leibs erdi- ckern/ ſchaͤrffen/ hiemit allerhand ſchaͤdliche Verſtopffungen/ wie auch Grimmen/ Ma- genwehe/ und dergleichen verurſachen koͤn- nen: Dannenhero ſolche Aepffel nicht rohe muͤſſen geeſſen werden; ſondern ſie ſind beſ- ſer/ ſo man ſie kochet/ bratet oder backet/ umb ſo viel deſto mehr/ wenn ſie zuvor eine zeit- lang wol abgelegen; Denn durch das Feur/ als ein ſchnell-bewegliches durchdringendes Weſen/ werden die ſcharff-ſauren Theilchen deroſelben zerꝛiſſen/ zerkerbet/ und alſo klei- ner/ feiner und reiffer/ daß ſie demnach ohne Schaden moͤgen zur Speiſe genoſſen wer- den. Oder die Sauren Aepffel haben eine ge- maͤßigte Saͤure/ deren ſaltzichte Theilchen duͤnner und fluͤchtiger/ auch mit mehreren ſchwefelichten vergeſellſchafftet; Dannen- hero ſolche moderirte Saͤure nicht zu ver- werffen/ ſondern wie ſie anmuthig iſt/ alſo kan A 3

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/21>, abgerufen am 18.04.2024.