Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]
Namen.

EGyptischer Schotendorn heißt Grie-
chisch [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Acacia AE-
gyptiaca, Acacia vera, I. B. Acacia foliis
scorpioidis leguminosae, C. B. Acacia Dioscorid.
Ger.
Jtaliänisch/ Acacia.

Gestalt.

Der Egyptische Schotendorn ist in der
grösse des Maulbeerbaums/ ein dornichter/
staudichter und krummer Baum/ hat ein
dunckel-äschfarbe Rinde/ und bleichgelbes
Holtz: die Blätter vergleichen sich den Lin-
senblättern/ stehen gegen einander über/ und
sind sehr häuffig an den ästlein. Die Blü-
the ist gelb/ sehr schön/ wolriechend/ rund
wie ein kügelein zusammen gedrungen/ und
so groß/ als kleine Kirschen/ mit unzahlba-
ren fäserlein/ so staub von sich werffen/ ge-
zieret; Auß dieser Blüthe wachsen Schoten
auß/ den schoten der Feigbonen nicht unän-
lich/ schwartzbraun an der farb/ lang/ und
ins gemein mit 8. biß 10. braunroten/ in son-
derbahren hölen verschlossenen samen ange-
füllet. Auß den unreiffen schoten und samen
wird ein safft gemacht/ und an der Sonnen
getrucknet/ den nennet man auch Acaciae
succum,
wiewohl man jhn selten warhafftig
zu uns bringet/ denn die Acacia, so jetzt die
Apothecker brauchen/ ist ein safft von den
Schlehen: dieweil aber dieser sehr zusammen-
ziehet/ wird er nicht vnbillich an statt des
wahren Acaciae genommen. Der safft soll er-
wehlet werden/ welcher schwartzlicht und
bleichroth ist/ auch einen guten geruch hat.

Eigenschafft.

Dieser Baum/ und sonderlich der davon
gebrauchte safft hat viel wasserichte/ mit
herbem rauchem saltz vermischte/ auch ir-
dische theil in sich/ und dadurch die krafft zu
kühlen und zusammenzuziehen. Wird von den
alten für kühlend und trucknend gehalten.

Umb sich
fressende
geschwär.
Nägel- ge-schwär.
Gebrauch.

Dieser safft hilfft wider die Geschwär/ so
weiter umb sich fressen/ und dienet auch zu
den Geschwären der Nägeln.

Arabisch Gummi/ Gummi
Arabicum.

Auß dem Egyptischen Schotendorn
fliesset nach vieler meinung das so genannte
Arabische Gummi/ Gummi Arabicum, wel-
ches eine alcalische/ schwefelichte Natur
in sich neben etlichen flüchtigen saltz-theilen
hat; dadurch es die Eigenschafft erworben/
zu lösen/ zu erweichen/ zu vertheilen/ und die
schärffe der feuchtigkeit zu linderen.

Arabisch Gummi zu reinem pulver ge-
stossen/ und eines halben quintleins schwer
Raucher
hals.
Morgens und Abends in warmer Kühe-
milch genommen/ vertreibt den rauchen hals/
Schleim
der brust.
Schärsse
des harns.
Harn-
strenge.
erweichet den schleim der Brust/ macht ihn
außwerffen/ benimt dem heissen Harn seine
schärffe/ und linderet die Harnstrenge. Wenn
man es neben anderen sachen in Pilulein
formieret/ und davon täglich eingibet/ so
mag es den zehen schleim der Brust erdün-
neren vnd verzehren.

Arabisches Gummi zerlassen/ auff ein tuch
[Spaltenumbruch] gestrichen/ und über die Hüner-augen ge-Hüner-
augen.

legt/ zertheilet sie nach und nach.

Ein ander Geschlecht Acaciae.

Ein ander Geschlecht Acaciae, welches bild-
nuß wir auch hier abgemahlet/ wächst in J-
talien/ ist viel kleiner und zarter als das er-
ste/ nidrig und stachlich. Dises Bäumlein
hat blätter wie Rauten/ seinsame ist kleiner
als der Linsen/ und ligt in Schötlein ver-
schlossen/ im Herbst wird er zeitig/ hat auch
einen zusammenziehenden Geschmack. Die
Schoten haben einen Goldglantz/ so man
sie an die Sonnen haltet.



CAPUT CII.
[Abbildung] Schaffmüllen. Vitex.
Namen.

SChaffmüllen/ Keuschbaum/ oder
Abrahamsbaum/ heisset Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Vitex,
Agnus castus, Salix amerina.
Jtaliänisch/
Vitex, Agno casto. Frantzösisch/ Arbre appelle
Agnus castus.
Spanisch/ Gatillo casto, Arbol
del paradyso, Agno casto, Sauzegatillo, Pimien-
to.
Englisch/ The Chast-tree.

Geschlecht und Gestalt.

Schaffmüllen ist zweyer Geschlecht/ nem-
lich groß und klein. Die grosse wächst auff
wie ein Baum im anfang/ jedoch wenn er
älter wird/ pfleget er sich widerumb zu krüm-
men/ hat geährete und purpurweisse Blumen
wie der Lavendel/ so im Augstmonat erst sich
sehen lassen. Die kleine traget mehr Zweyge/
wächst wie ein Strauch/ die Blühte ist
purpurfarb. Beyder Geschlecht blätter ver-
gleichen sich dem Weidenlaub/ sind graw-
licht/ weich/ und hangen je fünff an einem
zoll-langen Stiel/ wie im Fünffingerkraut/
sind bißweilen an dem umkreiß zerkerfft:
bringen viel runden gelblichten samen/ in ge-

stalt
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
Namen.

EGyptiſcher Schotendorn heißt Grie-
chiſch [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Acacia Æ-
gyptiaca, Acacia vera, I. B. Acacia foliis
ſcorpioidis leguminoſæ, C. B. Acacia Dioſcorid.
Ger.
Jtaliaͤniſch/ Acacia.

Geſtalt.

Der Egyptiſche Schotendorn iſt in der
groͤſſe des Maulbeerbaums/ ein dornichter/
ſtaudichter und krummer Baum/ hat ein
dunckel-aͤſchfarbe Rinde/ und bleichgelbes
Holtz: die Blaͤtter vergleichen ſich den Lin-
ſenblaͤttern/ ſtehen gegen einander uͤber/ und
ſind ſehr haͤuffig an den aͤſtlein. Die Bluͤ-
the iſt gelb/ ſehr ſchoͤn/ wolriechend/ rund
wie ein kuͤgelein zuſammen gedrungen/ und
ſo groß/ als kleine Kirſchen/ mit unzahlba-
ren faͤſerlein/ ſo ſtaub von ſich werffen/ ge-
zieret; Auß dieſer Bluͤthe wachſen Schoten
auß/ den ſchoten der Feigbonen nicht unaͤn-
lich/ ſchwartzbraun an der farb/ lang/ und
ins gemein mit 8. biß 10. braunroten/ in ſon-
derbahren hoͤlen verſchloſſenen ſamen ange-
fuͤllet. Auß den unreiffen ſchoten und ſamen
wird ein ſafft gemacht/ und an der Sonnen
getrucknet/ den nennet man auch Acaciæ
ſuccum,
wiewohl man jhn ſelten warhafftig
zu uns bringet/ denn die Acacia, ſo jetzt die
Apothecker brauchen/ iſt ein ſafft von den
Schlehen: dieweil aber dieſer ſehr zuſammen-
ziehet/ wird er nicht vnbillich an ſtatt des
wahren Acaciæ genommen. Der ſafft ſoll er-
wehlet werden/ welcher ſchwartzlicht und
bleichroth iſt/ auch einen guten geruch hat.

Eigenſchafft.

Dieſer Baum/ und ſonderlich der davon
gebrauchte ſafft hat viel waſſerichte/ mit
herbem rauchem ſaltz vermiſchte/ auch ir-
diſche theil in ſich/ und dadurch die krafft zu
kuͤhlen und zuſam̃enzuziehen. Wird von den
alten fuͤr kuͤhlend und trucknend gehalten.

Umb ſich
freſſende
geſchwaͤr.
Naͤgel- ge-ſchwaͤr.
Gebrauch.

Dieſer ſafft hilfft wider die Geſchwaͤr/ ſo
weiter umb ſich freſſen/ und dienet auch zu
den Geſchwaͤren der Naͤgeln.

Arabiſch Gummi/ Gummi
Arabicum.

Auß dem Egyptiſchen Schotendorn
flieſſet nach vieler meinung das ſo genannte
Arabiſche Gummi/ Gummi Arabicum, wel-
ches eine alcaliſche/ ſchwefelichte Natur
in ſich neben etlichen fluͤchtigen ſaltz-theilen
hat; dadurch es die Eigenſchafft erworben/
zu loͤſen/ zu erweichen/ zu vertheilen/ und die
ſchaͤrffe der feuchtigkeit zu linderen.

Arabiſch Gummi zu reinem pulver ge-
ſtoſſen/ und eines halben quintleins ſchwer
Raucher
hals.
Morgens und Abends in warmer Kuͤhe-
milch genom̃en/ vertreibt den rauchen hals/
Schleim
der bruſt.
Schaͤrſſe
des harns.
Harn-
ſtrenge.
erweichet den ſchleim der Bruſt/ macht ihn
außwerffen/ benimt dem heiſſen Harn ſeine
ſchaͤrffe/ und linderet die Harnſtrenge. Weñ
man es neben anderen ſachen in Pilulein
formieret/ und davon taͤglich eingibet/ ſo
mag es den zehen ſchleim der Bruſt erduͤn-
neren vnd verzehren.

Arabiſches Gum̃i zerlaſſen/ auff ein tuch
[Spaltenumbruch] geſtrichen/ und uͤber die Huͤner-augen ge-Huͤner-
augen.

legt/ zertheilet ſie nach und nach.

Ein ander Geſchlecht Acaciæ.

Ein ander Geſchlecht Acaciæ, welches bild-
nuß wir auch hier abgemahlet/ waͤchſt in J-
talien/ iſt viel kleiner und zarter als das er-
ſte/ nidrig und ſtachlich. Diſes Baͤumlein
hat blaͤtter wie Rauten/ ſeinſame iſt kleiner
als der Linſen/ und ligt in Schoͤtlein ver-
ſchloſſen/ im Herbſt wird er zeitig/ hat auch
einen zuſammenziehenden Geſchmack. Die
Schoten haben einen Goldglantz/ ſo man
ſie an die Sonnen haltet.



CAPUT CII.
[Abbildung] Schaffmuͤllen. Vitex.
Namen.

SChaffmuͤllen/ Keuſchbaum/ oder
Abrahamsbaum/ heiſſet Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Vitex,
Agnus caſtus, Salix amerina.
Jtaliaͤniſch/
Vitex, Agno caſto. Frantzoͤſiſch/ Arbre appellé
Agnus caſtus.
Spaniſch/ Gatillo caſto, Arbol
del paradyſo, Agno caſto, Sauzegatillo, Pimien-
to.
Engliſch/ The Chaſt-tree.

Geſchlecht und Geſtalt.

Schaffmuͤllen iſt zweyer Geſchlecht/ nem-
lich groß und klein. Die groſſe waͤchſt auff
wie ein Baum im anfang/ jedoch wenn er
aͤlter wird/ pfleget er ſich widerumb zu kruͤm-
men/ hat geaͤhrete und purpurweiſſe Blumen
wie der Lavendel/ ſo im Augſtmonat erſt ſich
ſehen laſſen. Die kleine traget mehr Zweyge/
waͤchſt wie ein Strauch/ die Bluͤhte iſt
purpurfarb. Beyder Geſchlecht blaͤtter ver-
gleichen ſich dem Weidenlaub/ ſind graw-
licht/ weich/ und hangen je fuͤnff an einem
zoll-langen Stiel/ wie im Fuͤnffingerkraut/
ſind bißweilen an dem umkreiß zerkerfft:
bringen viel runden gelblichten ſamen/ in ge-

ſtalt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0216" n="200"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Er&#x017F;te Buch/</hi> </fw><lb/>
          <cb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>Gypti&#x017F;cher Schotendorn heißt Grie-<lb/>
chi&#x017F;ch <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Acacia Æ-<lb/>
gyptiaca, Acacia vera, <hi rendition="#i">I. B.</hi> Acacia foliis<lb/>
&#x017F;corpioidis legumino&#x017F;æ, <hi rendition="#i">C. B.</hi> Acacia Dio&#x017F;corid.<lb/><hi rendition="#i">Ger.</hi></hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Acacia.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Egypti&#x017F;che Schotendorn i&#x017F;t in der<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des Maulbeerbaums/ ein dornichter/<lb/>
&#x017F;taudichter und krummer Baum/ hat ein<lb/>
dunckel-a&#x0364;&#x017F;chfarbe Rinde/ und bleichgelbes<lb/>
Holtz: die Bla&#x0364;tter vergleichen &#x017F;ich den Lin-<lb/>
&#x017F;enbla&#x0364;ttern/ &#x017F;tehen gegen einander u&#x0364;ber/ und<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ehr ha&#x0364;uffig an den a&#x0364;&#x017F;tlein. Die Blu&#x0364;-<lb/>
the i&#x017F;t gelb/ &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n/ wolriechend/ rund<lb/>
wie ein ku&#x0364;gelein zu&#x017F;ammen gedrungen/ und<lb/>
&#x017F;o groß/ als kleine Kir&#x017F;chen/ mit unzahlba-<lb/>
ren fa&#x0364;&#x017F;erlein/ &#x017F;o &#x017F;taub von &#x017F;ich werffen/ ge-<lb/>
zieret; Auß die&#x017F;er Blu&#x0364;the wach&#x017F;en Schoten<lb/>
auß/ den &#x017F;choten der Feigbonen nicht una&#x0364;n-<lb/>
lich/ &#x017F;chwartzbraun an der farb/ lang/ und<lb/>
ins gemein mit 8. biß 10. braunroten/ in &#x017F;on-<lb/>
derbahren ho&#x0364;len ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen &#x017F;amen ange-<lb/>
fu&#x0364;llet. Auß den unreiffen &#x017F;choten und &#x017F;amen<lb/>
wird ein &#x017F;afft gemacht/ und an der Sonnen<lb/>
getrucknet/ den nennet man auch <hi rendition="#aq">Acaciæ<lb/>
&#x017F;uccum,</hi> wiewohl man jhn &#x017F;elten warhafftig<lb/>
zu uns bringet/ denn die <hi rendition="#aq">Acacia,</hi> &#x017F;o jetzt die<lb/>
Apothecker brauchen/ i&#x017F;t ein &#x017F;afft von den<lb/>
Schlehen: dieweil aber die&#x017F;er &#x017F;ehr zu&#x017F;ammen-<lb/>
ziehet/ wird er nicht vnbillich an &#x017F;tatt des<lb/>
wahren <hi rendition="#aq">Acaciæ</hi> genommen. Der &#x017F;afft &#x017F;oll er-<lb/>
wehlet werden/ welcher &#x017F;chwartzlicht und<lb/>
bleichroth i&#x017F;t/ auch einen guten geruch hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Baum/ und &#x017F;onderlich der davon<lb/>
gebrauchte &#x017F;afft hat viel wa&#x017F;&#x017F;erichte/ mit<lb/>
herbem rauchem &#x017F;altz vermi&#x017F;chte/ auch ir-<lb/>
di&#x017F;che theil in &#x017F;ich/ und dadurch die krafft zu<lb/>
ku&#x0364;hlen und zu&#x017F;am&#x0303;enzuziehen. Wird von den<lb/>
alten fu&#x0364;r ku&#x0364;hlend und trucknend gehalten.</p><lb/>
            <note place="left">Umb &#x017F;ich<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
ge&#x017F;chwa&#x0364;r.<lb/>
Na&#x0364;gel- ge-&#x017F;chwa&#x0364;r.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;er &#x017F;afft hilfft wider die Ge&#x017F;chwa&#x0364;r/ &#x017F;o<lb/>
weiter umb &#x017F;ich fre&#x017F;&#x017F;en/ und dienet auch zu<lb/>
den Ge&#x017F;chwa&#x0364;ren der Na&#x0364;geln.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Arabi&#x017F;ch Gummi/</hi> <hi rendition="#aq">Gummi<lb/>
Arabicum.</hi> </head><lb/>
              <p>Auß dem Egypti&#x017F;chen Schotendorn<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;et nach vieler meinung das &#x017F;o genannte<lb/>
Arabi&#x017F;che Gummi/ <hi rendition="#aq">Gummi Arabicum,</hi> wel-<lb/>
ches eine alcali&#x017F;che/ &#x017F;chwefelichte Natur<lb/>
in &#x017F;ich neben etlichen flu&#x0364;chtigen &#x017F;altz-theilen<lb/>
hat; dadurch es die Eigen&#x017F;chafft erworben/<lb/>
zu lo&#x0364;&#x017F;en/ zu erweichen/ zu vertheilen/ und die<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rffe der feuchtigkeit zu linderen.</p><lb/>
              <p>Arabi&#x017F;ch Gummi zu reinem pulver ge-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und eines halben quintleins &#x017F;chwer<lb/><note place="left">Raucher<lb/>
hals.</note>Morgens und Abends in warmer Ku&#x0364;he-<lb/>
milch genom&#x0303;en/ vertreibt den rauchen hals/<lb/><note place="left">Schleim<lb/>
der bru&#x017F;t.<lb/>
Scha&#x0364;r&#x017F;&#x017F;e<lb/>
des harns.<lb/>
Harn-<lb/>
&#x017F;trenge.</note>erweichet den &#x017F;chleim der Bru&#x017F;t/ macht ihn<lb/>
außwerffen/ benimt dem hei&#x017F;&#x017F;en Harn &#x017F;eine<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;rffe/ und linderet die Harn&#x017F;trenge. Weñ<lb/>
man es neben anderen &#x017F;achen in Pilulein<lb/>
formieret/ und davon ta&#x0364;glich eingibet/ &#x017F;o<lb/>
mag es den zehen &#x017F;chleim der Bru&#x017F;t erdu&#x0364;n-<lb/>
neren vnd verzehren.</p><lb/>
              <p>Arabi&#x017F;ches Gum&#x0303;i zerla&#x017F;&#x017F;en/ auff ein tuch<lb/><cb/>
ge&#x017F;trichen/ und u&#x0364;ber die Hu&#x0364;ner-augen ge-<note place="right">Hu&#x0364;ner-<lb/>
augen.</note><lb/>
legt/ zertheilet &#x017F;ie nach und nach.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Ein ander Ge&#x017F;chlecht</hi> <hi rendition="#aq">Acaciæ.</hi> </head><lb/>
              <p>Ein ander Ge&#x017F;chlecht <hi rendition="#aq">Acaciæ,</hi> welches bild-<lb/>
nuß wir auch hier abgemahlet/ wa&#x0364;ch&#x017F;t in J-<lb/>
talien/ i&#x017F;t viel kleiner und zarter als das er-<lb/>
&#x017F;te/ nidrig und &#x017F;tachlich. Di&#x017F;es Ba&#x0364;umlein<lb/>
hat bla&#x0364;tter wie Rauten/ &#x017F;ein&#x017F;ame i&#x017F;t kleiner<lb/>
als der Lin&#x017F;en/ und ligt in Scho&#x0364;tlein ver-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ im Herb&#x017F;t wird er zeitig/ hat auch<lb/>
einen zu&#x017F;ammenziehenden Ge&#x017F;chmack. Die<lb/>
Schoten haben einen Goldglantz/ &#x017F;o man<lb/>
&#x017F;ie an die Sonnen haltet.</p>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CII</hi>.</hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Schaffmu&#x0364;llen.</hi> <hi rendition="#aq">Vitex.</hi> </hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Chaffmu&#x0364;llen/ Keu&#x017F;chbaum/ oder<lb/>
Abrahamsbaum/ hei&#x017F;&#x017F;et Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Vitex,<lb/>
Agnus ca&#x017F;tus, Salix amerina.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Vitex, Agno ca&#x017F;to.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Arbre appellé<lb/>
Agnus ca&#x017F;tus.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Gatillo ca&#x017F;to, Arbol<lb/>
del parady&#x017F;o, Agno ca&#x017F;to, Sauzegatillo, Pimien-<lb/>
to.</hi> Engli&#x017F;ch/ The Cha&#x017F;t-tree.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chlecht und Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Schaffmu&#x0364;llen i&#x017F;t zweyer Ge&#x017F;chlecht/ nem-<lb/>
lich groß und klein. Die gro&#x017F;&#x017F;e wa&#x0364;ch&#x017F;t auff<lb/>
wie ein Baum im anfang/ jedoch wenn er<lb/>
a&#x0364;lter wird/ pfleget er &#x017F;ich widerumb zu kru&#x0364;m-<lb/>
men/ hat gea&#x0364;hrete und purpurwei&#x017F;&#x017F;e Blumen<lb/>
wie der Lavendel/ &#x017F;o im Aug&#x017F;tmonat er&#x017F;t &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en. Die kleine traget mehr Zweyge/<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t wie ein Strauch/ die Blu&#x0364;hte i&#x017F;t<lb/>
purpurfarb. Beyder Ge&#x017F;chlecht bla&#x0364;tter ver-<lb/>
gleichen &#x017F;ich dem Weidenlaub/ &#x017F;ind graw-<lb/>
licht/ weich/ und hangen je fu&#x0364;nff an einem<lb/>
zoll-langen Stiel/ wie im Fu&#x0364;nffingerkraut/<lb/>
&#x017F;ind bißweilen an dem umkreiß zerkerfft:<lb/>
bringen viel runden gelblichten &#x017F;amen/ in ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;talt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0216] Das Erſte Buch/ Namen. EGyptiſcher Schotendorn heißt Grie- chiſch _. Lateiniſch/ Acacia Æ- gyptiaca, Acacia vera, I. B. Acacia foliis ſcorpioidis leguminoſæ, C. B. Acacia Dioſcorid. Ger. Jtaliaͤniſch/ Acacia. Geſtalt. Der Egyptiſche Schotendorn iſt in der groͤſſe des Maulbeerbaums/ ein dornichter/ ſtaudichter und krummer Baum/ hat ein dunckel-aͤſchfarbe Rinde/ und bleichgelbes Holtz: die Blaͤtter vergleichen ſich den Lin- ſenblaͤttern/ ſtehen gegen einander uͤber/ und ſind ſehr haͤuffig an den aͤſtlein. Die Bluͤ- the iſt gelb/ ſehr ſchoͤn/ wolriechend/ rund wie ein kuͤgelein zuſammen gedrungen/ und ſo groß/ als kleine Kirſchen/ mit unzahlba- ren faͤſerlein/ ſo ſtaub von ſich werffen/ ge- zieret; Auß dieſer Bluͤthe wachſen Schoten auß/ den ſchoten der Feigbonen nicht unaͤn- lich/ ſchwartzbraun an der farb/ lang/ und ins gemein mit 8. biß 10. braunroten/ in ſon- derbahren hoͤlen verſchloſſenen ſamen ange- fuͤllet. Auß den unreiffen ſchoten und ſamen wird ein ſafft gemacht/ und an der Sonnen getrucknet/ den nennet man auch Acaciæ ſuccum, wiewohl man jhn ſelten warhafftig zu uns bringet/ denn die Acacia, ſo jetzt die Apothecker brauchen/ iſt ein ſafft von den Schlehen: dieweil aber dieſer ſehr zuſammen- ziehet/ wird er nicht vnbillich an ſtatt des wahren Acaciæ genommen. Der ſafft ſoll er- wehlet werden/ welcher ſchwartzlicht und bleichroth iſt/ auch einen guten geruch hat. Eigenſchafft. Dieſer Baum/ und ſonderlich der davon gebrauchte ſafft hat viel waſſerichte/ mit herbem rauchem ſaltz vermiſchte/ auch ir- diſche theil in ſich/ und dadurch die krafft zu kuͤhlen und zuſam̃enzuziehen. Wird von den alten fuͤr kuͤhlend und trucknend gehalten. Gebrauch. Dieſer ſafft hilfft wider die Geſchwaͤr/ ſo weiter umb ſich freſſen/ und dienet auch zu den Geſchwaͤren der Naͤgeln. Arabiſch Gummi/ Gummi Arabicum. Auß dem Egyptiſchen Schotendorn flieſſet nach vieler meinung das ſo genannte Arabiſche Gummi/ Gummi Arabicum, wel- ches eine alcaliſche/ ſchwefelichte Natur in ſich neben etlichen fluͤchtigen ſaltz-theilen hat; dadurch es die Eigenſchafft erworben/ zu loͤſen/ zu erweichen/ zu vertheilen/ und die ſchaͤrffe der feuchtigkeit zu linderen. Arabiſch Gummi zu reinem pulver ge- ſtoſſen/ und eines halben quintleins ſchwer Morgens und Abends in warmer Kuͤhe- milch genom̃en/ vertreibt den rauchen hals/ erweichet den ſchleim der Bruſt/ macht ihn außwerffen/ benimt dem heiſſen Harn ſeine ſchaͤrffe/ und linderet die Harnſtrenge. Weñ man es neben anderen ſachen in Pilulein formieret/ und davon taͤglich eingibet/ ſo mag es den zehen ſchleim der Bruſt erduͤn- neren vnd verzehren. Raucher hals. Schleim der bruſt. Schaͤrſſe des harns. Harn- ſtrenge. Arabiſches Gum̃i zerlaſſen/ auff ein tuch geſtrichen/ und uͤber die Huͤner-augen ge- legt/ zertheilet ſie nach und nach. Huͤner- augen. Ein ander Geſchlecht Acaciæ. Ein ander Geſchlecht Acaciæ, welches bild- nuß wir auch hier abgemahlet/ waͤchſt in J- talien/ iſt viel kleiner und zarter als das er- ſte/ nidrig und ſtachlich. Diſes Baͤumlein hat blaͤtter wie Rauten/ ſeinſame iſt kleiner als der Linſen/ und ligt in Schoͤtlein ver- ſchloſſen/ im Herbſt wird er zeitig/ hat auch einen zuſammenziehenden Geſchmack. Die Schoten haben einen Goldglantz/ ſo man ſie an die Sonnen haltet. CAPUT CII. [Abbildung Schaffmuͤllen. Vitex. ] Namen. SChaffmuͤllen/ Keuſchbaum/ oder Abrahamsbaum/ heiſſet Griechiſch/ __. Lateiniſch/ Vitex, Agnus caſtus, Salix amerina. Jtaliaͤniſch/ Vitex, Agno caſto. Frantzoͤſiſch/ Arbre appellé Agnus caſtus. Spaniſch/ Gatillo caſto, Arbol del paradyſo, Agno caſto, Sauzegatillo, Pimien- to. Engliſch/ The Chaſt-tree. Geſchlecht und Geſtalt. Schaffmuͤllen iſt zweyer Geſchlecht/ nem- lich groß und klein. Die groſſe waͤchſt auff wie ein Baum im anfang/ jedoch wenn er aͤlter wird/ pfleget er ſich widerumb zu kruͤm- men/ hat geaͤhrete und purpurweiſſe Blumen wie der Lavendel/ ſo im Augſtmonat erſt ſich ſehen laſſen. Die kleine traget mehr Zweyge/ waͤchſt wie ein Strauch/ die Bluͤhte iſt purpurfarb. Beyder Geſchlecht blaͤtter ver- gleichen ſich dem Weidenlaub/ ſind graw- licht/ weich/ und hangen je fuͤnff an einem zoll-langen Stiel/ wie im Fuͤnffingerkraut/ ſind bißweilen an dem umkreiß zerkerfft: bringen viel runden gelblichten ſamen/ in ge- ſtalt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/216
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/216>, abgerufen am 29.03.2024.